Kultur

Nur im römischen Deutschland zu finden

Archäologen entdecken Teile einer römischen Jupiter-Gigantensäule in Neuenheim

Was da zu Tage trat, übertraf alle Erwartungen: Bei jüngsten Grabungen in Neuenheim haben Archäologen des Kurpfälzischen Museums Teile einer römischen Jupiter-Gigantensäule entdeckt.

Dr. Renate Ludwig mit dem sensationellen Fund (Foto: Rothe)
Dr. Renate Ludwig mit dem sensationellen Fund (Fotos: Rothe)

Weil Heidelberg, genau genommen Neuenheim, ein römischer Militärstützpunkt war, weckt ein Bauantrag mit Bodenarbeiten bei Archäologen immer Hoffnung auf interessante Funde. Das ist jetzt, zwischen Werder- und Keplerstraße, der Fall, wo um 79 nach Christus das Ostkastell gelegen hatte. Dort vorbei führte auch eine bedeutende Fern- und Handelsstraße mit der Römerbrücke über den Neckar.

Zunächst meldete Grabungsleiter Einhard Kemmet den Fund von mehreren Gruben mit grünlich, speckigen Ablagerungen, welche an mittelalterliche Latrinen erinnerten. In Verbindung mit jeder Menge Rinderhörnern im Fundmaterial ließ das jedoch auf eine Gerberei schließen. „Das war auch schon eine archäologische Sensation, weil bis dato nur zwei römische Gerbereien nördlich der Alpen bekannt sind“, so Dr. Renate Ludwig, Leiterin der Archäologie im Kurpfälzischen Museum.

Die Überraschung kam Wochen später, als das Fragment einer Jupiter-Gigantensäule ans Licht befördert wurde. Sie zeigt den Göttervater Jupiter reitend über einem gestürzten Giganten (also als Sieger im Kampf um die Weltherrschaft). Eine Darstellung, die in der klassischen Antike unbekannt und nur im römischen Deutschland zu finden ist. Damit wurden die wichtigsten Götter auf einem Denkmal vereint. Man geht davon aus, dass die frühen Christen diese Darstellungen unkenntlich machten, um die Macht der heidnischen Gottheiten zu bannen, und diese Säule im Kastellgraben versenkten. Zur Freude der Archäologen wurde zwei Tage später auch der vollständige Sockel gefunden und am Freitag auch die dazugehörige Säule. Nun hofft man, weitere Teile (Viergötterstein, Inschrift und Kapitell mit vier Wochengöttern) bergen und wieder zusammenfügen zu können. Die Nachbildung einer ähnlichen Gigantensäule ist im Garten des Kurpfälzischen Museums zu sehen. „Die Grabung geht so lange weiter, wie man behauene Steine im Erdreich findet, wenn das die letzten Steine waren, schließen wir die Grabung am Freitag ab“, so Dr. Renate Ludwig. (doh)