Stadt & Leute
Gemeinsam Perspektiven schaffen
Alleinerziehende suchten nach Lösungen für die Probleme und Sorgen ihrer Familien
Am Anfang der gemeinsamen Veranstaltung von Diakonischem Werk und Stadt Heidelberg standen zwei Zahlen: 30,1 Prozent der Kinder in Heidelberg wachsen überwiegend oder ausschließlich bei nur einem Elternteil auf. Und: Zu über 80 Prozent leisten die Mütter die Erziehungsarbeit.
Diese Zahlen lösten auch unter den über 30 Alleinerziehenden Erstaunen aus, die der Einladung in den Saal der Providenzgemeinde gefolgt waren, um sich gemeinsam mit ihrer Situation auseinander zu setzen, Wünsche zu äußern, Ziele und Lösungen zu erarbeiten. Gekommen waren auch Vertreterinnen des Jugendamtes, des Arbeitsamtes, des Gemeinderates und anderer Einrichtungen.
„Allein mit Kind in Heidelberg – gemeinsam Perspektiven schaffen“ war das Motto des Nachmittags, bei dem schnell folgende Themen zur Sprache kamen:
Bessere Kinderbetreuung, um Beruf und Familie zu vereinbaren, sei oft nur ein Wunsch. Denn viele Arbeitgeber verweigerten Teilzeitlösungen. Bezahlbaren Wohnraum zu finden, sei an sich schon schwer. Wenn aber Vermieter „allein erziehend“ hörten, sei die gerade noch freie Wohnung plötzlich vergeben.
Niedrige Einkommen sind ein weiteres Problem: „Alles reduziert sich auf ein Minimum, das wirkt sich aufs Selbstbewusstsein aus.“ Dazu Charlotte Geretschläger vom Diakonischen Werk, die seit Jahren mit Alleinerziehenden arbeitet: „Alleinerziehende sind geschickte Familienmanager. Sie können improvisieren und haben eine hohe soziale Kompetenz“.
Von den Teilnehmerinnen gewünscht wurde eine zentrale Beratungsstelle für Ein-Eltern-Familien. Stadträtin Susanne Bock deutete an, dass es Überlegungen gebe, die im Bereich Altenarbeit vorhandene IAV-Stelle (Informations-, Anlauf- und Vermittlungsstelle) entsprechend zu erweitern.
Anklang fand der Vorschlag eines „Kinderhotels“ zur kurzfristigen Aufnahme von Kindern, wenn die Betreuung einmal „klemmt“. Stadträtin Lore Vogel hielt flexiblere Öffnungszeiten der Kindertagesstätten für hilfreich. Neue Betreuungslücken sah sie aufgrund der verlängerten Öffnungszeiten im Einzelhandel.
Während die Betreuung von Grundschulkindern in der Regel zufriedenstellend funktioniere, hapere es damit ab der 5. Klasse. Das Land müsse daher mehr Ganztagesschulen anbieten und mehr Lehrerstellen einrichten, war eine weitere Forderung der Konferenzteilnehmer/innen.
Zu den Ideen, die während der Gespräche geboren wurden, gehört eine Plakataktion zur Imageverbesserung der Alleinerziehenden. Heidi Farrenkopf, Geschäftsführerin des Diakonischen Werks, dankte für die Anregungen. Das Diakonische Werk wolle sich für deren Umsetzung einsetzen. (br.)