Stimmen aus dem Gemeinderat
SPD
Margrit Nissen
Rettet unser Theater – zerstört es nicht!
Man war sich allseits einig: Um eine Schließung des Theaters zu verhindern, muss es saniert werden. Die maroden Hintergebäude, auch darüber war man sich einig, sind nicht zu retten, ein kompletter Neubau der Funktionsflächen ist das Vernünftigste. Der Theatersaal sollte technisch aufgerüstet und das Dach erneuert werden (Variante 2a). So lautete auch der Auftrag des Gemeinderats an die Verwaltung. Daraufhin wurde ein renommiertes Büro mit der Erstellung eines Raum- und Funktionsprogramms beauftragt als Grundlage für den nachfolgenden Architektenwettbewerb. Der eingereichte Vorschlag erschien der Verwaltung als zu üppig, sie vergab die gleiche Aufgabe für eine reduzierte Version an ein 2. Büro.
Was kam dabei heraus? Die Idee, einen gänzlich neuen Zuschauerraum im Bereich des alten Bühnenhauses zu bauen. Zwar lautete der Auftrag so nicht, aber gegen neue Ideen ist ja grundsätzlich nichts einzuwenden. Nur in diesem Falle ist es eine wahrhaft „zündende Idee“, weil sie gefährlichen Sprengstoff enthält: sie entwürdigt den historischen Theatersaal, indem sie ihm das Wesentliche nimmt, ihn letztlich überflüssig macht. Sie degradiert einen festlichen, allein für Zuschauer konzipierten Raum zur Attrappe, zu einem „Durchgangsraum“, genannt Foyer. Eilfertig werden für dieses Foyer auch ein paar Vorstellungen für einen eher entbehrlichen Spielbetrieb kreiert – etwa um das Denkmalamt zu gewinnen?
Vergleichbar ist der ganze Vorgang in wichtigen Punkten mit dem des Alten Hallenbades. Als man damals beschloss, das Wasser abzulassen, war der Niedergang des Bades besiegelt. Jetzt wird es womöglich zu einem Schleuderpreis verkauft und „irgendwie für irgendwas“ genutzt. Das Verstörende bei dem Projekt Theatersanierung ist, dass die ins Spiel gebrachte Idee des neuen Zuschauerraums offenbar das Ende der Solidarität herbeigeführt hat, dass sich Fronten bei diesem Gemeinschaftsprojekt der Bürgerschaft entwickeln. Da die neue Idee bei der Bearbeitung des Auftrags von dem Planungsbüro unverkennbar favorisiert wurde, blockiert sie inzwischen eine unparteiische Auseinandersetzung um eine angemessene Ertüchtigung des historischen Theatersaals. Variante 2b, neuer Zuschauerraum, hat nämlich aus Sicht der Planer keinerlei Nachteile. Auch die fast identischen Kostenschätzungen für beide Varianten machen stutzig. Die laufende Lobbyarbeit für Variante 2b hinter den Kulissen ist inzwischen schon so erfolgreich, dass sich der Aufruf: „Rettet unser (altes) Theater!“ unter der Hand verwandelt hat in den Aufruf: „Baut uns ein neues Theater!“ Das heißt im Klartext: Weg mit dem historischen Theatersaal. Haben die vielen Spender dafür ihr Geld gegeben?? In den Ausschusssitzungen traten überraschenderweise bisher nur SPD-Mitglieder der Fraktion für den Erhalt des historischen Theatersaals ein – die Partei, der die Schulsanierungen eigentlich das wichtigste Anliegen sind.
Veranstaltungshinweis: Die SPD-Fraktion lädt ein zum Fachgespräch „Kommunaler Integrationsplan für und mit MigrantInnen“ am Freitag, 27. April, 18 Uhr, Bibliothek des DAI, Sofienstr.12. Weitere Informationen unter: www.spd-fraktion-heidelberg.de