Kultur
Große Bühne für die Zukunft des Theaters
Experten stellen Sanierungspläne vor – Rege Diskussion bei der öffentlichen Informationsveranstaltung im Theater
Vor voll besetztem Haus haben Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner und zahlreiche Fachleute der Öffentlichkeit am vergangenen Sonntag, 15. April, die verschiedenen Sanierungsmodelle für das Heidelberger Theater präsentiert. Knapp eine Stunde lang diskutierte das Publikum anschließend teils recht emotional über die Varianten.
Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner lobte den Einsatz des Bürgerkomitees zur Rettung des Heidelberger Theaters e.V. und betonte: „Das Theater ist für die Bürgerinnen und Bürger da! Ich wünsche mir deshalb sehr, dass die Pläne nicht nur im Stadtrat diskutiert werden.“
Im Verlauf der Veranstaltung sorgte das Publikum für den vom Oberbürgermeister gewünschten regen Austausch. Dabei kristallisierte sich schnell heraus, dass die anwesenden Heidelberger/innen zwei Varianten favorisieren: Variante 2a und Variante 2b (beziehungsweise „Gastronomie plus“-Variante 3). Damit steht – vereinfacht gesagt - die Entscheidung an, ob der Zuschauerraum als Zuschauerraum erhalten bleiben soll (2a) oder ob ein neuer Zuschauerraum gebaut werden und der jetzige Raum als Foyer beziehungsweise weiterer Veranstaltungsraum genutzt werden soll (2b).
In zahlreichen Wortmeldungen äußerte sich die Besucher/innen der Informationsveranstaltung unter anderem zu Vor- und Nachteilen der jeweiligen Varianten, meldeten Bedenken bezüglich der Finanzierung an, äußerten sich zu möglichen Ausweichspielstätten, forderten das Mitspracherecht der Bürger/innen ein und hatten Fragen zur Akustik und zur Zukunft des Theaters.
Für eine detaillierte, verständliche Diskussionsgrundlage sorgten die anwesenden Experten. Als Vertreter der Stadt Heidelberg waren Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner und Xenia Hirschfeld, Leiterin des städtischen Gebäudemanagements, anwesend. Diplom-Ingenieur Mirco Beutelspacher stellte die Grobkostenschätzung des Stuttgarter Büros Drees & Sommer vor. Eine Analyse zum Raumbedarf präsentierte Prof. Uwe Belzner, Architekt und Stadtplaner Gregor Bäumle vom Darmstädter Büro Stadtbauplan informierte über mögliche Ausweichspielstätten. Die Sicht aus künstlerischer Perspektive schilderte Intendant Peter Spuhler. Manfred Fritz, RNZ-Chefredakteur und Vorsitzender des Bürgerkomitees, moderierte die Veranstaltung.
Wie geht es weiter?
Noch vor dem Sommer entscheidet der Gemeinderat über die Zukunft des Theaters. In nichtöffentlicher Sitzung haben Bau- und Kulturausschuss gleich nach der Infoveranstaltung im Theater am 17. April getagt. Der Haupt- und Finanzausschuss beschäftigt sich am 25. April öffentlich mit dem Thema. Am 3. Mai soll die Entscheidung fallen. Dann beschließt der Gemeinderat in öffentlicher Sitzung, in welchem Umfang das Theater saniert werden soll. (cba)
"Wir wollen eine Sanierung"
Stimmen zur Zukunft des Theaters
Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner
• "Wir sind für eine maßvolle Sanierung, aber das Notwendige muss gemacht werden. Dafür stehen die Varianten 2a und 2b."
• "Wir reden über sehr viel Geld, doch das Signal aus dem Gemeinderat lautet: Wir wollen eine Sanierung, es geht nur noch darum, wie."
• "Der Zuschauersaal bleibt auf jeden Fall erhalten."
RNZ-Chefredakteur und Moderator Manfred Fritz
• "Die Theatersanierung ist eine der wichtigsten kulturpolitischen Weichenstellungen für Heidelberg."
• "Wir spielen keine Großprojekte gegeneinander aus."
• "Wir brauchen ein intelligentes Finanzierungsmodell, bei dem so wenig wie möglich an der Stadt hängenbleibt."
Intendant Peter Spuhler
• "Das ist meine Herzensangelegenheit: Das Konzept soll auch für die nächsten 50 Jahre noch Sinn machen."
• "Das Theater gehört in die Altstadt, ins Zentrum Heidelbergs."
• "Der Gastronomiebereich (Variante 3), in dem eine Begegnung zwischen Publikum und Künstlern möglich ist, wird heute vom Publikum erwartet."
Prof. Uwe Belzner, Architekt
• "Die geplanten Flächen entsprechen dem derzeit modernen Stand und reichen für die nächsten 50 Jahre aus. Zukünftig ist der erhöhte Einsatz von Medien zu berücksichtigen; dafür ist aber nicht mehr Raum notwendig."
Viermal Theater
Die Sanierungsvarianten im Überblick
Variante 1
Sanierung des Bestandes nach gesetzlichen Erfordernissen: Anpassung der Haustechnik an Sicherheits- und Brandschutzvorgaben. Die Variante sieht eine Verkleinerung der Bühne vor. Maximal 371 uneingeschränkt nutzbare Plätze würden erhalten. Wegen der notwendigen Reduzierung der Portalbreite würde der Austausch von Produktionen (z.B. Tanztheater Freiburg-Heidelberg) in Frage stehen. Die Variante soll nicht weiter verfolgt werden.
Variante 2a
Konzentration der Theaterfunktionen am Standort. Der jetzige Zuschauerraum bleibt unverändert. Die denkmalgeschützten Gebäudeteile Zuschauerhaus, Theaterstraße 4 und 8, Friedrichstraße 5 und Glasfoyer bleiben erhalten. Die Hauptbühne wird vergrößert. Zugang und Foyer bleiben allerdings unverändert. Dezentrale Probebühnen werden konzentriert. Unveränderte Situation für Zuschauer. Verbesserte Situation für Bühnenpersonal. Kosten: 33 Millionen Euro.
Variante 2b
Hinter dem jetzigen Bühnenportal wird ein neuer Zuschauerraum mit optimaler Sicht und Akustik errichtet. Der jetzige Zuschauerraum wird Veranstaltungsfläche für Kammermusik etc. Vorteile: Das Theater erhält eine zweite Spielstätte. Der direkte Zugang vom Theaterplatz in das Gebäude ist wieder möglich. Der Orchestergraben erhält eine optimale Größe. Kosten: 34,2 Millionen Euro.
Variante 3
Ähnlich Variante 2b, ergänzt um Gastronomie in den Foyerbereichen. Kosten: 34,9 Millionen Euro.
Variante 4
Neubau eines Theaters an anderem Standort. Mit geschätzten Kosten von etwa 40 bis 50 Millionen Euro die kostspieligste Variante. (eu)