Stimmen aus dem Gemeinderat

SPD

Margrit Nissen

Ist der Ruf erst ruiniert…

Margrit Nissen

…baut es sich ganz ungeniert. Diese abgewandelte Redewendung ist mir eingefallen bei zwei Bauprojekten, die den Gemeinderat passiert haben oder demnächst passieren werden: Die Golfanlage in Eppelheim und die Erweiterung der Wild-Werke. Beide Vorhaben werden auf rund 70 Hektar Ackerland beidseits der A5 zwischen Eppelheim/Pfaffengrund und Patrick-Henry-Village entstehen. Beiden Bauvorhaben ist gemeinsam, dass sie den Zielen der übergeordneten Raumplanung nicht entsprechen. Sie schieben sich beide in einen dort ausgewiesenen „regionalen Grünzug“, außerdem werden schützenswerte landwirtschaftliche Flächen beansprucht. Die Ausweisung solcher Grünzüge dient dem Schutz unbesiedelter Freiräume, die die Funktion haben, den Siedlungsraum zu gliedern und ökologische Ausgleichsfunktionen zu sichern. Das bedeutet u.a., dass hier keine Gebäude entstehen sollten, weil diese freien Flächen äußerst wichtig sind als klimatologische Ausgleichsräume von stark versiegelten bebauten Gebieten(Eppelheim/Pfaffengrund). Der Raumordnungsplan „Unterer Neckar“ von 1994 war mit seinen, den kommunalen Interessen übergeordneten Zielsetzungen, bisher ein gewisser Schutzwall gegen den allmächtigen Landschaftsfraß. Die Wild-Werke z.B. erhielten auf Grund dieses Plans über 20 Jahre lang keine Möglichkeit, sich in diesen Grünzug hinein zu erweitern. Dann kam die Idee auf, dort das Fußballstadion anzusiedeln. Das bracht den Stein ins Rollen. Alle Welt war so begeistert, dass auch der Regionalverband für dieses Projekt plötzlich den Grünzug nicht mehr so wichtig fand und bereit stand, grünes Licht zu geben. Aber, wo ein Fußballstadion entstehen kann, kann mit Fug und Recht auch ein Firmengebäude entstehen, das Clubhaus und die Drivingranch einer Golfanlage, da ist kein grundsätzlicher Unterschied auszumachen.

Man braucht wenig Phantasie, um sich vorzustellen, wie in Zukunft die Begehrlichkeiten anwachsen werden: Der Grünzug erscheint als ein einziges, riesiges Bauerwartungsland. Mit diesen „Vorreiterprojekten“ als Druckmittel werden sich über kurz oder lang alle noch so sinnvollen ökologischen Zielsetzungen in Rauch auflösen.

Wie sollte doch unser Leitspruch in Heidelberg lauten? Wir wollen global denken und lokal handeln. Meist regiert auch uns allein der ökonomische Vorteil.

Veranstaltungshinweis: 3. öffentliche Fraktionssitzung der SPD-Fraktion – ÖFAS: Entwicklungschance Bahnstadt – Chance für die Stadt, Montag, 23.4.07, 18.30 Uhr, Gasthaus Friedensglocke, Güteramtsstraße 1. Weitere Infos: www.spd-fraktion-heidelberg.de