Kultur

„Das ist S(s)pitze...“

12. Internationale Biennale der Spitze in der Textilsammlung Max Berk des Kurpfälzischen Museums

Hier geht es nicht um Deckchen oder Dessous. Die Ausstellung im Ziegelhäuser Textilmuseum stellt die herkömmliche Auffassung von Spitze auf den Kopf. Der unter der Schirmherrschaft von Königin Fabiola von Belgien stehende Wettbewerb präsentiert zeitgenössische textile Kunstwerke mit dem Charakter von Spitze.

Erna van Sambeek fertigte ein „Cocktailkleid“ aus Stecknadeln auf einer Schneiderbüste

„Das ist S(s)pitze, was uns Christine Scherer (Kuratorin der Ausstellung und Jurymitglied) nach Heidelberg gebracht hat“, mit diesem Wortspiel würdigte Dr. Frieder Hepp, Direktor des Kurpfälzischen Museums, die Präsentation in Ziegelhausen. Unter Anwendung der traditionellen Technik, dem Verkreuzen und Drehen von Fäden oder Linien, haben die Künstlerinnen mit allen nur denkbaren Materialien gearbeitet. Sie verwendeten Garn, Metalldraht, Kunststoff, Filz, Papier, Nadeln und Heißkleber. Nicht wenige Exponate verweisen auf eine Auseinandersetzung mit den Problemen unserer Zeit.

So wurde Erna van Sambeeks „Cocktailkleid“ mit dem Ersten Preis ausgezeichnet (Foto). Ihr Stecknadelkleid wirkt nur vordergründig erotisch. Die Motive sind traditionellen türkischen Mustern nachempfunden, mit denen sich die Künstlerin während eines Projektes mit türkischen Migrantinnen in Amsterdam beschäftigte. Die Niederländerin betont weibliche Formen, deren Verhüllung der Islam vorschreibt und verweist damit auf die zwiespältige Rolle der islamischen Frau.

Den Zweiten Preis erhielt die Finnin Raija Jokinen für ihr Werk „The Frost“, ein feines Adernetz, dass auf die Wechselwirkung von Seele und Körper verweist. Ganz in der Tradition asiatischer Papierkunst hat die in Finnland lebende Thailänderin Nithikul Nimkulrat filigrane Kleidungsstücke aus modelliertem und geknotetem Papier hergestellt, für die sie den Dritten Preis erhielt.

„Lassen Sie sich bezaubern“

„Die Biennale zeigt Spitzenergebnisse des Kunsthandwerks“, so Dr. Kristine Scherer. 21 Exponate aus zwölf Ländern (Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Japan, Lettland, den Niederlanden, Polen, Thailand und den USA) wurden aus insgesamt 130 Einsendungen von einer internationalen Jury ausgewählt.

Kulturbürgermeister Dr. Joachim Gerner freute sich, diese Ausstellung in Heidelberg zu eröffnen: „Alte handwerkliche Tradition in moderner Erscheinungsweise zu präsentieren ist das Markenzeichen dieser Biennale. Lassen Sie Sich bezaubern von den Werken.“

Heidelberg ist die zweite Station dieser Wanderausstellung. Bis zum 13. Mai ist sie in der Textilsammlung Max Berk des Kurpfälzischen Museums, Brahmsstraße 8, in Ziegelhausen jeweils Mittwoch, Samstag und Sonntag von 13 bis 18 Uhr zu sehen.  (doh)