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Mit Kindern die Welt entdecken

Warum verwandelt sich im Wasser eine Salzstange in einen Regenwurm? – Naturwissenschaftliche Frühförderung

Ortstermin in der städtischen Kindertagesstätte Adolf-Engelhardt-Straße in Heidelberg-Kirchheim: Klaus Tschira und Manuela Welzel, Professorin für Physik und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule (PH) in Heidelberg präsentieren das von der Klaus Tschira Stiftung geförderte Projekt „Mit Kindern die Welt entdecken“ und geben den Startschuss für das neue Zentrum für naturwissenschaftliche Frühförderung an der PH Heidelberg.

Kindergartenkinder sind von Natur aus neugierig: Kleine Naturforscher in der städtischen Kindertagesstätte Adolf-Engelhardt-Straße (Foto: Rothe)
Kindergartenkinder sind von Natur aus neugierig: Kleine Naturforscher in der städtischen Kindertagesstätte Adolf-Engelhardt-Straße (Foto: Rothe)

Nach kurzer theoretischer Einführung ins Thema durch die Erwachsenen zeigen die Kinder, wie frühkindliche naturwissenschaftliche Auseinandersetzung funktioniert: Wie kommt das Geldstück, ohne es zu berühren, ins Glas? Wie kann man mit Hilfe zweier Spiegel um die Ecke schauen? Wie kann man ein Papiertaschentuch ins Wasser halten, ohne dass es nass wird? Es ist beeindruckend, mit welchem Eifer und vor allem mit welcher Ausdauer die Kinder bei der Sache sind. Wenn der Versuch klappt, strahlen sie übers ganze Gesicht und können erstaunlich gut erklären, was sie gerade herausgefunden haben.

Vor gut eineinhalb Jahren startete Prof. Manuela Welzel das Projekt „Mit Kindern die Welt entdecken“. Mit ihrem Team entwickelte sie ein Konzept für Erzieherinnen, das nicht nur ein gutes Dutzend mehrstündiger Fortbildungen enthält, sondern auch eine individuelle Beratung in den Kindertagesstätten. An der Pilotphase beteiligten sich vier Kindertagesstätten (Kitas) und vier Grundschulen.

In kürzester Zeit entwickelten die Erzieherinnen so viel Interesse an den naturwissenschaftlichen Fragen, dass sie einander mit immer neuen Experimentierideen übertrafen.

Ihre uneingeschränkte Begeisterung übertrug sich schnell auf die Kinder. Seitdem veranstalten sie Wettrennen mit Luftballonraketen, lassen Heißluftballons über Toastern steigen oder Büroklammern wie Wasserläufer treiben. Täglich kommen neue Fragen und eigene Ideen für Versuche hinzu. So untersuchten einige Kinder bei einem gemeinsamen Frühstück, was mit Salzstangen passiert, wenn man sie in Wasser legt. „Sie verwandeln sich in Regenwürmer“, gibt Kita-Leiterin Suse Engelhardt-Feil die eindeutige Erkenntnis ihrer Jungforscher wieder.

Ein Ergebnis aus dem Projekt ist nun das Zentrum für naturwissenschaftliche Frühförderung in der Neuen PH, das am 1. März eröffnet wurde. Hier können ab sofort Erzieher/innen von Kindertagesstätten und Grundschullehrer/innen kostenlos Materialkisten zum Experimentieren und Forschen ausleihen. Zudem gibt es eine kleine Bibliothek mit praxisorientierten Ratgebern und Experimentierbüchern. Ab Juli werden regelmäßig Kurse und Beratungen für Erzieherinnen angeboten.

Wichtig ist Prof. Welzel die Verbindung von der Kita zur Grundschule, damit die frisch geweckte naturwissenschaftliche Neugierde der Kindergartenkinder mit Schuleintritt nicht gleich wieder in einen tiefen Dornröschenschlaf verfällt.

So hat Brigitte Schmelzer, Lehrerin an der Kurpfalz-Grundschule, beobachtet, dass Kinder, die schon im Kindergarten experimentieren und auf Entdeckungsreise gehen durften, sich in der Schule trauen, Dinge in Frage zu stellen und nach Neuem zu suchen. „Andere Kinder – gerade auch die, die von zu Hause schon viel Wissen und Kenntnisse mitbringen – sind da oft gehemmter. Aber irgendwann lassen sie sich doch von der erfrischenden Neugier der anderen anstecken.“

Genau hier liegt der eigentliche Sinn der naturwissenschaftlichen Frühförderung: Neugier wecken, und das so früh wie möglich. „Man muss die lieben Kleinen möglichst früh erwischen. In unserem Schulsystem werden die Kinder häufig erst in der Pubertät mit Physik oder Biologie konfrontiert. Das ist viel zu spät, denn dann sind sie mit völlig anderen Themen beschäftigt – beispielsweise mit dem Erwachsenwerden“, bringt es Klaus Tschira auf den Punkt, derweil ihm gerade drei Kinder erklären, wie man aus Knete und Strohhalmen anständige, gut schwimmende Wasserspinnen baut. (ck)

Weitere Informationen: www.mitkinderndieweltentdecken.de, matbib@ph-heidelberg.de, Telefon 06221 477591.