Stadt & Leute
Weniger S-Bahn und Regionalzüge
IHK, VRN und OB Dr. Eckart Würzner kritisieren Kürzungen im Schienenverkehr
Mit heftiger Kritik haben die Industrie- und Handelskammer (IHK), der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) und Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner auf die Zuschusskürzungen des Landes im regionalen Schienenpersonenverkehr reagiert.
IHK-Geschäftsführer Carl-E. Thiel äußerte auf einer Pressekonferenz in Mannheim seine Besorgnis über die jetzt bekannt gegebenen Kürzungen im Zugverkehr: „Die Streichung von Zügen auf den Strecken Mannheim – Karlsruhe, Mannheim – Biblis, Mannheim – Frankfurt, Heidelberg – Heilbronn und Neckarelz – Osterburken führt zu einem Bruch im Taktgefüge und mindert die Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs insgesamt. Und wir fürchten, dies wird noch nicht das Ende der Verschlechterungen sein.“
Obwohl das Land Baden-Württemberg versucht habe, durch Haushaltsumschichtungen zugunsten des Nahverkehrs einen Teil der Kürzungen von Bundesmitteln aufzufangen, blieben die Einschnitte schmerzhaft. Umso wichtiger sei es nun, den künftigen, erweiterten S-Bahn-Betrieb abzusichern.
„Wir fordern daher den Bund auf, die ungerechtfertigte Kürzung der Nahverkehrsmittel zumindest teilweise rückgängig zu machen und auch künftige Kostensteigerungen der Verkehre wieder zu übernehmen“, so Thiel. Wer die Menschen – wie politisch immer wieder gewollt – für den Nahverkehr gewinnen wolle, müsse eine stabile und zuverlässige Finanzbasis schaffen, anstatt sie den Ländern im Hauruck-Verfahren zu entziehen. Damit einzelne Bundesländer die Regionalisierungsmittel aber nicht zweckentfremdet einsetzen könnten, spreche sich die IHK dafür aus, die Zweckbindung der Nahverkehrsgelder nicht nur gesetzlich vorzuschreiben, sondern ihre Verwendung transparent zu machen und entsprechend zu kontrollieren.
„Wir befürchten, dass die Ausdünnung der Fahrpläne nicht nur im Zentrum, sondern auch in den ländlichen Regionen zu einem Rückgang der ÖPNV-Nachfrage führt, denn die für die Menschen notwendige Flexibilität der Angebote geht verloren“, so VRN-Geschäftsführer Werner Schreiner im Hinblick auf die vom Land vorgesehenen Kürzungen. Die zu erwartende Abwanderung vom öffentlichen Verkehr zum Auto sei im Hinblick auf die eindeutigen Kennzeichen des Klimawandels kontraproduktiv. Der VRN könne keinen Sinn darin erkennen, vom Bürger im Hinblick auf die Arbeitswelt erhöhte Flexibilität beim Weg zur Arbeit zu fordern und ihm gleichzeitig die Möglichkeiten dazu zu streichen.
ÖPNV nicht abbauen
Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner schloss sich der Kritik von IHK und VRN an. „Wir müssen in der Metropolregion Rhein-Neckar den ÖPNV ausbauen, nicht abbauen. Nur ein dichter Takt und ein ausreichendes Sitzplatzangebot sichern die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs und bewegen die Menschen zum Umsteigen. Die Stadt Heidelberg hat sehr viel Geld in den Neu- und Ausbau der S-Bahnhöfe gesteckt – jetzt das Angebot auszudünnen wäre der falsche Weg. Wir müssen anerkennen, dass das Land sich um eine gerade noch verträgliche Lösung bemüht hat, aber die Einschnitte bleiben für viele Berufstätige schmerzhaft. Das Land Bayern hat anders als Baden-Württemberg die Kürzung von Bundesmitteln ohne Einschnitte in der Verkehrsleistung aufgefangen. Ich appelliere an die Bundesregierung, die Kürzung bei den Regionalisierungsmitteln zurückzunehmen.“
Was sich ändert
Ausfallen sollen mit dem Fahrplanwechsel am 10. Juni unter anderem an Samstagen und Sonntagen die Regional- expresszüge von Mannheim (ab 6.26 Uhr) nach Heilbronn (an 7.52 Uhr) sowie von Heilbronn (5.48 Uhr) nach Mannheim (an 7.06 Uhr), die von bis zu 30 Fahrgästen genutzt werden. Noch mehr Fahrgäste nutzen samstags die Regionalbahn von Heilbronn (ab 6.17 Uhr) über Sinsheim nach Heidelberg (an 7.59 Uhr). Hier will der VRN nochmals mit dem Land Baden-Württemberg ins Gespräch eintreten, denn eine Ankunft in Heidelberg um 8.38 Uhr, statt um 7.59 Uhr und in der Folge dann in Mannheim eine halbe Stunde später, könnte für die Berufspendler von großem Nachteil sein. Was die S-Bahnstrecke Mannheim – Heidelberg betrifft, ist an Samstagen der Ausfall von drei S-Bahnverbindungen vorgesehen, wobei sich teilweise alternative Fahrmöglichkeiten über andere S-Bahnlinien bieten. (ihk/vrn/rie)