Stimmen aus dem Gemeinderat
SPD
Irmtraud Spinnler
Mehr Parkplätze für weniger Autos?
Ein interessanter Trend ist in Heidelberg festzustellen: Die Einwohnerzahl steigt seit dem Jahr 2000 an, trotzdem gibt es weniger Autos. Wir fallen in Baden-Württemberg als die Stadt mit der niedrigsten PKW-Dichte unter sämtlichen Stadt- und Landkreisen auf, und vom Statistischen Landesamt wird prognostiziert, dass sie bis 2020 sogar weiter sinken wird.
Die Fahrleistung hat schon heute bundesweit abgenommen: 2005 wurden sechs Prozent weniger Benzin, ein Prozent weniger Diesel im Vergleich zum Vorjahr verbraucht. Immer mehr Menschen nutzen das Angebot des ÖPNV, gehen zu Fuß oder fahren Rad, lassen aus Kosten- oder Umweltgründen ihr Auto stehen, Tendenz steigend.
Auch die Kürzung der Entfernungspauschale wird das Verkehrsaufkommen weiter reduzieren, Städte mit guter Infrastruktur werden von Wohnungssuchenden bevorzugt. Die demographische Entwicklung (älter werdende und langfristig zahlenmäßig abnehmende Bevölkerung) muss sich in der Verkehrsplanung widerspiegeln.
Hohe städtische Kosten für den MIV
Nach dem ICLEI-Verfahren wurde ermittelt, wie viel der Autoverkehr unsere Stadt kostet. Im Haushalt 2004 wurden demnach über 30 Mio. ausgegeben. Es ergibt sich ein Kostendeckungsgrad von 43 Prozent, der Zuschussbedarf beträgt etwa 17 Mio. Euro pro Jahr nach Abzug der Einnahmen.
Diese Kosten entstehen unter anderem für den Unterhalt und die Reparatur von Straßen, Brücken und Tunnels, aber auch durch Parkhäuser und Tiefgaragen. Es stellt sich die Frage, ob die städtische Garagengesellschaft wirklich eine teure Tiefgarage am Friedrich-Ebert-Platz bauen soll, von der sich private Investoren zurückgezogen haben. Da aus den genannten Gründen nicht von einem wachsenden PKW-Verkehr in Heidelberg auszugehen ist, würde diese Tiefgarage allenfalls an den wenigen Tagen vor Weihnachten wirklich gebraucht. Eine Ausnahmesituation, für die sich auch kostengünstigere Lösungen finden lassen.
Es spricht alles dafür, langfristig zu denken. Investieren in die Zukunft heißt, das Straßenbahnnetz auszubauen und in den Süden zu verlängern, denn von dort kommen die größten Verkehrsströme. Ausführlichere Infos gerne auf Nachfrage.