Stimmen aus dem Gemeinderat
CDU
Heinz Reutlinger
Nichtraucherschutz
Zur Zeit wird wieder einmal heftig gestritten um den Nichtraucherschutz. Unbestreitbar ist, dass Rauchen das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko ist und dass Passivrauchen erhebliche gesundheitliche Gefahren nach sich zieht. Jährlich sterben in der BRD mehr als 140.000 Menschen durch Rauchen und Passivrauchen. Das ist eine erschreckende Bilanz. Da mir jüngst bedeutet wurde, ich sollte doch mein Mandat niederlegen, wenn ich Rauch in Gaststätten nicht tolerieren mag, fühle ich mich besonders motiviert, erneut auf diese Tatsache hinzuweisen.
Es geht nicht darum, dem Raucher seine geliebte Zigarette wegnehmen zu wollen. Wem nach wie vor das Rauchen so viel bedeutet, dass er auch gesundheitliche Schäden bewusst in Kauf nimmt – auch langsamer Selbstmord ist nicht strafbar –, der muss es halt tun. Aber er soll es nicht zu Lasten der Nichtraucher tun. So ist es mehr als verständlich, wenn sich die Nichtraucher zur Wehr setzen und von der Politik erwarten, soweit wie möglich vor dem Passivrauchen geschützt zu werden. Aber ich befürchte, dass sich die Lobby der Tabakindustrie erneut durchsetzt und die Gesundheit der Menschen ein weiteres Mal auf der Strecke bleibt.
Der eigentliche Knackpunkt ist zweifelsfrei der weite Bereich der Gastronomie. Ich sage ganz offen: Ich träume davon, einmal meine Lieblingslokale besuchen zu können, ohne immer wieder eingequalmt zu werden. Ob sich dieser Traum jemals erfüllt? Die Ausweisung von so genannten Nichtraucherzonen – wie es der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband mit der Bundesregierung vereinbart hat – kann man weithin vergessen. Das ist in der Regel eine Mogelpackung. Der Rauch hat es halt so an sich, dass er in Gaststätten und Cafés vor Nichtraucherzonen nicht Halt macht.
Erfreulich ist, dass wir hier in Heidelberg auf einem guten Weg sind. Es gibt immer mehr rauchfreie Lokale und dies ohne finanzielle Einbußen. Besonders bedauernswert ist das Bedienungspersonal in der Gastronomie, das seinen Dienst, dort wo geraucht wird, im Grunde nur mit Atemschutzmasken verrichten dürfte. Es wird auch hier – wie so oft im politischen Leben – nicht ohne gesetzliche Regelungen, nicht ohne Verbote, gehen. Aber vieles wäre auch ohne diese möglich. So gehört es schlicht zum menschlichen Anstand, dass man dort nicht raucht – z. B. bei Sitzungen aller Art –, wo auch Nichtraucher zugegen sind. Von diesem Ziel sind wir allerdings noch meilenweit entfernt. Es gibt nach wie vor Rücksichtslosigkeiten, die kaum mehr zu überbieten sind. Ich bedauere aber auch die Feigheit vieler Nichtraucher – übrigens sind auch Nichtraucher Wähler –, die statt Flagge zu zeigen, alles schweigend über sich ergehen lassen und vielleicht darin auch noch einen besonderen Ausweis von Toleranz sehen.