Stadt & Leute
Endspurt nach Kirchheim
Rhein-Neckar-Verkehr GmbH lud Gemeinderat und Medien zur Baustellenrundfahrt ein
Die 4,4 Kilometer lange Straßenbahntrasse nach Kirchheim ist – einschließlich der Erneuerung der Ver- und Entsorgungsleitungen – das größte Bauprojekt der Stadt Heidelberg seit dem Zweiten Weltkrieg. Anfang September lud die Rhein- Neckar-Verkehr GmbH (RNV) den Gemeinderat und Journalisten ein, gemeinsam mit Geschäftsführer Andreas Kerber die Baustelle zu besuchen.
Nach langwierigen Arbeiten in der Tiefe ist jetzt oben auf der Straße zunehmend mehr zu sehen. Die Verlegung der Gleise macht rasche Fortschritte, Haltestellenbereiche werden erkennbar und teilweise wird auch die Oberleitung bereits verlegt, wie Andreas Vogt vom Ingenieurbüro Kittelberger erläuterte. Bis zum 15. November müssen die Gleise liegen und die Oberleitungen unter Strom stehen, denn dann will die RNV mit den Probefahrten beginnen, damit die technische Abnahme rechtzeitig zur Eröffnung der Strecke am 9. Dezember erfolgen kann. Kerber und Vogt zeigten sich überzeugt, dass dieser Terminplan zu halten ist.
Besichtigt wurden neben der Wendeschleife am Kirchheimer Friedhof, die weitgehend fertig ist, und der halbseitig gesperrten Montpellierbrücke einige technische Besonderheiten, darunter ein „kontinuierlich elastisch gelagertes Schienensystem“ in der Schwetzinger Straße, das verhindern soll, dass sich die Erschütterungen durch die Straßenbahn auf die benachbarten Häuser übertragen – ein Komfort, der rund 1.600 Euro pro laufenden Meter kostet.
An der Haltestelle Odenwaldstraße werden zwei 300 Tonnen schwere Betonklötze, die auf 74 Stahlfedern ruhen, die Erschütterungen durch das Anfahren und Bremsen vollständig aufnehmen. Auch in der Carl-Benz-Straße in Höhe der Firma Autz & Hermann sind die Gleise technisch sehr aufwendig gelagert, um Störungen der sensiblen Produktion zu vermeiden.
Erster Bürgermeister Prof. Dr. Raban von der Malsburg räumte ein, dass die Baustelle „nicht so gut gelaufen“ sei. „Man habe „harte Worte mit der Baufirma“ reden müssen, so von der Malsburg. Der Erste Bürgermeister wies darauf hin, dass die Fahrzeit von Kirchheim ins Zentrum sich künftig von 21 auf 14 Minuten verringert, die Fahrgäste es bequemer haben und die Betriebskosten der RNV sinken. Zudem benötige die Straßenbahn pro beförderte Person nur ein Vierzehntel des Platzes, den ein Auto braucht. „Am Ende wird man sehen, dass es sich gelohnt hat“, so von der Malsburg. (rie)