Kultur

„Sich überraschen lassen“

Der Heidelberger Kunstverein hat einen neuen Direktor: Johan Holten stellt sein Ausstellungsprogramm vor

Am 1. August hat Johan Holten (30) offiziell die Nachfolge Hans Gerckes als Direktor des Heidelberger Kunstvereins angetreten. Der dänische Kunsthistoriker und Kurator lebte bislang mit seiner Familie in Berlin, arbeitete als Tänzer, Bühnenbildner und Künstler, bevor er sein Studium an der Humboldt-Universität Berlin absolvierte.

Johan Holten, der neue Direktor des Heidelberger Kunstvereins, mit den Künstlern Christiane Dellbrügge und Ralf de Moll (v.l.) (Foto: Rothe)
Johan Holten, der neue Direktor des Heidelberger Kunstvereins, mit den Künstlern Christiane Dellbrügge und Ralf de Moll (v.l.) (Foto: Rothe)

Die erste Ausstellung ist bereits eröffnet. Am 1. September startete Holten im Studio des Kunstvereins gewissermaßen als Prolog mit der Ausstellung „Artist Migration Berlin“ von Dellbrügge und de Moll. Das Künstlerduo hat sich der Frage gewidmet, warum Berlin so eine Anziehungskraft auf junge Künstler ausübt. Dazu haben sie 30 internationale Künstler über die Gründe für ihren Umzug nach Berlin interviewt. Neben dem dreistündigen Videomaterial, das im Studio gezeigt wird, sind Arbeiten dieser Künstler im Lichthof des Kunstvereins ausgestellt. Die Interviews sind in einem Katalog zusammengefasst, erschienen beim Kehrer Verlag, und für 12 Euro zu haben.

100 Tage – 100 Videos

Ebenfalls am 1. September hat das Begleitprogramm „100 Tage – 100 Videos“ begonnen. In der Mittagspause oder zwischen zwei Vorlesungen kann man jeden Tag auf dem Balkon des Kunstvereins ein neues Video anschauen. Gezeigt werden in dieser „Wundertüte der Videos“, wie Holten seine Auswahl nennt, Zeichentrickfilme, Videoprojekte und Dokumentarfilme – humoristische wie poetische Filmaufnahmen. Dabei handelt es sich nicht nur um Filme junger Künstler, auch große Namen von Dokumenta-Teilnehmern und Biennale-Gewinnern sind vertreten. „Sich überraschen lassen ist unser Motto,“ sagt der neue Kunstvereinsleiter.

Vernissage

Am Donnerstag, 7. September, um 19 Uhr findet neben der offiziellen Amtseinführung Johan Holtens durch Oberbürgermeisterin Beate Weber die Eröffnung der ersten großen Gruppenausstellung „Politische Wahrheiten“ in der Halle des Kunstvereins statt. Bis November werden die Arbeiten unterschiedlicher nationaler und internationaler Künstler gezeigt, die alle politische Aussagen mit Medienreflexionen verknüpfen, um politische Systeme und deren kulturelle Konstruktion gezielt zu hinterfragen.

Schnuppern

„Ich möchte natürlich das bestehende Publikum halten, aber auch junge, engagierte Leute hinzugewinnen“, sagt Holten. Deshalb soll ab Semesteranfang regelmäßig jeden Freitag von 18 bis 20 Uhr eine Veranstaltung im Kunstverein stattfinden. Manchmal wird es eine Kunst-Lounge mit Barbetrieb sein, wo man einfach mal reinschauen kann. Eine „Schnuppermitgliedschaft“ für Studenten kostet bis zum Jahresende 5 Euro (statt regulär 12 Euro). Und Mitglieder haben freien Eintritt, Dienstag bis Freitag von 12 bis 19 Uhr und Samstag und Sonntag von 11 bis 19 Uhr.  (doh)