Stadt & Leute

Familienfreundlichkeit steht ganz vorn

Gemeinderat beschloss Stadtentwicklungsplan 2015 und Handlungskonzept zum Demographischen Wandel

In seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause stellte der Gemeinderat einstimmig die Weichen, um den Demographischen Wandel in Heidelberg aktiv zu gestalten. Der 1997 beschlossene Stadtentwicklungsplan Heidelberg 2010 (STEP), Heidelbergs Lokale Agenda, erhält dazu ein neues Kapitel mit Zielen und Leitlinien zu diesem Thema. Gleichzeitig wurde ohne Gegenstimmen das von der Verwaltung erarbeitete Handlungskonzept verabschiedet.

Der Demographische Wandel stellt auch Heidelberg vor neue Herausforderungen. Alterung, geringe Geburtenrate, Migration – das sind die Stichworte, die beschreiben, wie sich unsere Zukunft verändern wird. Auch wenn in Heidelberg die Einwohnerzahl zunächst zunehmen wird, stellt sich die Frage, wie mit den kommenden Veränderungen umzugehen sein wird.

Aus diesem Grund befasste sich die Stadtverwaltung seit 2004 in verschiedenen Arbeitsschritten mit diesem Thema, über die auch das STADTBLATT berichtete. Die Ergebnisse einer Ämterumfrage, einer eigenen Bevölkerungsprognose, aus verwaltungsinternen Arbeitsgruppen und schließlich aus einer repräsentativen Bürgerumfrage unter den Heidelberger/innen flossen in die Teilfortschreibung des STEP und das Handlungskonzept ein.

„Mit diesem Vorgehen ist die Stadtverwaltung nicht allein. So hat eine Umfrage des Deutschen Städtetages ergeben, dass sich nahezu alle befragten Städte mit dem Thema Demographischer Wandel auseinandersetzen. Die Konzepte und Handlungsstrategien müssen grundsätzlich auf die örtliche Situation zugeschnitten sein. Als sogenanntes prosperierendes Wirtschaftszentrum hat Heidelberg wegen seiner überregionalen Ausstrahlungskraft dabei eine Vorbildfunktion bei der Gestaltung des Demographischen Wandels“, so Oberbürgermeisterin Beate Weber in der Sitzung.

Lebendige, kreative, tolerante Stadt

Die neuen Leitlinien des ergänzten Stadtentwicklungsplans, der jetzt bis 2015 gilt, setzen Familienfreundlichkeit an erste Stelle. Die mit dem Demographischen Wandel verbundenen Veränderungen werden als Chance empfunden. Heidelberg soll eine lebendige, kreative und tolerante Stadt bleiben. Die Rahmenbedingungen für familienfreundliches Wohnen und Arbeiten, für Betreuung, Erziehung und Bildung sollen weiter verbessert werden. Um Heidelberg auch als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort zu sichern, ist ein bezahlbares Wohnungsangebot mit sozialen Qualitäten wichtig. Integration ist Aufgabe aller Heidelberger/innen. Barrieren zu Sprache und Bildung gilt es abzubauen, den interkulturellen Dialog weiter zu fördern. Die Lebenserfahrung älterer Mitbürger/innen ist eine wichtige Ressource, die stärker in die Gesellschaft einfließen soll. Die Stadtteile gewinnen als Orte der Identifikation an Bedeutung, hier soll ein aktives, generationenübergreifendes und solidarisches Leben ermöglicht werden. Die Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern verlangt noch mehr Engagement. Die Handlungsansätze müssen sich an Menschenrechten orientieren. Der Grundsatz der Subsidiarität gilt weiterhin.

Handlungskonzept

Das Handlungskonzept konkretisiert die Leitlinien und Ziele des Stadtentwicklungsplans. Es basiert auf der Arbeit von fünf städtischen Arbeitsgruppen und enthält Maßnahmen zu folgenden sieben Handlungsfeldern: Familie, Kinderbetreuung, Bildung – Arbeit und Wirtschaft – Altersgerechtigkeit und Generationsbeziehungen – Kooperative Planung und Bürgerbeteiligung – Wohnen – Integration – Bürgerschaftliches Engagement – Soziale Lage. Hier finden sich kurz- bis langfristige Vorschläge wie zum Beispiel die Aufstockung des Azubi-Fonds und des Wohnungsentwicklungsprogramms, regelmäßige Stadtteilkonferenzen, Sprachförderung ab 18 Monaten für Migrantenkinder und vieles mehr. Damit lässt sich der Demographische Wandel nachhaltig und zukunftsorientiert gestalten. Die Einrichtung der Wohnberatungsstelle im Technischen Bürgeramt, die zum Wohnen im Alter und bei Behinderung sowie zum barrierefreien Bauen informiert, zählt zu den ersten bereits umgesetzten Maßnahmen.

Ausführlich diskutiert

Sowohl die Teilfortschreibung als auch das Handlungskonzept waren im Frühjahr ausführlich diskutiert worden. Im Rahmen der Beratungen, der Beteiligungen der Öffentlichkeit über das Internet und das STADTBLATT sowie bei den Gesprächen mit der Liga der Freien Wohlfahrtspflege und dem Ausländerrat/Migrationsrat gab es zahlreiche Anregungen, von denen die meisten übernommen werden konnten.

Wie geht es weiter?

Mit den Beschlüssen ist die Diskussion zum Demographischen Wandel nicht beendet, sondern wird auf Stadtteil-ebene und in den Haushaltsberatungen fortzusetzen sein, wenn es um die konkrete Umsetzung geht. Die städtischen Ämter sind jetzt aufgefordert, das Handlungskonzept bereits für den kommenden Haushalt zu berücksichtigen und die in ihren Aufgabenbereich fallenden Maßnahmen vorzubereiten und umzusetzen. Der Gemeinderat wird im Rahmen der Haushaltsberatungen letztlich über die konkreten Maßnahmen zu entscheiden haben.

Heidelberg hat jetzt eine gute Ausgangsbasis für eine Kommunalpolitik, die den Demographischen Wandel als Chance und nicht als Bedrohung sieht. Die Stadt hat den Weg bereitet für die Umsetzung und Diskussion auf Stadtteilebene unter Beteiligung der dortigen Bürger/innen sowie Institutionen und Initiativen.

Mehr Informationen unter www.heidelberg.de unter Perspektive Heidelberg.