Verkehr

Ausgabe Nr. 51 · 19. Dezember 2001

 

Region mit Energiereserven

Studie sieht große Chancen für Ausbau erneuerbarer Energien im Rhein-Neckar-Dreieck


Beachtliche Potenziale in allen Bereichen erneuerbarer Energien ermittelte das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) in einer Studie für die Region Rhein-Neckar. Das Institut gab auch Empfehlungen für die geeignete Förderung von Sonnen-, Bio-, Wind- und Wasserenergie sowie für die Geothermie.

Der Raumordnungsverband Rhein-Neckar, die VRD Energie Stiftung als Hauptsponsor, die Städte Mannheim und Heidelberg, die MVV Energie AG, die IHK Rhein-Neckar und die Handwerkskammer Mannheim hatten die Studie in Auftrag gegeben. "Wir verfügen im Rhein-Neckar-Dreieck über große Potenziale, vor allem bei der Sonnenenergie und Biomasse, aber auch bei Wasser- und Windkraft sowie Erdwärme. Allerdings könnten diese Potenziale noch besser genutzt werden", sagte Christian Specht, Verbandsdirektor beim Raumordnungsverband bei der Vorstellung der Studie.

Beim Bestand an Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien ist die Region Bundesdurchschnitt. Solaranlagen zur Wassererwärmung sind leicht überdurchschnittlich vertreten, Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung durchschnittlich, bei der Bioenergie liegt das Rhein-Neckar-Dreieck etwas über dem Bundesschnitt. "Die Wasserkraft wird traditionell in der Region genutzt, die Windkraft gewinnt an Bedeutung und es existieren bereits einige wärmeerzeugende tiefengeothermische Anlagen sowie mehrere hundert Wärmepumpensysteme", heißt es in der Kurzfassung der Studie.

Beachtliche Potenziale warten auf Nutzung: Wenn bei allen Neubauten und bei Altbausanierungen Solaranlagen zur Wassererwärmung eingeplant würden, entstünden jährlich neue Kollektorflächen von 20.000 Quadratmeter Größe. Würden alle geeigneten Dächer der Region mit Photovoltaikanlagen bestückt, dann entspräche dies einer Leistung von 3.000 Megawatt. Damit könnte man rund eine Million Haushalte mit Strom versorgen.

Auch bei der Bioenergie gibt es große ungenutzte Potenziale. Restholz aus den zahlreichen Wäldern und Biogas könnten energetisch verwertet werden. Die Energieausbeute durch Wasserkraft ließe sich schätzungsweise verdoppeln und für die Windkraft gebe es auch Standorte. Schließlich existiere im Oberrheingraben auch ein geothermisch bedeutsames Potenzial, das man zur Wärme- und Stromerzeugung nutzen könne.

Die Nutzung dieser Energiereserven soll durch Information, Marketing und Forschungstransfer voran gebracht werden. Dabei kommt dem Raumordnungsverband als zentrale Einrichtung für die Region eine koordinierende Funktion zu. Das IÖW schlägt vor, die (schon jetzt vor allem auf kommunaler Ebene vorhandenen) Aktivitäten zu vernetzen. "Wir müssen nun in den folgenden Jahren ein Konzept zur Umsetzung der Empfehlungen erarbeiten", sagte Bürgermeister Dr. Eckart Würzner bei der Präsentation der Studie.

Schon jetzt hat die Stadt Heidelberg Vorbildliches geleistet: Viele Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien sind mit städtischer Unterstützung entstanden. Mit dem Förderprogramm zur rationellen Energieverwendung sind beispielsweise seit Mai 1993 rund 350 Solaranlagen im Stadtgebiet installiert worden. Zudem liefert eine der größten Photovoltaikanlagen des Landes auf einem Hallendach in der Abfallentsorgungsanlage Wieblingen seit Anfang des Jahres Strom.

Der Ausbau erneuerbarer Energien schützt das Klima, fördert die Wirtschaft und schafft innovative Arbeitsplätze. "Ich kann die regionalen Akteure nur ermutigen, ... mit Energie an die erneuerbaren Energien heranzugehen und damit die Zukunft der Region nachhaltig zu gestalten", sagte Verbandsdirektor Christian Specht. Über den Raumordnungsverband sollen die Kommunen in Zukunft stärker über konkrete Einsatzmöglichkeiten erneuerbarer Energien informiert werden. (neu)

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Was kostet Verkehr?

Pilotprojekt zur Kostenbetrachtung in der Verkehrsplanung


Die Stadt Heidelberg hat gemeinsam mit den Städten Hannover, Göttingen und Görlitz an einem Pilotprojekt des Umweltbundesamtes zur Gesamtkostenbetrachtung in der Verkehrsplanung teilgenommen.

Viel war die Erprobung des Verfahrens mit dem Namen "Least Cost Transportation Planning" (LCTP) auf seine Praxistauglichkeit. Projektkoordination und Durchführung lagen beim Stadtplanungsamt. Die Ergebnisse der Modellphase wurden dem Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss vorgelegt.

Die Erprobung habe bestätigt, so der Bericht, "dass LCTP die Kostentransparenz im Verkehrsbereich und darauf aufbauend die Planungssicherheit erhöhen kann." Mittelfristig erscheine die Einbindung des Verfahrens in die Prüfung der Förderwürdigkeit von Verkehrsprojekten sinnvoll. Oberbürgermeisterin Beate Weber unterstrich die Bedeutung des Projekts: "Es ist wichtig, auch bei Verkehrsmaßnahmen eine Transparenz der Kosten zu erhalten, nicht nur die unmittelbaren, sondern auch die mittelbaren Kosten."

Mittelbare Kosten sind solche, die nicht direkt bei einem Projekt erscheinen, aber den städtischen Haushalt an anderer Stelle belasten, wie Planung oder Straßenunterhaltung. Bei Projekten für den Autoverkehr können die mittelbaren Kosten mehr als die Hälfte der Gesamtkosten ausmachen, ergibt die LCTP-Analyse. Weitaus mehr Kostentransparenz besteht im öffentlichen Verkehr, der weitgehend nach den Regeln der Wirtschaft funktioniert: hier liegen die mittelbaren Kosten nur bei rund zehn Prozent.

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Stand: 18. Dezember 2001