Thema der Woche

Ausgabe Nr. 51 · 19. Dezember 2001



Zusammenarbeit über Grenzen hinweg: Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Klimaschutzkonferenz im Kongresshaus. (Foto: Rothe)

Klimaschutzkonferenz setzte Akzente

Städte in Industrie- und Entwicklungsländern wollen Zusammenarbeit im Klimaschutz weiter vertiefen


In Heidelberg fand vom 9. bis 11. Dezember unter dem Titel "Local Government Climate Protection: cooperation between municipalities in developed and developing countries"("Kommunaler Klimaschutz: Zusammenarbeit zwischen Städten in Industrie- und Entwicklungsländern") eine internationale Klimaschutzkonferenz statt. 105 Teilnehmer/innen aus 26 Ländern, vornehmlich kommunale Entscheidungsträger (Bürgermeister/innen), Vertreter internationaler Organisationen sowie Vertreter nationaler Regierungen und Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energien kamen zum Erfahrungsaustausch zusammen.

Die Stadt Heidelberg und der Internationale Rat für lokale Umweltinitiativen (ICLEI) hatten gemeinsam zu dieser Konferenz eingeladen. Erklärtes Ziel der Konferenz war es, ICLEI zu empfehlen, ein interkommunales Kooperationsprogramm im Rahmen der Kampagne "Städte für den Klimaschutz (Cities for Climate Protection, CCP) aufzubauen. Damit sollen Projektpartnerschaften zwischen Städten in Süd und Nord - und Ost und West - initiiert und bereits bestehende Einzelprojekte weiter ausgebaut werden. Weitere Ziele waren die Erarbeitung von Maßnahmevorschlägen für die internationale Klimaschutzpolitik, die Intensivierung der Klimaschutzkooperationen mit Heidelbergs Partnerstädten sowie die Selbstverpflichtung der Städte zum Klimaschutz.

"Die zwei Tage haben gezeigt, wie wichtig der Erfahrungsaustausch ist", sagte Oberbürgermeisterin Beate Weber: "Städte sind wichtige Akteure im Klimaschutz und viele haben die Aufgabe bereits aktiv angenommen. Die Städte müssen eine wichtige Aufgabe bei den Nord-Süd und Ost-West-Umweltkooperationen zum Klimaschutz übernehmen. Solche Projektpartnerschaften sollen Städte in ihrer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung unterstützen und gleichzeitig das Klima und die Umwelt schützen." Zur Zeit setzen sich rund 500 Städte weltweit für den Klimaschutz ein.

Zudem betonte die internationale Direktorin der ICLEI-Kampagne "International Cities for Climate Protection", Nancy Skinner aus Berkeley/USA, dass die Partnerschaften aber keineswegs nur einseitig von Nord nach Süd zu verstehen sind. Auch in den Entwicklungsländern gebe es bereits hervorragende Beispiele für kommunale Klimaschutzmaßnahmen. Hierzu gehört beispielsweise ein erfolgreiches Projekt zur Energieeinsparung im Bereich der Trinkwasserversorgung in Vadodara (Indien), das die Bürgermeisterin der Stadt, Ms. Bharati Vyas, vorstellte.

Finanziell unterstützt wurde die Konferenz durch das Bundesministerium für Umweltschutz, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ), die Carl-Duisberg-Gesellschaft, die Stadtwerke Heidelberg AG und die Stadt Heidelberg. "Wir unterstützen bevorzugt einzelne Projekte, die besonders gravierende Probleme vor Ort bearbeiten. Daraus können sich auch größere globale Klimaschutzmaßnahmen entwickeln", erklärte Holger Liptow von der GTZ.

Aktueller Hintergrund für die jetzige Heidelberger Initiative sind die internationalen Verhandlungen zur Umsetzung des Kyoto-Protokolls, die vom 29. Oktober bis 9. November diesen Jahres in Marrakesch geführt wurden, sowie der Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung im September 2002 in Johannesburg.

Bereits 1994 hatte die Stadt Heidelberg zu einer internationalen Klimaschutzkonferenz eingeladen. Ergebnis der Konferenz war eine Erklärung der Bürgermeister zum Klimaschutz, die so genannte "Heidelberg Declaration". In ihr verpflichteten sich diese, Maßnahmen für eine Verringerung der klimarelevanten Spurengase um mindestens 20 Prozent bis zum Jahr 2005 zu ergreifen. 1996 folgte ein "Follow Up-Workshop", ebenfalls in Heidelberg. Die diesjährige Klimaschutzkonferenz knüpfte an die Ergebnisse der vergangenen Veranstaltungen an.

Die Stadt Heidelberg ist seit vielen Jahren aktiv im kommunalen Klimaschutz und hat zahlreiche Kooperationsprojekte zur Förderung erneuerbarer Energien und zur Steigerung der Energieeffizienz durchgeführt. Sie ist Kooperationspartnerin in diversen Klimaschutzprojekten und Mitglied in internationalen Netzwerken, wie ICLEI, Energie Cités oder Klimabündnis. Oberbürgermeisterin Beate Weber ist in internationalen Gremien von ICLEI vertreten. Sie arbeitet unter anderem an der Erstellung eines Positionspapiers der Kommunen zur nachhaltigen Entwicklung mit. Dieses Papier wird für die Nachfolgekonferenz "Rio + 10" vorbereitet, die im September 2002 in Johannesburg stattfindet. Dabei sollen die Rahmenbedingungen für die Kommunen definiert und Forderungen an die europäischen und internationalen Institutionen zum Schutz des Klimas und einer nachhaltigen Entwicklung abgeleitet werden.
   

 

Klimaschutz-Kooperationsprojekte,
die auf der Konferenz vorgestellt wurden

Bäume für Gikonko
Auf zehn Jahre Erfahrung kann die Zusammenarbeit zwischen Heidelberg und dem Distrikt Gikonko in Ruanda zurückblicken. Der Heidelberger Verein zur Förderung des ökologischen Landbaus in den Tropen (FÖLT) betreut dort mit Förderung der Stadt Heidelberg so genannte Agroforstkulturen, die vom botanischen Institut der Universität Heidelberg (Professor Egger) entwickelt wurden. Die auf den Äckern angepflanzten Bäume erlauben in Ihrem Halbschatten einen besonders ertragreichen Gemüseanbau. Diese den ruandischen Verhältnissen angepasste Form des ökologischen Landbaus erhöht zudem die lokalen Holzvorräte, verbessert die Bodenqualität und schützt den Boden vor Erosion, sichert den Menschen langfristig ihr Auskommen und speichert das Treibhausgas Kohlendioxid.

Autofreie Tage in Surabaya
Um die global angestrebten Reduktionsziele zu erreichen, hat Surabaya in Indonesien einen Stadtentwicklungsplan entworfen. Schwerpunkte sind die Verbesserung der Luftqualität und die Förderung der umweltfreundlichen Mobilität. Der nicht motorisierte Individualverkehr und der öffentliche Personenverkehr sollen durch die Zusammenarbeit von Medien, Politik und Verwaltung gefördert werden. Mehrere autofreie Tage in einem Jahr haben zusammen mit einem großen Straßenfestival die Öffentlichkeit für den Verzicht des Autos und für klimafreundliche Mobilität gewonnen. Das Projekt entstand in enger Kooperation mit der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GEZ) und wurde durch diese gefördert.

Energiesparteams in Kumamoto
Auch der Erfahrungsaustausch mit Heidelbergs Partnerstädten und das voneinander Lernen sind wichtig und hilfreich auch auf dem gemeinsamen Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung der (Partner-) Städte. Neben zahlreichen Kooperationen zwischen Kumamoto und Heidelberg in den Bereichen Sport, Soziales und Kultur ist die Tagung ein weiterer Meilenstein der sehr erfolgreichen Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Umweltschutzes: Bereits 1990 hatte sich Heidelberg an einem Umweltkongress zum Thema Wasserschutz beteiligt, und 1994 hat Kumamoto die "Heidelberg Declaration" unterzeichnet. Als ein Ergebnis dieser Zusammenarbeit plant die Stadt Kumamoto nach dem Vorbild Heidelbergs im Jahr 2002 in vier Schulen Energiesparteams einzurichten und den Erfahrungsaustausch weiter zu intensivieren.

Turin ohne Auto
Kaum zu glauben: In der italienischen Stadt Turin sind in der jüngsten Vergangenheit 18 autofreie Sonntage veranstaltet worden. Turin, die Hauptstadt der Region Piemont ist nicht irgendeine Stadt, sondern Sitz der Automarke Fiat.

Regionaler Klimaschutz
In Massachusetts/USA haben sich 13 Städte zu einer regionalen Klimaschutz-Kooperation zusammen getan. Die Stadt Boston will beispielsweise bis 2005 ihren Energieverbrauch in der Verwaltung um 10 Prozent senken, andere Städte wollen unter anderem den Stromverbrauch in öffentlichen Gebäuden durch effizientere Beleuchtung verringern, mehr Solaranlagen zur Stromerzeugung installieren oder auch Flächen in der Stadt mit Bäumen bepflanzen. In manchen Kommunen fährt ein Teil der Autos des städtischen Fuhrparks mit Hybrid-Antrieb. Außerdem wurden vielerorts "Energietische" eingerichtet, an denen Experten aus allen Bereichen sitzen, die die Stadtverwaltung bei Energiesparmaßnahmen beraten und unterstützen.

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Stand: 18. Dezember 2001