Kultur

Ausgabe Nr. 51 · 19. Dezember 2001



Bodo Bremer und Dick Jüngling im Sole d'Oro. (Foto: Rothe)

Eine Liebeserklärung an die Stadt

Dick Jüngling und Bodo Bremer mit ihrem Heidelberg-Projekt im Sole d'Oro


Ansichten von Heidelberg und zwar gleich von zwei Malern sind derzeit im Sole d'Oro zu sehen. Dick Jüngling und Bodo Bremer stellen die ersten Ergebnisse ihres Heidelberg-Projekts der Öffentlichkeit vor. Von einer "malerischen Momentaufnahme des Alltäglichen" sprach Dr. Karl Korz, Vorsitzender der Willibald-Kramm-Preis-Stiftung, bei der Ausstellungseröffnung.

Abseits aller Klischeevorstellungen von der romantischen Stadt am Neckar haben sich die beiden Maler aufgemacht, Stadtansichten festzuhalten, deren Anblick allen Bewohner/innen bekannt ist, die aber im Alltag kaum mehr wahrgenommen werden. "Heidelberg im Alltag - aber keine alltäglichen Bilder" lautet ihre Devise. So finden sich Ansichten vom Bahnhofsgelände, dem Landfriedkomplex, der Sandgasse und der Fahrtgasse unter ihren Bildern. Auch typische Heidelberg Motive wie der Kornmarkt, der Pulverturm oder die Hauptstraße bekommen neue Blickwinkel. Innenansichten von beliebten Kneipen wie dem Rossi, der Max Bar oder dem Café Gekco fehlen nicht.

Bei Wind und Wetter sind die beiden Maler in der Stadt anzutreffen. Ein Jahr lang - von Mai 2001 bis April 2002 - ist das malende Duo bei allen Jahreszeiten mit kritischem Blick unterwegs. Sie wählen gemeinsam Plätze und Perspektiven aus und arbeiten synchron am selben Motiv. Doch im Vergleich der unterschiedlichen Ausdrucksform liegt der Reiz der Betrachtung. Während Jüngling feine Bleistift- und Farbstift-Zeichnungen bevorzugt, arbeitet Bremer eher großflächig in Acryl und Mischtechniken.

Die Künstler verbindet mehr als das gemeinsame Projekt. Beide 1942 geboren, kamen als Kinder nach Heidelberg und bezeichnen die Stadt heute als ihre Wahlheimat. Beide studierten Grafik-Design und leben als freischaffende Maler in Heidelberg. Darüber hinaus sind Dick Jüngling und Bodo Bremer Willibald-Kramm-Preisträger. Ihr "Heidelberg-Projekt" wollen sie als "Liebeserklärung an die Stadt" verstanden wissen.

Eine Dokumentation wird die Auseinandersetzung der beiden Maler mit ihrer Stadt in Bildern und Texten zeigen. Das "Heidelberger-Bilder-Tagebuch" erscheint im November 2002 bei Edition Braus. Der Band mit 168 Seiten und 160 Abbildungen ist zum Subskriptionspreis für 25 Euro und später im Buchhandel für 35 Euro zu haben. Die ersten Arbeiten aus ihrem Heidelberg-Projekt sind im Sole d'Oro, Hauptstraße 172, noch bis zum 31. Januar zu sehen. (doh)

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(Foto: Spagerer)

Zwischen Licht und Schatten

Walter Spagerer zeigt die Intensität der Schwarzweiß-Fotografie


Immer wieder präsentiert die Stadtbücherei hochkarätige Fotoausstellungen. Derzeit sind unter dem Titel "Rhythmus und Struktur" Foto-Arbeiten von Walter Spagerer zu sehen, in denen er sich dem Thema "Wald" in seiner ganzen Vielfalt widmet.

Etwas Zeit muss man mitbringen - und Ruhe kann man finden beim Betrachten der Landschaften, die der Mannheimer Fotograf während der wechselnden Tages- und Jahreszeiten aufgenommen hat. Die Stille eines Wintertages, der Frieden eines Sommerabends oder die Melancholie eines Regentages laden zum Verweilen ein und erschließen sich bei genauerem Hinsehen.

"Was sind das für Zeiten, wo ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist, weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt." Mit diesem Zitat aus dem Gedicht "An die Nachgeborenen" von Bertolt Brecht eröffnete Kulturbürgermeister Dr. Jürgen Beß die Ausstellung, die mit literarischen Texten von Bertolt Brecht, Günter Eich und Paul Celan ergänzt wird. Mit den Texten sei eine überzeugende Brücke geschlagen zwischen dem fotografischen Sujet zu dem Ausstellungsort, so Beß.

Spagerer meidet spektakuläre Ansichten. Er ist ein sensibler Beobachter, der die Stille sucht. Sein Thema "der Wald" begeistert und überrascht ihn immer wieder mit seiner visuellen Vielfalt. "Rhythmus und Struktur" von Licht und Schatten faszinieren ihn. Die Mehrzahl seiner Aufnahmen sind "vor seiner Haustür" im Käfertaler Wald entstanden.

Walter Spagerer, Jahrgang 1948, studierte Kunstgeschichte und gestaltete Buchumschläge im In- und Ausland. In der Schwarzweiß-Fotografie hat er sein Medium gefunden, das ihm alle schöpferischen Möglichkeiten gibt. Auf der Suche nach dem perfekten Abzug experimentiert er in der Dunkelkammer, probiert verschiedene Papiere aus und ist dabei auch auf das Platin-Palladium-Verfahren gestoßen, das durch Brillanz und Tiefenschärfe der Abzüge besticht. Dr. Milan Chlumsky würdigte bei der Ausstellungs-Eröffnung die "innere Dynamik der Bilder, die mehr sagen als tausend Worte".

Die Fotografien von Walter Spagerer sind im Oberen Foyer der Stadtbücherei, Poststraße 15, bis zum 12. Januar zu sehen, jeweils dienstags bis freitags von 10 bis 20 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr. (doh)

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Stand: 18. Dezember 2001