Thema der Woche

Ausgabe Nr. 50 · 15. Dezember 1999



Karl Weber war der dienstälteste...




... und Daniel Hager-Mann der jüngste Gemeinderat, den Oberbürgermeisterin Beate Weber verabschiedete. (Fotos: Rothe)

15 Gemeinderäte verabschiedet

Dank der Oberbürgermeisterin für ein zeitintensives, anstrengendes ehrenamtliches Engagement


Am 9. Dezember schieden 15 Gemeinderätinnen und -räte aus dem Gremium aus, dem sie zwischen einem und 34 Jahre angehört hatten.

Trauer, Wehmut oder Freude über das heutige Ausscheiden sind individuell unterschiedlich verteilt", bemerkte CDU-"Altstadtrat" Karl Weber in seiner Abschiedsrede (Auszüge auf dieser Seite) vor dem alten Gemeinderat in dessen letzter Sitzung. Er selbst scheide mit ein ganz klein wenig Wehmut, gestand der mit 34 Jahren "Amtszeit" dienstälteste der ausscheidenden Gemeinderäte.

Oberbürgermeisterin Beate Weber würdigte das ehrenamtliche Engagement der Gemeinderäte. "In einer Zeit, die durch Entsolidarisierung und Rückzug in das Private gekennzeichnet ist, haben Sie das Gegenteil gemacht und haben Verantwortung übernommen", sagte sie. Sie wies darauf hin, dass besonders die vergangenen fünf Jahre keine einfache Zeit gewesen seien, da die Aufgaben der Kommunen sich gewandelt hätten, neue Aufgaben dazu gekommen seien und auch im sozialen Bereich große Veränderungen stattgefunden hätten. Bedenklich nannte die Oberbürgermeisterin die geringe Wahlbeteiligung und forderte dazu auf, noch mehr als bisher die Beteiligung der Bürger zu stützen und zu fördern.
Hätte jeder einzelne seine Kraft und Ausdauer an anderer Stelle investiert, hätte er viel Geld verdienen können, würdigte Beate Weber die ehrenamtliche Arbeit der Räte. "Ich danke Ihnen auch im Namen der Stadtverwaltung und hoffe, dass wir Ihnen bei Ihrer Arbeit eine Hilfe waren", sagte die Oberbürgermeisterin. Im Anschluss an ihre Rede erhielt jedes ausscheidende Mitglied ein Präsent. (neu)

Ausgeschiedenen sind
Daniel Hager-Mann (GAL): 1 Jahr Mitglied des Gemeinderates; Gerlinde Horsch (GAL), Ulrike Duchrow (GAL): 2 Jahre; Peter Barth (CDU): fast 4 Jahre; Angelika Scholbeck (GAL), Ingo Imbs (SPD), Dr. Andreas Horn (CDU), Dr. Barbara Greven-Aschoff (GAL), Gerfride Witt (CDU): 5 Jahre; Katharina Katt (GAL): 6 Jahre; Kai Seehase (SPD), Hans-Peter Pollich (CDU): 7 Jahre; Werner Beck (parteilos): 10 Jahre; Dr. Arnulf Lorentz (LD): 11 Jahre; Karl Weber (CDU): 34 Jahre.

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"Vergessen Sie nie Ihren Optimismus"

Drei "Altstadträte" zu ihrer Zeit im Gemeinderat


Das STADTBLATT wollte wissen, was die verabschiedeten Gemeinderäte in ihrer Amtszeit besonders beeindruckt hat und was sie aus ihrer Erfahrung an die "Neuen" weitergeben. Die Fragen:

1. Was war für Sie die wichtigste Entscheidung des Gemeinderats?
2. Welche Erfahrungen möchten Sie an die neuen Gemeinderatmitglieder gerne weiter geben?

Hans-Peter Pollich, CDU:
1. "Die Verabschiedung des "Stadtentwicklungsplans Heidelberg 2010" am 6. 2. 97 mit 31 zu 25 Stimmen. Bei 360 Änderungsvorschlägen, von denen 91 angenommen wurden, für mich ein "Kompromisspapier". Trotzdem ist es zusammen mit den Stadtteilrahmenplänen ein wichtiges und brauchbares Gerüst für kommende Entscheidungen.

2. Dem politischen Gegner zubilligen, dass auch er das Wohl der Stadt zum Ziel hat. Bei unterschiedlichen Positionen versuchen, sachlich und fair zu bleiben. Und bei Sitzungen erst zu Wort melden, wenn man weiss, worüber man redet."

Ingo Imbs, SPD:
1. "Auch wenn es vielleicht nicht die wichtigste Entscheidung des Gemeinderats für Heidelberg in den letzten fünf Jahren war, so hat mich die Straßenbahn nach Kirchheim am meisten beschäftigt. Auch wenn ich weiterhin der Auffassung bin, dass wir sowohl Fragen der Verkehrserschließung als auch gestalterische Probleme der Straße in den Griff bekommen hätten, bin ich froh, nicht zwischen dem Willen der Mehrheit der Kirchheimer (was das Wahlergebnis der Kommunalwahl eindeutig belegt) und der eigenen Meinung im Zwiespalt entscheiden zu müssen.

2. Trotz aller Differenzen muss es möglich sein, nach einer Gemeinderatssitzung miteinander zu sprechen. Sachliche Auseinandersetzung darf nicht in persönliche Angriffe übergehen. Sonst wird es nicht möglich sein, im Gespräch miteinander gute Entscheidungen für die Stadt zu treffen."

Angelika Scholbeck, GAL:
1. "Für mich persönlich war ein wichtiger politischer Erfolg das "Bündnis für Arbeit". Mit 27 Stimmen wurde die Einrichtung eines Fonds zur Finanzierung von Langzeitarbeitslosenprojekten beschlossen. Besonders in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit war dies ein wichtiges politisches Signal, das in den kommenden Jahren fortgesetzt wird.

2. Frust, Enttäuschung und Überarbeitung ist leider Alltagsgeschäft in der Politik. Ich kann aus eigener positiver Erfahrung sagen: Suchen Sie sich Menschen, die Ihnen gut tun, die Sie aufbauen, wenn es Streit in den eigenen Reihen gibt, die Ihnen beim Schreiben der Haushaltsrede helfen und zur Seite stehen, wenn der Stress und Frust zunimmt. Und vergessen Sie nie Ihren Optimismus und die Freude an der Politik! Vor allem aber denken Sie daran, Sie sind nicht mit der Politik verheiratet."

Ich wünsche Ihnen allen eine schöne und unvergessliche Zeit im Stadtrat.

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Stand: 14. Dezember 1999