Kinder und Kultur

Ausgabe Nr. 50 · 10. Dezember 2003



Hans-Joachim Schauß, Graphiker und ehemaliger künstlerischer Leiter beim Berliner Verlag der Nation, und Egon Hassbecker, Leiter des Museums Haus Cajeth, verbindet eine langjährige Freundschaft. (Foto: Dohmen)
Pünktliche Pointen
333 Neujahrsgrüße von 77 Künstlern der DDR im Museum Haus Cajeth


Ein Stück DDR-Geschichte im Spiegel von Grußkarten aus rund vier Jahrzehnten kann man im Haus Cajeth Revue passieren lassen. Mit seiner neuen Ausstellung "Pünktliche Pointen" gewährt das Museum auf ungewöhnliche Weise einen Blick über die nicht mehr vorhandene Mauer.

Hans-Joachim Schauß, langjähriger künstlerischer Leiter beim Ost-Berliner Verlag der Nation, erhielt in den Jahren 1963 bis 2000 Hunderte von satirisch kritischen Neujahrsgrüßen, von Freunden und Kollegen, von Buchgestaltern, Illustratoren, Malern und Grafikern. Er hat die künstlerisch gestalteten Karten gesammelt und präsentiert sie nun der Öffentlichkeit. Wie in einem Bilderbogen wird auf humorvolle Weise Zeitgeschichte reflektiert.

Das Kaleidoskop persönlicher Handschriften voller Humor, Satire, Ironie und tieferer Bedeutung erlaubt den Blick in die kleine große Welt, zeigt ihre Schönheit und Bedrohung und erzählt von der Skepsis und den Hoffnungen der Menschen in der DDR vor und nach dem Mauerfall. Dabei wird eine Anzahl von Künstlerinnen und Künstlern vorgestellt, die die Buchgraphik in Ostdeutschland entscheidend geprägt haben: Manfred Bofinger, Klaus Ensikat, Dieter Goltzsche, Karl-Georg Hirsch, Horst Hussel, Werner Klemke, Ruth Knorr und viele andere.

Bei der Ausstellungseröffnung erzählte Egon Hassbecker wie der Kontakt zu Hans-Joachim Schauß zustande kam: "Am Anfang war das Buch", sagt der Leiter des Museums Haus Cajeth. Er war auf den Buchtitel "Es kommt alles aus mir selbst", herausgegeben von Schauß, der ein begeisterter Sammler polnischer Volkskunst ist, aufmerksam geworden. "Dieser Titel ist Programm unseres Hauses", sagt Hassbecker. Zeigt doch sein Museum unter dem Begriff "Primitive Malerei im 20. Jahrhundert" eine einzigartige Sammlung von Bildern, die nicht von professionell ausgebildeten Künstlern stammt. Hassbecker wollte den Verfasser dieses Buches kennen lernen und besuchte ihn in Ost-Berlin. Daraus ist eine langjährige Freundschaft entstanden. "Der Mauerfall ermöglichte eine problem- und grenzenlose Zusammenarbeit", sagt Hassbecker, und schließlich war 1995 "Die Kunst der Bauern von Polen" aus der Sammlung Schauß im Haus Cajeth zu sehen.

Die aktuelle Ausstellung "Pünktliche Pointen - Neujahrsgrüße von Künstlern der DDR" mit Originalgraphiken, Zeichnungen und Handdrucken ist bis zum 20. Februar im Museum Haus Cajeth, Haspelgasse 12, täglich außer sonntags von 11 bis 17 Uhr zu sehen. (doh)

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Marie Luise Neunecker
Romantik pur!
Passend zum Spielplan-Thema des Heidelberger Theaters ist das Philharmonische Orchester bei seinem 3. Sinfoniekonzert ganz auf Romantik eingestellt. Am Mittwoch, 17. Dezember, um 20 Uhr erklingen Kompositionen von Felix Mendelssohn Bartholdy, Benjamin Britten und Robert Schumann in der Heidelberger Stadthalle.

Mendelssohns Streichersinfonie Nummer 6 ist entstanden aus "Fingerübungen" des 12 bis 14-Jährigen im Kompositionsunterricht bei Carl Friedrich Zelter, der seinen hochbegabten Schüler zunächst nach alten Vorbildern schulen wollte. Benjamin Brittens Serenade dagegen ist eine seltene Kombination von Liederzyklus und Solokonzert. Die stimmungsvolle Vertonung englischer Gedichte aus fünf Jahrhunderten beschwört eine Atmosphäre herauf, die seit der Frühromantik mit dem Horn in Verbindung gebracht wird: Als Symbol für die Ferne und für die Geheimnisse der Nacht.

Es spielt die international renommierte Hornistin Marie Luise Neunecker. Den Tenorpart übernimmt der junge Sänger Tilman Lichdi, dessen schöne Stimme gerade in der Ballettinszenierung des Heidelberger Theaters von Bachs Weihnachtsoratorium zu hören ist. Außerdem erklingt an diesem Abend Schumanns zweite Sinfonie, die nach einem Jahr schwerer Krankheit und Depression entstanden ist. Das Werk verrät Schumanns Auseinandersetzung mit musikalischen Vorbildern ebenso wie die Verarbeitung seines eigenen Zustands. Das abschließende Jubelfinale malt in typisch romantischer Brechung eine Idylle, die nur in Momenten der Erinnerung an die Vergangenheit greifbar wird.

Die musikalische Leitung des Abends hat Giuseppe Lanzetta, Leiter des Florentinischen Kammerorchesters. Um 19.15 Uhr lädt die Musikwissenschaftlerin Philine Lautenschläger zu einer Konzerteinführung in den Kammermusiksaal der Stadthalle ein. Kartenreservierungen bei Heidelberg-Ticket, Theaterstraße 4, Telefon 58-2000.

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"Pifferari"
Beim traditionell heiteren Neujahrskonzert der "Pifferari di Santo Spirito" am Donnerstag, 1. Januar, um 16 und 19 Uhr in der Providenzkirche wird wieder ein Programm geboten, das musikalischen Spaß auf höchstem Niveau verspricht. Peter Schumann, Margaret, Matthias und David Friedrich spielen auf historischen Blas-, Schlag- und Tasteninstrumenten kabarettistische Parodien von "Bolero" (M. Ravel), der "Fledermaus-Overtüre" (J. Strauß), "Sweet in Eszet" (Sarotti) und andere. Das Motto lautet diesmal "Spekulatius und andere Scherzkekse". Konzertkarten gibt es bereits jetzt bei Heidelberg-Ticket, Theaterstraße 4, montags bis freitags von 11 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 15 Uhr und per Telefon unter 58-2000.

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Stand: 9. Dezember 2003