Thema der Woche

Ausgabe Nr. 50 · 13. Dezember 2000



Blick in das Exploratorium in San Franciso. (Foto: Exploratorium)

Ein "explO" für Heidelberg

Technologiepark-Geschäftsführer Dr. Klaus Plate stellte Pläne für interaktives Studienzentrum vor


Die Naturwissenschaften haben es bei einem Teil der Schülerinnen und Schüler nicht leicht. Mathematik, Physik, Chemie und Biologie hängt der Ruf an, staubtrockene Wissenschaften mit nur mäßigem Unterhaltungswert zu sein. Doch wenn die Art der Vermittlung stimmt, dann können sie spannend und geradezu fesselnd sein. Diese kreative Art der Wissensvermittlung könnte in Heidelberg ein so genanntes Exploratorium übernehmen.

Dr. Klaus Plate, Geschäftsführer des Technologieparks Heidelberg GmbH, hat jüngst ein Konzept für ein "explO" im Technologiepark dem Gemeinderat vorgestellt. Es orientiert sich an der Grundidee des Exploratoriums in San Francisco, das der Physiker Frank Oppenheimer 1969 gegründet hat.

Ein "explO" in Heidelberg
Die Idee des Exploratoriums ist es, in wissenschaftlichen Ausstellungen mit interaktiven Präsentationen und Modellen und mit pädagogischen Programmen, naturwissenschaftliche Phänomene und Erkenntnisse auf verständliche Weise zu vermitteln. In diesen Programmen arbeiten Schüler mit Lehrern und Wissenschaftlern auf neue Weise zusammen. Ältere Schüler erarbeiten Grundkenntnisse der Naturwissenschaften mit jüngeren, fortgeschrittene Schüler experimentieren mit Lehrern und Wissenschaftlern gemeinsam. Wissenschaft und Technik werden auf neue Weise vermittelt und für Schüler bereits frühzeitig "mit den Händen greifbar".

Wie in San Francisco soll das "explOheidelberg" mit einfachen Mitteln Erfahrungen mit den Phänomenen von Naturwissenschaft und Technik vermitteln. Angesichts der besonderen wissenschaftlichen Schwerpunkte in Heidelberg soll das "explOheidelberg" vor allem den Bereich der Life Sciences abdecken.

"Wir müssen Begeisterung für Wissenschaft und Technik wecken, so früh es geht, damit in diesen Bereichen auch wieder eigene Berufswünsche entstehen", sagte Dr. Klaus Plate bei der Vorstellung des Projekts. Es sei das Vertrauen der Menschen notwendig, damit verantwortlich mit dem umgegangen werde, was Wissenschaft und Technik leisten könne.

Heidelberg als weltweit anerkanntes Zentrum der Wissenschaft und Forschung hat alle Voraussetzungen für ein interaktives Studienzentrum. Das Konzept sieht die Eröffnung des "explO" im Sommer 2002 vor. Die Projektdauer ist zunächst mit drei Jahren vorgesehen.

Elemente des "explO"
Das "explOheidelberg" soll eine interaktive Ausstellung, ein Life Science Lab, Unterrichts- und Studienzentrum sowie Shop und Café beherbergen.

Interaktive Ausstellung
Die Ausstellung soll mit jeweils 35 interaktiven Einzelpräsentationen entsprechend einem Angebot des Exploratoriums San Francisco ausgestattet sein. Die Ausstellungsstücke werden für drei Jahre gemietet und jährlich ausgetauscht. Als Ausstellungsfläche sind rund 400 Quadratmeter im Bereich des zu errichtenden neuen Kommunikationszentrums im Technologiepark Heidelberg vorgesehen.

Life Science Lab
Das (schon bestehende) Heidelberger Life Science Lab als Teil des "explOheidelberg" hat die Förderung mathematisch und naturwissenschaftlich-technisch besonders interessierter Oberstufenschüler aus Heidelberg und Umgebung zur Aufgabe. Der Schwerpunkt ist auf die Life Sciences gerichtet. Das Heidelberger Life Science Lab bietet wöchentliche Vorträge und Diskussionen, Arbeitsgruppen, optionale Wochenendseminare und Ferienakademien.

Die vorbereitende Phase des Heidelberger Life Science Labs hat im Januar 2000 begonnen. 100 Schülerinnen und Schüler sind aus einer mehr als doppelt so großen Bewerberzahl ausgewählt. Das Heidelberger Life Science Lab hat am 6. Oktober mit dem ersten Wochenendseminar seine Arbeit aufgenommen.

Unterrichts- und Studienzentrum
Das "explOheidelberg" soll insgesamt als Unterrichts- und Studienzentrum verstanden werden. Das Heidelberger Life Science Lab ist ein Modul dieses Zentrums. Ein weiteres Angebot sind Lern- und Informationsprogramme, die unmittelbar an die interaktiven Präsentationen der Ausstellungshalle anknüpfen. Sie richten sich in erster Linie an Kinder zwischen 6 und 15 Jahren und deren Eltern. Ein wichtiges Element ist außerdem ein Ausbildungs- und Trainingsangebot im Bereich der neuen Medien für Schüler und Lehrer.

Exploratorien weltweit
Neben San Francisco, sind Exploratorien in Fort Worth, Texas, San Diego, Kalifornien in Paris und Peking in Betrieb. Ein weiteres ist in Lissabon und drei in den USA geplant.

Informationen
Unter www.exploratorium.edu kann man über das Exploratorium in San Francisco mehr erfahren.
   

Dr. Klaus Plate

"Ein Ereignis besonderer Art"

Drei Fragen zum "explO" an Dr. Klaus Plate, Geschäftsführer des Technologieparks


STADTBLATT: Was begeistert Sie an dem Exploratorium?

Dr. Plate: Viele sprechen davon, dass man mit Wissenschaftsmuseen und Science-Centern die Wissenschaft für Kinder und ein breites Publikum attraktiv machen müsse. Das Exploratorium in San Francisco ist kein Museum oder Science-Center. Es ist ein Ereignis besonderer Art. In einer innovativen Umgebung mit Programmen und Ausstellungsstücken zum Experimentieren wird eine Lernkultur geschaffen, die von der Neugier und vom Staunen lebt. Dies begeistert nicht nur mich, sondern eigentlich jeden, der einmal selbst im Exploratorium gespielt hat. Dies wollen wir in Heidelberg ermöglichen.

STADTBLATT: Ist Heidelberg ein guter Standort für das Projekt und warum?


In dem zur Zeit im Bau befindlichen neuen Bereich des Technologieparks könnte das "explO" unterkommen. (Foto: Rothe)
Dr. Plate: Das Wichtigste am "explOheidelberg" sind die pädagogischen Programme, in denen Kindern, Eltern, Lehrer und vor allem Naturwissenschaftler zusammen arbeiten. Mit diesem besonderen wissenschaftlichen Schwerpunkt und den großen Möglichkeiten, die sich im Rahmen der Lehrerausbildung in Heidelberg bieten, ist Heidelberg für dieses neue Bildungsangebot der geradezu ideale Platz. Der Standort des "explO" mitten im Wissenschaftsbetrieb des Neuenheimer Feldes und Tür an Tür mit den jungen Firmen des Technologieparks bietet darüber hinaus eine Umgebung, die gar nicht besser sein kann. Das Weizmann-Institut in unserer Partnerstadt Rehovot in Israel hat deshalb seinen science-garden mit ganz ähnlichen wissenschaftlichen Spiel- und Experimentiermöglichkeiten ebenfalls mitten in den Campus gelegt.

STADTBLATT: Wie sehen die nächsten Schritte zur Realisierung aus und wie schätzen Sie die Chancen ein, dass im Sommer 2002 das "explOheidelberg" eröffnet wird?

Dr. Plate: Ich bin fest davon überzeugt, dass wir im Sommer 2002 das "explOheidelberg" eröffnen können. Natürlich gibt es bis dahin noch eine Menge zu tun. Wichtig ist zunächst, dass wir die wirtschaftliche Basis sichern. Wenn der Gemeinderat mit dem Haushalt 2001 den Startschuss gibt, haben wir hierzu den ersten Schritt getan. Das Land Baden-Württemberg haben wir gebeten, das "explO" im Rahmen einer Drittelfinanzierung zu unterstützen. Es passt genau in die Zukunftsoffensive des Landes. Deshalb erhoffen wir eine positive Nachricht. Zuversichtlich sind wir auch, dass wir Unternehmen und Einrichtungen aus der Wirtschaft als Kooperationspartner gewinnen. Der Henkel-Konzern, der mit Henkel Teroson einen wichtigen Unternehmensstandort in Heidelberg hat, hat uns bereits einen namhaften Betrag zugesagt.

Neben der Absicherung der wirtschaftlichen Basis haben wir eine Reihe organisatorischer Themen vor uns. Wir wollen mit vielen Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft über die Ausstellungsinhalte sprechen. Aus San Francisco bekommen wir die aus jahrzehntelanger Erfahrung erfolgreichsten Ausstellungsstücke. Wir wollen sie mit eigenen Ideen aus Heidelberg ergänzen.

Ganz besonders wichtig sind die mit allen Kooperationspartnern zu erarbeitenden pädagogischen Programme. Hierzu gehören auch die Lernideen, die wir im weltweiten Internet-Verbund mit dem Exploratorium und seinen Standorten in USA, China, Frankreich und Spanien in gemeinsamen Projekten verwirklichen wollen. Deshalb wird das "explOheidelberg" auch ein sehr interessantes Media-Lab erhalten. Für all dies haben wir ein Arbeitsprogramm, das wir im nächsten Jahr bewältigen wollen und wir werden es schaffen. (neu)

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Stand: 12. Dezember 2000