Kinder und Kultur

Ausgabe Nr. 49 · 4. Dezember 2002



"Das Zusammenwirken der Sparten ist immer ein besonderer Augenblick", sagen Irina Pauls, Leiterin des Tanztheaters, und GMD Thomas Kalb. (Foto: Rothe)

"Jauchzet, frohlocket!"

Ein Tanz-Projekt nach dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach


"Jauchzet, frohlocket!" ist der Titel eines spartenübergreifenden Projektes, das am Mittwoch, 11. Dezember, um 20 Uhr in der Peterskirche Premiere hat. Im STADTBLATT-Interview sprechen Irina Pauls, Tanzchefin am Theater der Stadt, und Generalmusikdirektor Thomas Kalb über ihre Arbeit mit Tänzern, Philharmonischem Orchester, Chor und Gesangssolisten.

STADTBLATT: Wie ist die Idee zu dem gemeinsamen Tanz-Konzert-Projekt in der Peterskirche entstanden?

Irina Pauls: Ich habe dieses Stück "Jauchzet, frohlocket!" in Leipzig schon einmal aufgeführt, aber im Schauspielhaus. Es war ein ungemein erfolgreiches Projekt, das in der Bach-Stadt Leipzig große Reibung hervorgerufen hat zwischen der Thomas-Kirche und dem Schauspielhaus. Insgesamt ist es so positiv aufgenommen worden, dass wir die Grundidee beibehalten werden.

STADTBLATT: Wird es eine "frohe Botschaft" geben?

Pauls: Die Botschaft ist auf jeden Fall froh, weil wir für die Botschaft sensibilisieren. Mit viel Fantasie, sehr viel Sinnlichkeit über die Musik, auch mit Trauer, aber auch mit ganz viel Humor. Denn jeder weiß, was Weihnachten für uns bedeutet, nämlich, dass wir wahnsinnig viel zu tun haben. In dem Stück erzählen wir von vielen alltäglichen Dingen: wie wir Weihnachten vorbereiten, von den Streitigkeiten, von der Hektik, von all dem, was wir uns wünschen, von der Sehnsucht nach Harmonie aber auch von der biblischen Geschichte. Die einzelnen Szenen verdichten noch einmal die biblische Botschaft und das, was wir heute daraus machen. Aber es ist keine Konfrontation, sondern ein Erhellen. Wichtig ist mir, dass die Zuschauer nicht das Gefühl haben, oh da wird jetzt alles durcheinander gerüttelt. Im Gegenteil, hier wird eine große Phantasie entwickelt, im Hinblick auf das, was für ein kindliches Gemüt Weihnachten bedeutet. Angst und Zuversicht wird man spüren, aber auch die Hoffnung, die sich an diese Geschichte von der Geburt des Jesu-Kindes knüpft.

STADTBLATT: Warum gehen Sie mit diesem Stück raus aus dem Theater?

Pauls: Ich glaube, dass die Kirche der reizvollere Ort ist. Wir wollen uns weiter aus dem Theater heraus bewegen und mit neuen Ideen und Projekten die Zuschauer ansprechen. Hierbei richten wir uns nicht nur an das Tanzpublikum, sondern auch an das Theaterpublikum, das Opernpublikum und an das Orchesterpublikum.

STADTBLATT: Herr Kalb, Sie proben für die Aufführung mit Orchester, Chor und Solisten?

Kalb: Wir haben zwei hervorragende Solisten: Tilman Lichdi (Tenor) für den Part des Evangelisten und Kirsten Obelgönner, die die Alt-Arien singt. Der Chor arbeitet konzentriert und ich bin sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Gefreut hat mich, wie vorbehaltlos die Orchestermusiker sich auf dieses Projekt eingelassen haben. Ich bin sehr gespannt auf die letzten Proben, wenn alles zusammengesetzt wird.

Pauls: Das Zusammenwirken der Sparten ist immer wieder ein besonderer Augenblick, wenn der Chor szenisch mit einbegriffen ist, die Tänzer dazukommen und es den direkten Kontakt zum Orchester gibt.

STADTBLATT: Zum Inhalt, welche Teile des Weihnachtsoratoriums haben Sie ausgewählt?

Kalb: Die Konzentration liegt ganz klar bei den bekannten Alt-Arien, den Evangelisten-Stellen, einigen Rezitativen und bei der Tenor-Arie. Und die Chöre aus dem Weihnachtsoratorium wie "der Einleitungs-Chor" oder "Herrscher des Himmels" dürfen nicht fehlen. Ich finde, dass Irina Pauls eine sehr stringente Erzählung gelungen ist, die bestimmte Aspekte dieses Weihnachtsoratoriums hervorhebt.
   
 

Karten

Am Mittwoch, 11. Dezember, um 20 Uhr hat "Jauchzet, frohlocket!" Premiere in der Peterskirche. Weitere Vorstellungen sind am Samstag, 14. und Sonntag, 15. Dezember, jeweils um 19.30 Uhr Karten gibt es bei HeidelbergTicket unter Telefon 58-2000.


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Spurensuche auf dem Heiligenberg

Neues Sachbuch über die Erforschung des Heiligenberges erschienen


Der Heiligenberg weist Zeugnisse einer weit in die Vorgeschichte zurückreichenden Besiedlung auf. "Je länger man sich mit dem Berg beschäftigt, um so mehr entdeckt man", darin waren sich Dr. Rolf-Heiner Behrends und Dipl.-Ing. Dieter Müller einig.

Die beiden Autoren stellten ihr Buch "Die Befestigungen auf dem Heiligenberg bei Heidelberg" im Kurpfälzischen Museum der Öffentlichkeit vor. Sie wollen dem Publikum nahe bringen, was die neuste Forschung über die Besiedlung des Heiligenbergs in der Vorgeschichte zu Tage gebracht hat. "Ich wünsche dem Buch viele interessierte Leserinnen und Leser", sagte Oberbürgermeisterin Beate Weber. Bei dieser Gelegenheit dankte sie der Schutzgemeinschaft Heiligenberg für ihr Engagement um dieses Geländedenkmal.

Frühere archäologische Untersuchungen hatten bereits ergeben, dass es sich bei den Wällen auf dem Heiligenberg um die Reste eisenzeitlicher Befestigungen handelt, die in Form von zwei Ring-Wällen die Gipfelfläche und den Hang umschließen. Im Rahmen des Projektes "Atlas archäologischer Geländedenkmäler in Baden-Württemberg", initiiert vom Landesdenkmalamt, wurde von 1980 bis 1994 die Anlage erstmals topografisch vollständig vermessen und ausgewertet. 79 Student/innen der Fachhochschulen für Geoinformatik Karlsruhe und Stuttgart waren bei der Vermessung von rund 500 Bezugspunkten rund um den Berg im Einsatz.

Bei dieser Erforschung konnten neue Erkenntnisse zum Wallverlauf und zu den Toren gewonnen werden. Zwei Altwege, heute noch als Hohlwege zu erkennen, führten auf den Heiligenberg hinauf. 460 Wohnstellen, sogenannte Podien wurden entdeckt, die auf dauerhafte Besiedlung schließen lassen. Das Buch stellt in erster Linie die topografische Bestandsaufnahme dar. Es dokumentiert und beschreibt die noch sichtbaren Teile der Befestigungen. Zahlreiche Gelände-Fotografien, Querschnitte und Luftbildaufnahmen lassen bei genauer Beobachtung der Erdoberfläche die Anlage erahnen. Insbesondere die beigefügten Übersichts-Karten vermitteln einen Eindruck von der Größe der Befestigung und bieten bei der Begehung des Geländes wertvolle Orientierung. Das Buch "Die Befestigungen auf dem Heiligenberg bei Heidelberg", herausgegeben vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, ist für 14,30 Euro im Buchhandel erhältlich. (doh)

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Stand: 3. Dezember 2002