Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 49 · 6. Dezember 2000



Führungswechsel: Der zum Jahresende ausscheidende Vorsitzende des Abwasserzweckverbandes Heidelberg, Prof. Dr. Joachim B. Schultis (rechts), gratuliert seinem Amtsnachfolger Prof. Dr. Raban von der Malsburg. (Foto: Rothe)

Wechsel an der Spitze des AZV

Prof. Dr. Schultis verabschiedet - Prof. Dr. von der Malsburg neuer Abwasserzweckverbands-Vorsitzender


Einen "Abschied auf Raten" nannte es Prof. Dr. Joachim B. Schultis, der nach seinem Ausscheiden bei der Stadt Heidelberg nun auch die Leitung des Abwasserzweckverbandes (AZV) Heidelberg an seinen Nachfolger im Amt des Ersten Bürgermeisters der Stadt Heidelberg übergab. Die AZV-Verbandsversammlung wählte Prof. Dr. Raban von der Malsburg einstimmig zum Vorsitzenden für die Jahre 2001 bis 2003.

Professor Schultis stand seit 1992 an der Spitze des Abwasserzweckverbandes. "In dieser Zeit hat sich der Verband sehr positiv weiterentwickelt", würdigte der stellvertretende Verbandsvorsitzende, der Dossenheimer Bürgermeister Hans Lorenz, die Verdienste des scheidenden Vorsitzenden. Zahlreiche größere Baumaßnahmen mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 28,6 Millionen wurden in Schultis' Amtszeit realisiert. Der AZV erhielt eine größere finanzielle Selbständigkeit und die eigene Personalhoheit. Er verfügt über einen Jahresetat von 43 Millionen Mark und hat hundert Mitarbeiter/innen.

"Man ist sich einig, dass hier hervorragende Arbeit geleistet wird", so Lorenz, der dem scheidenden Vorsitzenden namens des Verbandes seinen Dank aussprach und als Geschenk einen Gutschein für ein Abendessen überreichte. Dem neu gewählten Vorsitzenden von der Malsburg wünschte Lorenz einen guten Einstieg.

Ein weiteres Geschenk gab es von Bürgermeister Thomas Schaller, der einen branchentypischen "Saug- und Spülwagen" mit der Aufschrift AZV als Modellauto überreichte. Das sei genau das Richtige für seinen Enkel, freute sich der Beschenkte. Schultis dankte den Mitgliedern der Verbandsversammlung ebenso wie den AZV-Beschäftigten für das gute Miteinander in den vergangenen acht Jahren: "Nur gemeinsam konnten wir das Thema bewältigen."

Zum stellvertretenden Verbandsvorsitzenden für das Jahr 2001 wählte die Verbandsversammlung den Eppelheimer Bürgermeister Dieter Mörlein, der damit turnusmäßig Hans Lorenz aus Dossenheim ablöst.

Auf der weiteren Tagesordnung standen die Feststellung der Jahresrechnung 1999, der Haushalt 2001, die Sammelkanäle Neckargemünd (Kernstadt - Rainbach), die Ersatzbeschaffung eines Hochdruckspül- und Saugfahrzeuges und eines Atomabsorptionsspektralphotometers, der Einbau einer Trafostation sowie ein Vorratsbeschluss über die Neuaufnahme von Krediten. Alle Beschlüsse erfolgten einstimmig. (rie)

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Hier könnte der neue Stadtteilmittelpunkt Südstadt entstehen. (Foto: Amt für Stadtentwicklung und Statistik)







Wochenmarkt auf dem Wilhelmsplatz. (Foto: Amt für Stadtentwicklung und Statistik)

Stadtteilmittelpunkt und Begegnungszentrum

Stadtteilrahmenplan Weststadt/Südstadt, Teil 2, im Bezirksbeirat vorgestellt


Stadtteilmittelpunkt Südstadt und Bürgerbegegnungszentrum Weststadt waren zwei der wichtigsten Bürgerwünsche zum Stadtteilrahmenplan Weststadt/Südstadt. Nach intensiver Bürgerbeteiligung (Workshops) im Februar stellte Oberbürgermeisterin Beate Weber am 22. November den zweiten Teil: "Entwicklungskonzept und Maßnahmenvorschläge" dem Bezirksbeirat und der Öffentlichkeit vor.

Nach der Präsentation der wichtigsten Entwicklungsziele und Maßnahmenvorschläge durch das Amt für Stadtentwicklung und Statistik sowie das Stadtplanungsamt diskutierten Bezirksbeirat und Bürgerinnen und Bürger im Markushaus in der Südstadt über den aktuellen, rund 100 Seiten umfassenden Stadtteilrahmenplan.

Wie Oberbürgermeisterin Beate Weber zur Sitzungseröffnung feststellte, ist es Hauptziel des Stadtteilrahmenplans, Entwicklungsvorschläge für eine sozial, städtebaulich, wirtschaftlich und ökologisch zukunftsfähige Entwicklung der Weststadt und der Südstadt zu machen. Dabei soll Charakteristisches bewahrt, Defizite beseitigt und Neues entwickelt werden.

Handlungsschwerpunkte und Maßnahmen
Für die Bevölkerung der Weststadt ist das Angebot eines Bürgertreffs, z.B. durch attraktive Gestaltung des Wilhelmplatzes wichtig. Darüber hinaus besteht der Wunsch nach einem Bürgerzentrum durch den Ausbau von Räumen in öffentlichen Gebäuden.

Eine wichtige Maßnahme für beide Stadtteile ist die Schaffung eines Übergangs zum Haus der Jugend über die stillgelegte Güterbahntrasse. Dieser Vorschlag aus den beiden Workshops befindet sich bereits in der Umsetzungsplanung.

Ebenfalls weitergedacht wurde an der Workshopidee, um den Markusplatz einen Stadtteilmittelpunkt für die Südstadt zu schaffen. Die zahlreichen Institutionen vor Ort könnten es ermöglichen, eine ansprechende Freiraumgestaltung zu realisieren und den Mittelpunkt mit "Leben" zu füllen. So eröffnen die Diakonischen Hausgemeinschaften demnächst ein Nachbarschaftscafé in ihren Räumen. Der im Workshop noch gewünschte Wochenmarkt fand erstmals im Oktober wieder statt.

Die Bahninsel stellt eine der größten Herausforderungen für nachhaltige und zukunftsfähige Stadtentwicklung in Heidelberg dar. Zukünftig werden hier rund 5.500 Einwohner wohnen und etwa 7.500 Menschen arbeiten. Die Oberbürgermeisterin schlägt vor, hier auch das Sportangebot Mitte zu konzentrieren. Wichtiges planerisches Ziel ist die Entwicklung des Bereiches um den Hauptbahnhof zu einem städtischen Nebenzentrum. Zur Gestaltung des Bahnhofvorplatzes und der angrenzenden Bereiche erstellte Prof. Burelli eine visionäre Entwicklungsstudie. Auf dem Gelände der ehemaligen Hauptpost ist das Kongress- und Konferenzzentrum Heidelberg mit Hotel geplant. Verbesserungen für die Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr sind vor allem durch die S-Bahn mit dem geplanten Haltepunkt Franz-Knauff-Straße zu erwarten.

Der Bezirksbeirat Weststadt/Südstadt stimmte dem Stadtteilrahmenplan, Teil 2, einstimmig zu. Am 14. Dezember geht er dann in den Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss und im ersten Quartal 2001 zur Beschlussfassung in den Gemeinderat.

Der komplette Stadtteilrahmenplan ist zu beziehen beim Amt für Stadtentwicklung und Statistik, Rathaus, Zimmer 314, Tel.58-2150, Fax: 58-462150, Email: stadtentwicklung@heideberg.de.

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Stadtbrandmeister Albert Eppinger (links) und Feuerwehrchef Hans-Joachim Henzel (rechts) freuen sich mit Wieblingens Kommandanten Georg Merkel über dessen Beförderung zum Oberlöschmeister. (Foto: Rothe)

Seit 154 Jahren einsatzbereit

Die Freiwillige Feuerwehr Heidelberg hat 395 Mitglieder - Hauptversammlung


"Die Feuerwehr ist eine gemeinnützige Einrichtung und dient der Nächstenhilfe", betonte der Leiter der Heidelberger Feuerwehr, Branddirektor Hans-Joachim Henzel, auf der Hauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr in der Turnhalle der Fröbelschule.

Die Stadt Heidelberg unterhält neben der Berufsfeuerwehr eine Freiwillige Feuerwehr mit derzeit 395 Mitgliedern. Die neun Stadtteilfeuerwehren haben zusammen 308 Aktive (darunter 23 Frauen). Zwei Spielmannszügen und einem Blasorchester gehören 52 Musikerinnen und Musiker an, von denen 22 auch bei den Aktiven engagiert sind. 87 Feuerwehrleute versehen ihren Dienst in der Altersmannschaft und 136 Mitglieder (davon 23 Mädchen) gehören zur Jugendfeuerwehr. Die Werkfeuerwehr Henkel-Teroson hat 20 Aktive.

Bereits 1846 wurde in Heidelberg die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Sie ist somit die drittälteste in Deutschland. Der städtische Feuerwehrdezernent, Bürgermeister Thomas Schaller, würdigte die nun schon 154 Jahre andauernde ehrenamtliche Arbeit der Feuerwehrleute.

Stadtbrandmeister Albert Eppinger legte seinen ersten Rechenschaftsbericht vor: In rund 87.000 Übungsstunden schulten sich die aktiven Feuerwehrleute im vergangenen Jahr. Weitere rund 4.300 Stunden hielten sie Theater- und Sicherheitswachen.

Und dann gab es noch 109 "richtige" Einsätze: Vom Orkan "Lothar", der Weihnachten 1999 Schäden in allen Stadtteilen verursachte, über die besondere Vorkehrungen in der Neujahrsnacht wegen des Datumswechsel bis zum Dachstuhlbrand in Handschuhsheim und zum Unwetter in Ziegelhausen. Zwei Alarmierungen sorgten für Heiterkeit: zwei Kühe mussten nach einem unfreiwilligen Bad aus einem privaten Swimmingpool geborgen werden und ein aus Schlierbach gemeldeter Dachstuhlbrand entpuppte sich als Baustellenbeleuchtung.

"Die Voraussetzungen für die Arbeit der Feuerwehren in den Stadtteilen bessern sich", stellte der Stadtbrandmeister fest. Lösungen für neue Feuerwehrhäuser in Kirchheim und Handschuhsheim liegen in greifbarer Nähe. "Große Sorgen bereitet die Weststadt", so Eppinger, "weil dort die Feuerwehr seit einem Jahr ohne Schulungsräume buchstäblich auf der Straße sitzt."

Manche Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr sind bald 30 Jahre alt. Eppinger freute sich, dass zwei Löschfahrzeuge bestellt und für 2002/3 weitere Ersatzbeschaffungen vorgesehen sind. Branddirektor Henzel forderte eine angemessene Ausstattung der freiwilligen Feuerwehrleute. Für einen erfolgreichen Einsatz sei erforderlich, dass spätestens zehn Minuten nach dem Notruf wirkungsvolle Hilfe an der Unglücksstelle eintrifft.

Zu den Höhepunkten der Feuerwehr-Hauptversammlung gehören die Übernahmen aus der Jugendfeuerwehr in die aktive Abteilung sowie Beförderungen und Jubilar-Ehrungen. Für 25-jährige Mitgliedschaft wurden Manfred Fischer, Hermann Lücking, Lothar Fagherazzi, Karl-Heinz Rehm, Werner Sauter, Harald Schork, Herbert Waldmann, Heinz Heck und Wolfgang Roth geehrt. Seit 40 Jahren sind Erich Schmitt und Kurt Vetter dabei und seit 50 Jahren Paul Salomon, Gerhard Gugau, Manfred Langer, Franz Ritschel Karl Jung und Thomas Müller. (mla)

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Doris Rasch, Amt für Frauenfragen, Dörthe Domzig, Frauenbeauftragte, und Monika Karl vom Frauenhaus (v.l.) teilten die Ergebnisse der Fachtagung der Öffentlichkeit mit. (Foto: Rothe)

Gegen "häusliche Gewalt"

Städte im Erfahrungsaustausch - Fachtagung zum Modellverfahren Platzverweis


Im Rahmen der Kampagne "Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache" nimmt die Stadt Heidelberg am Modellverfahren "Platzverweis" teil. Eine Fachtagung bot jetzt den damit Befassten in Heidelberg die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch mit Expertinnen und Experten aus Wien und Berlin.

Wie können Schutzmaßnahmen und Hilfsangebote für von Gewalt betroffene Frauen verbessert werden? Wie können Täter in die Verantwortung genommen werden? Wie finden alle beteiligten Institutionen und Hilfsorganisationen zu einer effektiven Kooperation? Mit diesen Fragen beschäftigten sich vier Arbeitsgruppen einen Tag lang im Bürgerhaus Pfaffengrund. Vertreterinnen und Vertreter von Frauenhaus, Kinderschutzzentrum, JederMann e.V., Justiz, Polizei, Arbeitsamt und Jugendamt nahmen an der Tagung teil.

Eines sei klar geworden, sagte Dörthe Domzig, Frauenbeauftragte der Stadt: "Verantwortliches Handeln funktioniert am Besten, wenn alle Beteiligten miteinander sprechen". Über die Notwendigkeit des regelmäßigem Informationsaustausches zwischen den beteiligten Institutionen und Beratungseinrichtungen waren sich alle Arbeitsgruppen einig.

So bestätigte sich der in Heidelberg bereits eingerichtete "Runde Tisch" als wichtiges Instrument, um zu einer abgestimmten und vernetzten Zusammenarbeit zu gelangen. "Wir haben festgestellt, dass eine gut funktionierende Kooperation nur dann stattfinden kann, wenn wir nicht die Augen verschließen vor den Problemen", so Doris Rasch vom Frauenamt.

Als problematisch eingestuft wurde: Der Umgang mit Informationen, die unter das Datenschutzgesetz fallen, die Dauer des Platzverweises von nur zwei mal zehn Tagen, die verantwortliche Arbeit mit den Tätern. Und die Frage der Beweisbarkeit: "Wo keine Zeugin, da kein Täter?", fragte Hans Schmidt von JederMann e.V. Heidelberg.

Als sehr hilfreich wurde eine so genannte "Notfallkarte" erachtet, die in Berlin bereits an Polizeireviere, Ärzte und Krankenhäuser verteilt wird. Sie enthält eine Liste sämtlicher Telefonnummern von Beratungsstellen und medizinischen Einrichtungen für Frauen. "Das Ziel muss sein", so Dörthe Domzig, "dass Frauen keine Angst haben, Gewalt anzuzeigen, weil sie wissen, dass ihnen geholfen wird." Eine Dokumentation der Fachtagung soll in Kürze im Frauenamt erhältlich sein. (doh)

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Stand: 5. Dezember 2000