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Ausgabe Nr. 48 · 27. November 2002 |
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Recycling-Band und Theater-AG der Internationalen Gesamtschule näherten sich dem Thema Zeit auf künstlerischem Wege. (Foto: privat) |
Zeitkompetenz und Schule |
Bilanz des 9. Forums Gesundheit, einer Veranstaltung der städtischen Gesundheitsförderung Zeitkrankheiten, wie Stress, Anspannungen, Niedergeschlagenheit, psychosomatische und Herz-Kreislauferkrankungen waren Anlass und Ausgangspunkt des 9. Forums Gesundheit "Zeitkompetenz und Schule", das am 14. und 15. November im Adolf-Schmitthenner-Haus stattfand. Sie sind Ausdruck der gesamtgesellschaftlichen Situation, die auch die Schule prägt. Darüber diskutierten an beiden Tagen Lehrerinnen und Lehrern, Eltern, Schülerinnen und Schülern intensiv. In ihrer Eröffnung machte Oberbürgermeisterin Beate Weber deutlich, dass Zeitnot und Zeitdruck in unserer schnelllebigen Epoche Ansehen und Prestige vermitteln. Sie werde von dem Interesse beherrscht, schneller zu sein, "just in time" zu produzieren, zu liefern und auszutauschen. Verbindliche Zeiten für persönliche Kontakte, für den Austausch zwischen Partnern, Eltern und Kindern, Freunden, Verwandten, für politisches, kulturelles und soziales Engagement würden immer weniger. Beate Weber stellte in diesem Zusammenhang die Frage, ob nicht dadurch unsere Sozialstruktur gefährdet werde. Als die wichtigste Einrichtung der Bildung trage auch die Schule unvermeidlich dazu bei, dass ein scheinbar "rationaler Umgang mit der Zeit" durch Zeitplanung, Zeitdisziplin und Zeitmanagement zu dem Erfolgskriterium der gesamten Lebensführung werde. Die Oberbürgermeisterin machte in diesem Zusammenhang auf die Kehrseiten dieser Entwicklung aufmerksam. Nach den Ergebnissen der PISA-Studie und anderer internationaler Untersuchungen hätten Manager, die unter dauerndem Zeitmangel leiden, auch keine Zeit für innovative Ideen. Und die Qualität der Schulen mache insbesondere ein "Klima des Vertrauens" aus; dies habe etwas mit der verfügbaren Zeit aller Beteiligter füreinander - und für etwas mehr als den bloßen Unterricht - zu tun. Der Leiter der Abteilung Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik, Professor Franz Resch, wies in seinem Vortrag auf die Bedeutung von emotionalen Beziehungen für die kindliche Entwicklung hin: dafür brauche es Zeit in der Gegenwart und Perspektiven für die Zukunft. Ohne befriedigende Beziehungen in Elternhaus und Schule sei häufig auch die Entwicklung des Leistungsvermögens beeinträchtigt - mit Konsequenzen für die Lebenschancen. Dies habe eine bei Grundschulkindern in Heidelberg und Umgebung durchgeführte Untersuchung ergeben. Diese Thesen ergänzte der Sozialwissenschaftler Dr. Olaf Geramanis von der Universität der Bundeswehr München mit Hinweisen auf moderne gesellschaftliche Tendenzen, den sozialen und persönlichen Kompetenzen einen besonders hohen Stellenwert in der Wissensgesellschaft zuzubilligen. In einer Schule, die nur auf die Informationsvermittlung ausgerichtet sei, könnten sich solche Qualitäten kaum entwickeln. Diese Kompetenzen könnten aber auch im schulischen und gesellschaftlichen Leben unmittelbaren Gewinn bringen, so die Schülerin Lila Sax und die Schüler James Dews und Iman Ghobadi. Man könne dadurch seine sprachliche Qualifikation und die Selbst- und Fremdwahrnehmung erheblich aufbessern. Für all dies braucht es Zeit - Zeit zwischen den beteiligten Personen und das Gespür für die richtigen Gelegenheiten. Dies kann sich nur in einer anderen Organisationsform entwickeln, die an den Ursprung des Begriffs "Schule" anknüpft, der nämlich "Muße" bedeutet. Wenn eine gesundheitsfördernde, lernfördernde und nachhaltige Zeitkultur in der Schule Einzug halten soll, dann müssten die Lehrenden und Lernenden Schritte unternehmen, um in der Schule die Generalschlüssel-Qualifikation "Zeitkompetenz" zu entwickeln, so der Leiter der Haslachschule in Villingen, die "Zeitkultur" zum Leitthema der Schulentwicklung machte. Nach Auffassung der Ernährungswissenschaftlerin Professor Dr. Barbara Methfessel von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg bräuchten Kinder feste Strukturen, um sowohl Esskultur als auch den richtigen Umgang mit der Zeit zu erlernen, nämlich Rhythmus, Regeln und Rituale. Alle Zeiten gelte es ernst zu nehmen, nämlich "Lehr- und Lernzeiten, Sozialzeiten, Körperzeiten". Wichtig sei es demnach, die Rituale einer regelmäßigen Pausenverpflegung zu beachten. In den anschließenden drei Workshops wurde ein hohes Interesse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Themen deutlich. Darüber hinaus zeigte es sich, dass viele Schulen in Heidelberg auf dem Weg sind, eine neue Zeitkultur zu entwickeln. Als organisatorischer Ansatz dafür wurde die Ganztagsschule herausgestellt, in der neue Zeitstrukturen besonders leicht entstehen können. Forum Gesundheit Alljährlich veranstaltet die Stadt Heidelberg gemeinsam mit vielen Partner das Forum Gesundheit, um aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit zu diskutieren. |
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29. November ist Apfeltag |
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Schüler/innen der Grund-, Haupt- und Förderschulen erhalten je einen Apfel Im Initiativ-Kreis Schule haben sich Heidelberger Schulen, Elternvertreter und die Stadt Heidelberg zusammengefunden, um eine nachhaltige Verbesserung des gesundheitlichen Befindens der Kinder zu bewirken. Kinder leiden unter Bewegungsarmut, ernähren sich falsch, sind häufig zu dick. Das kann sich auch auf die schulischen Leistungen auswirken. Um ein Zeichen zu setzen für eine gesündere Ernährung und ein schmackhaftes Vesper, werden am Freitag, 29. November, an allen Grund-, Haupt- und Förderschulen der Stadt knackige Äpfel verteilt. Oberbürgermeisterin Beate Weber wird an der Landhausschule persönlich Äpfel an die Grundschüler überreichen. Gespendet hat das Obst der Erzeugergroßmarkt Heidelberg, insgesamt 4.600 Stück aus regionalem Anbau. Eine ähnliche Aktion gab es schon Anfang November im Casino der Stadt im Prinz Carl und in der Kantine des Amts für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung. Organisiert hat dies die Abteilung Gesundheitsförderung im Umweltamt. Im Apfel stecken viele gesunde Bestandteile. Er enthält Mineralien, Fruchtsäuren und Vitamine. Er stärkt nachweislich das Immunsystem. |
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"Im alten Griechenland schenkte Paris der schönen Aphrodite einen Apfel. Heidelberg, die Schöne, schenkt am 29. November allen Heidelberger Grundschulkindern einen Apfel. Der Stadt liegt die Gesundheit der nachwachsenden Generation am Herzen. Deshalb wurde von Herrn Hofmann vom Amt für Umweltschutz, Energie und Gesundheitsförderung ein Initiativkreis "Kinder und Gesundheit" ins Leben gerufen. Themen wie Ernährung, psychische Gesundheit, Bewegung und Sauberkeit in der Schule werden bearbeitet. Im Namen aller Eltern begrüßen wir diese vorbildliche Aktion und wünschen ihr viel Erfolg." | |
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