Thema der Woche

Ausgabe Nr. 48 · 28. November 2001



Mitarbeiter des städtischen Vermessungsamtes bei einer Grundstücksvermessung.




Vermessung ist die Grundlage der Stadtkarten: Hier ein Ausschnitt aus dem Interaktiven Stadtplan Heidelberg, den das Vermessungsamt als Bürger- und Besucher-Service weltweit online zur Verfügung stellt.

Städtisches Vermessungsamt lädt ein: Schauen Sie uns in die Karten!

100 Jahre Stadtvermessung: Tag der offenen Tür am Samstag, 1. Dezember, von 10 bis 16 Uhr in der Gaisbergstraße 7-11
 

Punktgenau

Ein zuverlässiger Partner seit hundert Jahren


Das Messen oder Vermessen - die Geodäsie, so der wissenschaftliche Name des Vermessungswesens - sind für die Menschen neben den Naturwissenschaften Physik und Chemie seit jeher die dritte Komponente bei der Erfassung und Einteilung der Umwelt. Ohne die Kunst des Messens wäre die Erforschung unseres Heimatplaneten ebenso undenkbar gewesen wie die Entwicklung eines räumlich geordneten Zusammenlebens.

Garant für den verantwortungsvollen Umgang mit Grund und Boden in Heidelberg ist seit 100 Jahren das 1901 gegründete Städtische Vermessungsamt. Aus der ursprünglichen Aufgabe, die Gemarkungsfläche der Stadt systematisch neu aufzunehmen, hat sich im Laufe der Zeit ein umfangreiches Spektrum an Tätigkeiten entwickelt. Die Ordnung und Sicherung des Grundeigentums, die exakte Übertragung von Plandaten in die Örtlichkeit sowie eine zuverlässige nachvollziehbare Dokumentation der Veränderungen waren und sind die zentralen Aufgaben. Allein die für die Allgemeinheit zugänglichen verlässlichen Unterlagen über Form und Beschaffenheit der Grundstücke ermöglichen städtebauliche Planungen, Grundstücksverkäufe sowie die Realisierung von Bauvorhaben.

Bis vor 25 Jahren waren Messlatten, Fluchtstäbe, Winkelprisma, Theodolit und eine Vielzahl von Formularen, Tabellen und mechanischen Rechenhilfen das tägliche Handwerkszeug der Vermessungsfachleute. Heute sind aus dem Berufsalltag des Vermessungsingenieurs elektrooptische Entfernungsmessgeräte, GPS-Empfänger, elektronische Feldrechner sowie ein durchgängiger Datenfluss zur Auswertung der Messergebnisse nicht mehr wegzudenken. Komplexe Vermessungsaufgaben, wie beispielsweise die Überwachung der Rutschungen am Heiligenberghang, sind in der seit nunmehr 15 Jahren praktizierten Form überhaupt nur mit Präzisionsinstrumentarium und wissenschaftlicher Auswertesoftware durchführbar.

Auch für die Dokumentation und graphische Darstellung der umfangreichen Datenmengen ist Hightech im Einsatz. Hier hat das Geographisch-Technische-Informations-System (GTIS) der Stadt Heidelberg mit seinen vielfältigen Möglichkeiten von der digitalen Liegenschaftskarte bis zu 3-D-Simulationen die ursprünglichen Plan- und Kartenwerke schon bald vollständig abgelöst. Ein weiterer Schritt in die Zukunft ist die digitale Bereitstellung unseres Stadtplans, z.B. auf der Homepage der Stadt Heidelberg.

Punktgenau, detailliert und zuverlässig führt das Städtische Vermessungsamt Vermessungen, Baulandumlegungen und Verkehrswertermittlungen durch, erstellt Karten und bereitet die Daten für viele verschiedene Nutzungen auf und verwirklicht so - ganz im Sinne einer modernen Stadtverwaltung - den für alle Interessenten zugänglichen "Service rund ums Grundstück".

Übrigens: Zu Beginn des neuen Jahres präsentiert das Vermessungsamt den neuen, völlig überarbeiteten Amtlichen Stadtplan Heidelberg. Er ist dann im Buchhandel, bei den Bürgerämtern, im Technischen Bürgeramt und natürlich auch beim Vermessungsamt erhältlich.
   

Dieter-Georg Hielscher,
Leiter des städtischen Vermessungsamtes

Meilensteine

Gespräch mit Amtsleiter Dieter-Georg Hielscher


STADTBLATT: Wie kam es zur Gründung der Stadtvermessung?

Hielscher: Nach anfänglichem Einsatz im städtischen Tiefbauamt wurde der staatlich ausgebildete Geometer Oskar Kramer durch Ratsbeschluss zum ersten Stadtgeometer Heidelbergs bestellt. Ab 1. Januar 1901 - also zum kalendarisch richtigen Start ins 20. Jahrhundert - nahm die Stadtvermessung Heidelberg ihre Arbeit auf.

STADTBLATT:
Was hatte die junge Stadtvermessung denn zu tun?

Hielscher: Neben der Zuständigkeit für ingenieurtechnische Vermessungsarbeiten war das neu gebildete Städtische Vermessungsamt nun autorisiert, auch die hoheitlichen Grundstücksvermessungen in Heidelberg auszuführen. Die Arbeitsergebnisse der städtischen Geometer mussten anschließend zur Übernahme in das von einem Bezirksgeometer geführte landesweite Vermessungswerk abgegeben werden.

STADTBLATT:
Rundum selbständig in Sachen Grundstücksvermessung war die Stadt also noch nicht!?

Hielscher: Richtig! Deswegen hat sich die Stadt nach dem ersten Weltkrieg um die Führung des Vermessungswerks bemüht. 1921 wurde dem Städtischen Vermessungsamt die Kompetenz zur Übernahme auch dieser hoheitlichen Aufgabe übertragen. Seitdem sind die Informationen über alle Grundstücke zur Wahrnehmung kommunaler Aufgaben vor Ort in Heidelberg direkt verfügbar.

STADTBLATT: Was war der Schwerpunkt nach 1945?

Hielscher: Wie in allen größeren Ballungsräumen war auch in Heidelberg die Zeit nach dem 2. Weltkrieg geprägt durch eine umfassende Siedlungs- und Gewerbeflächenentwicklung. Für das Vermessungsamt waren die vier Jahrzehnte von 1950 bis 1990 die große Zeit der Baulandumlegungen. Über 400 Hektar Land wurden der baulichen Entwicklung zugeführt. Mit der Geschäftsführung des Projekts Bahninsel/Bahnstadt hat mein Stellvertreter und somit das Vermessungsamt die wichtigste bodenordnerische Aufgabe für die Zukunft übernommen. Eine Herausforderung, der wir uns gerne stellen.

STADTBLATT: Wohin führt die Zukunft unsere Stadtvermessung?

Hielscher: Auf einen Begriff reduziert in ein "Digitales Modell Heidelberg". Seit 1987 sind wir dabei, alle bislang auf analogen Zeichenträgern stehenden Karten in digitale Karten zu überführen. In unserem Geografisch-Technischen Informationssystem werden Daten aus unterschiedlichsten Fachbereichen zusammengeführt und für die tägliche Arbeit unserer Ämter und städtischen Gesellschaften online zur Verfügung gestellt.

STADTBLATT:Was wünschen Sie der Stadtvermessung für deren zweites Jahrhundert?

Hielscher: Dass wir den von uns mit missionarischer und visionärer Leidenschaft eingeschlagenen Weg konsequent und geradlinig fortsetzen können. Ich freue mich weiterhin auf eine weitsichtige und wohlwollende Begleitung durch unsere Verwaltungsspitze und den Gemeinderat.
   

Programm am Tag der offenen Tür

Wir laden Sie ein zu einer Kombination aus Vorführungen, Ausstellungen und Mitmachaktionen. Kommen Sie am Samstag, 1. Dezember, zwischen 10 und 16 Uhr zu uns in die Gaisbergstraße 7-11. Unsere Mitarbeiter/innen erwarten Sie an folgenden Stationen:

(1) Historische Auswertegeräte
(2) Ablauf einer Grundstücksvermessung
(3) Auswertung von Grundstücksvermessungen
(4) Geographisch-Technisches-Informationssystem (GTIS)
(5) Stadtplan
(6) GTIS-Demo
(7) Mobiles GTIS
(8) Grundstücksvermessungswerk
(9) Luftbildarchiv HD
(10) Berufsausbildung Vermessungstechniker
(11) Baulastenverzeichnis
(12) Führung des Grundstücksvermessungswerks
(13) Reprographie
(14) Kanalmessverfahren
(15) Vom Kaufvertrag zum Bodenrichtwert
(16) Indirekte Höhenmessung
(17) Entfernungsmessung
(18) Winkelmessung
(19) Vom Acker zum Bauland
(20) Ausstellung Deformationsvermessung
(21) Architekturvermessung
(22) Entfernungs- und Höhenbestimmung Menglerbau
(23) Satellitenvermessung (GPS)

Ein Wegweiser durch das Haus liegt am Eingang bereit.

Ihr Vermessungsamt
der Stadt Heidelberg
   
 

Kunst am Gaisberg

Nicht nur die Gebäude Gaisbergstraße 7-13 bilden einen Komplex. "Komplex" ist auch der Titel einer Ausstellung, in der sieben Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen Ländern ihre Arbeiten als einheitlichen Komplex präsentieren. Die Ausstellung, die sonst montags bis donnerstags von 9.30 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 17 Uhr sowie freitags von 9.30 bis 12.30 Uhr geöffnet ist, ist auch am Tag der offenen Tür des Vermessungsamtes zu sehen.


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Stand: 27. November 2001