Kinder und Kultur

Ausgabe Nr. 47 · 19. November 2003



Übergabe der Richard-Benz-Medaille durch Oberbürgermeisterin Beate Weber an Michael Buselmeier (Foto: Rothe)
"Ihr Engagement tut der Stadt gut"
Michael Buselmeier erhielt Richard-Benz-Medaille - Vorstellung des 2. Bandes der Reihe "Erlebte Geschichte - erzählt"


Der Heidelberger Schriftsteller Michael Buselmeier wurde zu seinem 65. Geburtstag mit der Richard-Benz-Medaille der Stadt Heidelberg geehrt. Oberbürgermeisterin Beate Weber übergab die Auszeichnung für "besondere Verdienste um Kunst und Wissenschaft" am vergangenen Donnerstag in einer Feierstunde im Spiegelsaal des Prinz Carl. Buselmeier stehe damit, so die Oberbürgermeisterin, in der "nicht langen, aber sehr exquisiten Reihe" der Träger der Richard-Benz-Medaille, die bisher neun Mal vergeben wurde.

Michael Buselmeier, 1938 in Berlin geboren und in Heidelberg aufgewachsen, hat Lyrik und Prosa veröffentlicht. In den Jahren der Studentenbewegung engagierte sich Buselmeier journalistisch als kritischer Beobachter und Kommentator des Heidelberger Stadtgeschehens. 1986 gab er das "Heidelberg Lesebuch. Stadt-Bilder von 1800 bis heute" heraus und begann zwei Jahre später mit Führungen an die Orte der Heidelberger Literaturgeschichte. Seit 1994 lädt Buselmeier in der Reihe "Erlebte Geschichte - erzählt" Gäste zum Gespräch, deren Leben mit Heidelberg verbunden ist.

Beate Weber würdigte das vielfältige Wirken Buselmeiers, eines "Außenseiters und Querkopfs" mit enger Verbundenheit zu Heidelberg. Für Buselmeier kennzeichnend sei "Gefühl und Gespür für die Heimat" ebenso wie die kritische Auseinandersetzung damit. "Ihr Engagement tut der Stadt gut", unterstrich die Oberbürgermeisterin. Mit der Gesprächsreihe "Erlebte Geschichte - erzählt" habe Buselmeier erreicht, dass persönliche Erfahrungen "in das kulturelle Gedächtnis der Stadt hineinwachsen".

In seiner Dankesrede sprach Buselmeier über den Namensgeber der Auszeichnung, den Kulturhistoriker und Schriftsteller Richard Benz (1884-1966), einen "Außenseiter, Abseitssteher, der die modischen Trampelpfade mied. So wie er suchte auch ich nach einem ursprünglichen Weg zur Kunst." "Meine Verehrung für Benz, der mein Großvater hätte sein können, überstand selbst meine linksradikale Phase", so Buselmeier.

Im Anschluss an die Ehrung stellten Michael Buselmeier und Hans-Martin Mumm den zweiten Band der Reihe "Erlebte Geschichte - erzählt" vor. Er enthält fünfzehn Gespräche - von Gadamer bis Zundel - aus den Jahren 1998 bis 2000. Mit einer Lesung mit verteilten Rollen aus dem denkwürdigen Gespräch mit Hans-Georg Gadamer (Buselmeier als Gadamer, Mumm als Buselmeier) klang der Festakt aus. (rie)
   
  Michael Buselmeier: "Erlebte Geschichte erzählt. 1998-2000." Heidelberg 2003, Verlag Das Wunderhorn. 256 Seiten, 20,50 Euro. ISBN: 3-88423-203-7.

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(Quelle: Heidelberger Theateralmanach 1912/1913.)
Aus der Theater-Geschichte
Eine Serie zum 150-jährigen Bestehen


Anlässlich seines Jubiläums präsentiert das Theater der Stadt im Stadtblatt in loser Folge eine Reihe von Zeitdokumenten aus seiner Geschichte. Hier finden sich historische Dokumente, Meilensteine der lokalen Theatergeschichte, aber auch skurrile und amüsante Anekdoten aus dem Theaterleben. Oder wussten Sie etwa schon, dass keine geringere als Sophia Loren seinerzeit im Heidelberger Theater für Filmaufnahmen posierte?

Aber zunächst zurück zum Jahr 1852: Nicht der Kurfürst Friedrich I., Großherzog von Baden, errichtet das Heidelberger Theater, er hat seine Residenz in Karlsruhe. Ein "Theatercomité" wird gegründet, eine Art Bürgerinitiative, die mit Spendenaufrufen und Initiativen das Interesse der Heidelberger Bürgerschaft an einem eigenen Theater weckt und fördert. Das "Heidelberger Journal" informiert seine Leserinnen und Leser regelmäßig über den Fortgang der Spendenaktionen in Sachen "Theaterbau". Schließlich kann am 30. Januar 1852 der künftige Bauplatz im Herzen der Altstadt für 3750 Gulden vom "Theatercomité" ersteigert werden. In der "Rechnung des Theaterbaus in Heidelberg" sind Fabrikanten, Bankiers und Professoren ebenso aufgeführt wie Apotheker, Buchbinder, Bäcker und Gastwirte. Im Juni 1853 ist in der Rubrik "Einnahmen" ein Betrag von 9238 Gulden und 54 Kreuzern verbucht. Ein Bürgertheater entsteht.

Die Spendengelder sind, neben den Einnahmen aus Aktienverkäufen und dem im sogenannten "Theatervertrag" vom 7. April 1853 festgeschriebenen Zuschuss durch die Stadt Heidelberg, die dritte Geldquelle, mit welcher der Theaterneubau finanziert werden soll. In dem Vertrag verpflichtet sich die Stadt, dem Theater einen jährlichen Zuschuss von 1000 Gulden zu zahlen. Das Theater verpflichtet sich im Gegenzug, 40 Aufführungen pro Jahr zu spielen. Der Bau des Heidelberger Theaters kann am 12. April 1853 beginnen.

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Stand: 18. November 2003