Ausgabe Nr. 47 · 20. November 2002



Der Büroturm auf dem Gelände Glockengießerei gilt als Nullemissionsgebäude, da die Beheizung über Wärmepumpen keine Schadstoffe verursacht. (Foto: Hartmann und Hauss)

Passivhäuser - Bauen ohne klassische Heizung

Zweites Heidelberger Passivhaus-Praxisseminar fand im SRH-Seminarzentrum statt


Über 100 Personen, vorwiegend Architekten und Ingenieure, nahmen am zweiten Heidelberger Passivhaus-Praxisseminar am 13. November teil. Organisiert hatten das Seminar das Amt für Umweltschutz, Energie und Gesundheitsförderung und die Architektenkammer Heidelberg.

Das Seminar gab den Teilnehmern einen Überblick über die neusten Entwicklungen des Passivhausbaus - also besonders energieeffizienten Bauens. Das liegt im Interesse der Stadt Heidelberg, da Passivhäuser einen konkreten Beitrag zum Klimaschutz leisten. Der Schwerpunkt des zweiten Praxisseminars lag auf dem Thema "Gewerbliche Passivhäuser".

Oberbürgermeisterin Beate Weber begrüßte die Gäste: "Wir möchten den Erfahrungsaustausch zwischen den Fachleuten fördern und ihr Wissen besser für den Klimaschutz in Heidelberg nutzen." Sie betonte, dass die Stadt als eine der ersten bundesweit die Errichtung privater und gewerblicher Passivhäuser fördere. Zukünftig werde die Stadt sich auch beim Bau eigener Gebäude stärker am Passivhausstandard orientieren, so aktuell beim Neubau der Turnhalle für die Kurpfalzschule in Kirchheim.

Einen hochinteressanten Übersichtsvortrag hielt Dr. Wolfgang Feist, der Leiter des Passivhaus-Institutes, Darmstadt. Er beschäftigte sich mit der Passivhausbauweise bei gewerblichen Objekten und wies darauf hin, dass zwar die gleichen Grundsätze gälten wie bei Wohngebäuden, aber andere Rahmenbedingungen. Weniger die Heizung als andere Energieanwendungen dominierten dort. Bei gewerblichen Bauten könnten durch beste Dämmung der Gebäudehülle und durch Lüftungstechnik alle weiteren Systeme wie Heizung und aktive Kühlung eingespart werden. Erfahrungen auf dem Gebiet des Passivbaus bei Büro- oder öffentlich genutzten Gebäuden gebe es schon.

Über Lüftungskonzepte und Restheizung in Mehrfamilien-Passivhäusern sprach Ralf Bermich, Leiter des Bereichs Energie und Klimaschutz im Umweltamt. Er wies unter anderem darauf hin, die Mietererfahrungen mit kontrollierter Lüftung in Niedrigenergie- und Passivhäusern überwiegend positiv seien. Eine Umfrage in der Heidelberger Niedrigenergiehaus-Wohnanlage "Am Dorf" habe ergeben, dass fast drei Viertel der Bewohner die Luftqualität besser bewerteten als in ihren alten Wohnungen. Insgesamt sei der Wohnkomfort in Passivhäusern höher als in "normalen" Häusern.

Auch zwei Beispiele für energieeffizientes Bauen in Heidelberg wurden vorgestellt. Die Architektin Christiane Hauß und Hans-Jörg Kraus von Kraus Immobilien stellten den "Krausturm" vor, ein im Bau befindliches Nullemissions-bürohochhaus auf dem Gelände der Glockengießerei. Im Bezug auf die Heizenergie kommt es ohne Emissionen aus, da die Büros über eine Wärmepumpe mit Erdwärme beheizt werden. Den Stromverbrauch der Pumpe gleicht eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Gebäudes aus. Außerdem lässt die Firma Kraus Immobilien zurzeit auf dem Gelände des ehemaligen Heinsteinwerks neben Niedrigenergiehäusern die ersten Passivhäuser in Heidelberg erstellen.

In einer begleitenden Fachausstellung zeigten 15 Firmen spezielle Bauprodukte für Passivhäuser, vor allem Passivhausfenster, Wärmedämmsysteme und Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung sowie Messtechnik zur Überprüfung der Bauqualität. Bürgermeister Dr. Eckart Würzner hob in seinem Schlusswort die beeindruckenden Fortschritte der Passivhausbauweise hervor und rief die Teilnehmer auf, diese positiven Ergebnisse in der Breite anzuwenden. (neu)
 
Passivhaus
Charakteristisch für Passivhäuser ist der minimale Heizwärmebedarf von höchstens 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr, was etwa 1,5 Litern Heizöl entspricht. Zum Vergleich: Niedrigenergiehäuser verbrauchen rund vier Mal so viel Energie.

  Zum Seitenanfang



In der dicken Röhre hinter (v.l.) Stadtwerke-Vorstand Heinz Knoll, Alfred Kappenstein, Abteilungsleiter Fernwärme SWH, Manfred Eitelbuß, Gruppenleiter Heizwerke SWH, und Zoodirektor Dr. Klaus Wünnemann wird Mist in Biogas verwandelt. (Foto: Pfeifer)

Aus Mist wird Energie

Biogas-BHKW im Tiergarten offiziell in Betrieb genommen


Mist aus dem Heidelberger Zoo, Früchtereste von den Wild-Werken in Eppelheim, Brotabfälle der Heidelberger Bäckereien und Grasschnitt von den umliegenden Sportanlagen sind nicht einfach nur Abfälle.

Wie sind die Materialien, aus denen das neue Biogas-Blockheizkraftwerk (BHKW) im Heidelberger Tiergarten Wärme und Strom erzeugt. In dem von der Stadtwerke Heidelberg AG (SWH) gebauten und betriebenen BHKW, das jetzt offiziell in Betrieb genommen wurde, bleibt das Substrat aus Mist, Früchten, Brot und Gras etwa 28 Tage im Rohrfermenter, der einen Durchmesser von 3,5 Meter und eine Länge von 16 Meter hat. Darin entstehen pro Tag rund 400 Kubikmeter Biogas, das wiederum in Wärme und Strom umgewandelt wird.

Die Wärme dient der Beheizung von Fasanerie, Afrika-Haus, Wirtschaftshof, Verwaltungsgebäude, Restaurant, Zoo-Shop, altem und neuem Affenhaus und dem Haus der Rhesus-Affen. Der gleichzeitig erzeugte Strom wird in das Netz der Stadtwerke eingespeist und reicht aus, um etwa 115 Haushalte zu versorgen.

Damit wird - so betonen die Stadtwerke - das ihren Fox energreen-Kunden gegebene Versprechen eingelöst, den Aufpreis zweckgebunden in die Förderung oder Errichtung neuer regenerativer Anlagen zur Stromerzeugung zu investieren. Fox energreen-Kunden zahlen für eine selbst bestimmte Menge Ökostrom - ob 25, 50, 75 oder 100 Prozent des Jahresverbrauchs - einen Mehrpreis von vier Cent pro Kilowattstunde. (br)

  Zum Seitenanfang
  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



Copyright © Stadt Heidelberg 1999, All Rights Reserved
Stand: 19. November 2002