Thema der Woche

Ausgabe Nr. 47 · 21. November 2001



Der preisgekrönte Entwurf von Trojan + Trojan. Die Zahlen zur Orientierung: 1 Hauptbahnhof, 2 Druckmaschinen, 3 BG Chemie, 4 Czernybrücke, 5 Montpellierbrücke, 6 Speyerer Straße, 7 frühere ABB (Foto: Rothe)




Vorstellung der Wettbewerbsergebnisse: (v. l.) Wettbewerbssieger Paul Trojan, Jury-Vorsitzender Prof. Kees Christiaanse, Bernhard H. Hansen von der Deutschen Bahn AG, Erster Bürgermeister Prof. Dr. Raban von der Malsburg und Diethelm Fichtner, Leiter des Stadtplanungsamtes (Foto: Rothe)




Rund 114 Hektar Fläche, die heute überwiegend brachliegen (hier das ehemalige Stellwerk), sehen einer neuen Nutzung entgegen. (Foto: Rothe)

Die Zukunft liegt hinter dem Bahnhof

Bahnstadt wird Wohnraum für 5.000 bis 6.000 Menschen und 8.000 Arbeitsplätze bieten - OB Beate Weber: "Unglaubliche Chance für die Stadt"


Wo heute Gleise vor sich hin rosten und Sommerflieder zwischen den Schwellen gedeiht, wird in den kommenden Jahren ein neuer Stadtteil entstehen, der mit einer Fläche von rund 114 Hektar größer als die gesamte Altstadt ist. Bevor aber dort der erste Neubau entstehen kann, braucht es einen Plan für das gesamte Gebiet. 25 Entwürfe, wie die künftige "Bahnstadt" - so der Arbeitstitel - einmal aussehen könnte, sind zur Zeit in den Güterhallen der Deutschen Bahn AG zu sehen. Wer sich für Heidelbergs Zukunft interessiert, sollte unbedingt einen Blick in die Ausstellung werfen.

Die Stadt Heidelberg und die Immobiliengesellschaft der Deutschen Bahn AG, die Haupteigentümerin der Flächen, hatten im Frühjahr gemeinsam europaweit einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Ziel des "Städtebaulichen Realisierungswettbewerbs Bahnstadt" war es, einen Rahmenplan für die Zukunft des Gebietes südlich des Hauptbahnhofs entwickeln zu lassen.

Die Wettbewerbsteilnehmer/innen hatten die Aufgabe, einen völlig eigenständigen Stadtteil mit gemischter Nutzung von Wohn- und Büroflächen und ausreichend Frei- und Erholungsräumen zu konzipieren. Der neue Stadtteil soll, so die Vorgabe, Wohnraum für 5.000 bis 6.000 Einwohner bieten. Außerdem soll Raum für soziale Infrastruktureinrichtungen und rund 8.000 Arbeitsplätze geschaffen werden.

"Das soll ein gemischt genutztes, zukunftsorientiertes, nachhaltiges Stadtquartier mit einer eigenen Identität werden, sich aber trotzdem einfügen in das, was die Stadt schon jetzt ist", sagte Oberbürgermeisterin Beate Weber bei der Ausstellungseröffnung. Die Entwicklung der Bahnstadt bezeichnete sie als "eine unglaubliche Chance für die Stadt": "Wir werden mit der schrittweisen Bebauung und Besiedelung dieses Bereiches eine veränderte Stadt bekommen", so die Oberbürgermeisterin. Sie dankte allen Beteiligten, der Deutschen Bahn AG, der Verwaltung, den Architekten und Stadtplanern für die hervorragende Zusammenarbeit.

Architektenwettbewerb
Sechs renommierte Büros waren als Teilnehmer des Architektenwettbewerbs vorab benannt worden: Mario Campi, Lugano, Prof. Günter Telian / Lehmann Architekten, Karlsruhe/Offenburg, AS&P Frankfurt, Prof. Augusto Burelli, Udine, Nicolai und Reichl / Sassenscheidt und Partner, Stuttgart, und das Büro Trojan + Trojan, Darmstadt. 24 weitere Büros wurden aufgrund ihrer Vorerfahrungen ausgewählt, darunter fünf junge Büros. Damit waren ursprünglich 30 Büros im Verfahren, von denen 25 eine Arbeit fristgerecht abgaben.

Im Preisgericht saßen als Fachpreisrichter Prof. Franz Pesch, Stuttgart, Prof. Kees Christiaanse aus Rotterdam/Köln, Prof. Cornelia Bott aus Korntal-Münchingen, Prof. Michael Braum aus Berlin und Gisela Stete aus Darmstadt. Stellvertretende Fachpreisrichter waren Prof. Martin Schirmer aus Würzburg und Prof. Christel Drey aus Köln. Als Sachpreisrichter fungierten von Seiten der Stadt Erster Bürgermeister Prof. Dr. Raban von der Malsburg und der Leiter des Stadtplanungsamts Diethelm Fichtner, für die Deutsche Bahn AG Bernhard H. Hansen (Geschäftsführer DB Imm) und Dr. Peter Schnell (Beauftragter der Konzernleitung für Baden-Württemberg). Stellvertretende Sachpreisrichter waren von Seiten der Stadt Heidelberg der stellvertretende Leiter des Stadtplanungsamtes Roland Jerusalem sowie von der DB AG Bernd Sahrbacher (DB Imm Niederlassungsleiter) und Alf Hoinkis (Abteilungsleiter Projektentwicklung der DB Imm).

"Kompaktes Stadtquartier...
In ihrer Sitzung am 11. und 12. November beurteilten die Preisrichter die eingereichten Arbeiten nach den Kriterien städtebauliche Konzeption, Erschließung, Freiraumqualitäten, Möglichkeiten zur Bildung von Entwicklungsabschnitten, Ökologie und Wirtschaftlichkeit. Der Entwurf des Büros Trojan + Trojan überzeugte dabei die Jury unter der Leitung von Professor Christiaanse am deutlichsten.

In der Begründung des Preisgerichts wird der Siegerentwurf dargestellt als ein kompaktes Stadtquartier hoher Dichte und Atmosphäre. Der Entwurf nehme die bereits vorhandenen Strukturen auf und entwickle Quartiere unterschiedlicher Ausprägung und Nutzung. Als besonders gelungen erscheine der Wechsel von Straßen- und Platzräumen, vielfältige Baustrukturen hielten Optionen für künftige Entwicklungen offen.

...hoher Dichte und Atmosphäre"
Überzeugt hat die Jury auch die Verkehrserschließung des künftigen Stadtteils. Über eine neue so genannte "Bahnrandstraße" entlang der DB Gleise soll die Anbindung an den Autobahnanschluss Rittel erfolgen und diesen mit der Speyerer Straße verbinden, um so die Möglichkeit eines eventuellen Anschlusses an einen Königsstuhltunnel frei zu halten. Im Entwurf vorgesehen ist auch eine Öffnung zum geplanten Landschaftspark Pfaffengrund, ein in der Konzeption offener Park mit teilweiser landwirtschaftlicher Nutzung. Positiv bewertet wurde, dass die Baustrukturen den städtebaulichen Charakter der Weststadt weiterführen werden.

Jurymitglied Prof. Dr. Raban von der Malsburg bezeichnete das Projekt Bahnstadt als wichtigste kommunale Aufgabe dieses Jahrzehnts. Der Baudezernent zeigte sich mit der Entscheidung des Preisgerichts zufrieden: "Der Siegerentwurf nimmt die Strukturen der angrenzenden Weststadt und Bergheims auf und leitet sie mit leicht sinkenden Baumassen in die freie Landschaft des Pfaffengrunder Feldes über. Er fügt sich bescheiden in das historische Stadtgefüge ein. Straßen und Plätze sind klar geordnet und werden gute Orientierung bieten. Die Mischung aus Arbeiten und Wohnen entspricht den Vorgaben des Gemeinderats. In einigen Punkten gibt es noch Überarbeitungsbedarf, so insbesondere bei der Anbindung an die Umgebung und bei der Ausprägung der zentralen Plätze. Dies wird die Aufgabe der nächsten Monate sein."

Als nächster Schritt steht jetzt die Überarbeitung des Wettbewerbsentwurfes durch das Büro Trojan + Trojan an. Mit dem ersten Preis ist die Aufgabe verbunden, das Wettbewerbsergebnis in den nächsten sechs Monaten als Rahmenplan auszuarbeiten. Der Rahmenplan stellt dann das städtebauliche Leitbild für die künftige Entwicklung der Bahnstadt dar. Anfang 2002 werden die Wettbewerbsergebnisse im Gemeinderat beraten. (hö/rie)
   
 

Führungen durch die Ausstellung

  Bis zum 9. Dezember sind die Modelle und Pläne in den Güterhallen der Deutschen Bahn, Güteramtsstraße 2, 69115 Heidelberg, ausgestellt. Die Besichtigung ist donnerstags von 13 bis 20 Uhr, freitags von 13 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags jeweils von 10 bis 17 Uhr möglich. Führungen durch die Ausstellung mit sachkundigen Vertretern der Stadt Heidelberg finden zu folgenden Zeiten statt: Samstag, 24. November, von 11 bis 12 Uhr, Sonntag, 25. November, von 14 bis 15 Uhr, Samstag, 1. Dezember, von 10 bis 11.30 Uhr, Sonntag, 2. Dezember, von 15 bis 16.30 Uhr, Samstag, 8. Dezember, von 13.30 bis 15.30 Uhr. Weil immer nur eine begrenzte Zahl von Teilnehmer/innen durch die Ausstellung geführt werden kann, ist eine vorherige Anmeldung unter Telefon 58-2300 erforderlich. Für Gruppenführungen können unter der gleichen Telefonnummer Sondertermine vereinbart werden.

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Stand: 20. November 2001