Staedtepartnerschaft

Ausgabe Nr. 47 · 21. November 2001



Valerij Fedorowitsch Ermak, Oberbürgermeister von Simferopol, übergab bei seinem Besuch in Heidelberg Mitte November eine kunstvoll ausgearbeitete "Verknüpfung" der Partnerstädte als Geschenk an die Oberbürgermeisterin. Hinter dem Werk die Übersetzerin Ludmilla Vasiljewna Woroschtzowa. (Foto: Rothe)




Simferopol wurde 1784 gegründet und ist heute mit rund 470.000 Einwohnern, vier Theatern, einer Universität und zwei Fachhochschulen kultureller Mittelpunkt sowie Wirtschafts- und Verwaltungszentrum der Halbinsel Krim. Das angenehme Klima, großzügige Parkanlagen und Alleen, Bazare und Straßenmärkte geben der Stadt ein südländisches Flair. Das Schwarze Meer ist nur 35 Kilometer entfernt. Unser Bild zeigt das Gorki-Schauspielhaus.

Simferopol - Heidelberg 1991-2001

10 Jahre erfolgreiche Partnerschaft mit der Hauptstadt der Krim


Die Städtepartnerschaft zwischen Simferopol, der Hauptstadt der Krim, und Heidelberg ist durch eines besonders auffällig: Sie ist - im wahrsten Sinne - eine Partnerschaft der Bürgerinnen und Bürger beider Städte geworden.

Und so hat sie auch begonnen: Bereits im Sommer 1987 fuhren drei Frauen, Hannelore Jochum, Barbara Mattauch und Irene Heise, auf die Krim, um die ersten Kontakte aufzunehmen. Eine Interessengemeinschaft hatte sich schon zwei Jahre zuvor um eine Partnerschaft mit einer Stadt in der ehemaligen Sowjetunion bemüht.

Nachdem verschiedene kleine Bürgerreisen die Kontakte mit Simferopol enger geknüpft hatten, die Internationale Gesamtschule (IGH) sogar eine Schulpartnerschaft mit der Mittelschule 3 begonnen hatte und aufgrund der unermüdlichen Überzeugungsarbeit in Heidelberg durch die Stadträtin Hannelore Jochum hat im November 1989 der Gemeinderat die grundsätzliche "Bereitschaft" und "den Willen, zu einer echten Partnerschaft zu finden" beschlossen. Die Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages fand am 2. November 1991 in Simferopol und am 21. September 1992 in Heidelberg statt.

Inzwischen sind zehn erfolgreiche Partnerschaftsjahre vergangen, geprägt - auf Heidelberger Seite - insbesondere durch die Aktivitäten des Freundeskreises, des Stadtteilvereins Handschuhsheim, des (ehemaligen) Vereins Rehabilitation, des Sportkreises, des Stadtjugendrings und nicht zuletzt der Johannes-Gutenberg-Schule und der Internationalen Gesamtschule. Aber es waren weitaus mehr beteiligt: die VHS, die GEW, die IHK, die Stadtwerke und die HSB, Künstler und Theaterleute, Musiker und Mitarbeiter/innen der Verwaltung - um nur einige zu nennen. Sehr viele sind aber auch sozusagen "unorganisiert" in die Partnerstadt gefahren, ohne dass es jemand registriert hat, aber mit dem Ziel, neue Freunde zu finden.

Wenn man in den Presseberichten über die ersten Besuche von Heidelberger Gruppen in Simferopol blättert, dann fällt auf, wie begeistert und überwältigt insbesondere die Jugendlichen waren von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen auf der Krim. Diese Erfahrung hat sich nicht nur positiv auf die vielen Aktivitäten im Rahmen der Partnerschaft ausgewirkt, sie war und ist eine ganz wichtige Voraussetzung für lange und tiefe Freundschaften. Die meisten jungen Menschen wissen nichts - oder manche vielleicht noch aus Büchern - von den Gräueln, die von deutschen Soldaten während des letzten Weltkrieges über die Krim gebracht worden sind. Deshalb war es so wichtig, im Partnerschaftsvertrag festzuschreiben, dass beide Städte auch die Verwirklichung vieler freundschaftlicher Begegnungen gerade zwischen jungen Menschen erreichen wollen.

Pfeiler der Partnerschaft
Im "Jahr der Freiwilligen", in dem das bürgerschaftliche Engagement besonders gefördert wird, ist es geboten, die tragenden Pfeiler dieser Partnerschaft besonders heraus zu stellen:

Da ist vor allem der Freundeskreis zu nennen. Er hat nicht nur die großartige Aktion "Familien helfen Familien" ins Leben gerufen, die seit 1992 Jahr für Jahr - mit Unterstützung von vielen fleißigen "ehrenamtlichen" Händen - Tonnen Hilfsgüter an kinderreiche Familien, Behinderte und Waisenkinder übergibt. Die Vorsitzende, Magdalena Melter, hat es auch geschafft, dass mit Hilfe einer großzügigen Spende von Manfred Lautenschläger im letzten Jahr ein "Heidelberg-Haus" in Simferopol eröffnet werden konnte. Dieses Haus ist eine Begegnungsstätte, ein Kulturzentrum mit Bibliothek, eine Anlaufstelle für partnerschaftliche Kontakte, eine Möglichkeit für Computer- und Deutschkurse und eine Beratungsstelle für Diabeteskranke. Unter den Nutzern ist auch die Gruppe der ehemaligen Zwangsarbeiter/innen, über deren grausames Schicksal bereits 1995 und 1996 eine Ausstellung "Verschleppt und vergessen" im Rathaus und in der Stadtbücherei Zeugnis abgelegt hat.

Da ist der Stadtjugendring. Er hat seit Juli 1991 mit gutem Erfolg jährliche Jugendaustausche organisiert und durchgeführt. Im November 1991 fand auch das erste Kultur- und Sporttreffen (KUS) statt, an dem sich Schwimmer aus Simferopol beteiligten, um bei dieser Gelegenheit auch Jugendliche aus allen Heidelberger Partnerstädten kennen zu lernen. Inzwischen treffen sich jedes Jahr vor allem Schüler/innen von den Heidelberger Schulen, die Russisch-Kurse anbieten, mit Schüler/innen der Schule 21 in Simferopol. In diesem Jahr konnte Gerhard Schäfer, Vorsitzender des Sportkreises Heidelberg, auch auf 10 Jahre Sportbegegnung zwischen beiden Städten zurückblicken!

Da ist der Stadtteilverein Handschuhsheim. Nachdem bereits 1991 erste Kontakte hergestellt waren, wurde im Sommer 1992 die Partnerschaft mit dem Stadtteil Kiewski Rayon offiziell besiegelt. Dank des besonderen Engagements vom Vorsitzenden Martin Hornig wurden inzwischen zahlreiche Bürgerreisen und gegenseitige Besuche organisiert und jährliche Hilfsaktionen durchgeführt. Zusätzlich unterstützt der Stadtteilverein ein Reha-Zentrum für Kinder. Zu diesem Reha-Zentrum gehört auch ein "Handschuhsheim-Zentrum".

Da ist der ehemalige Verein Rehabilitation Simferopol. Mit bewundernswertem Einsatz haben Mitarbeiter des Heidelberger Reha-Zentrums unter der Leitung von Johann Retzbach eine Einrichtung in Simferopol "auf die Beine" gestellt, die den Behinderten enorme Hilfe und Erleichterung bringt. Mit zahlreichen Transporten wurden gebrauchte Rollstühle, Betten und andere medizinische Hilfsmittel und Medikamente in die Partnerstadt gebracht. Für die medizinische und finanzielle Unterstützung haben sich auch andere stark engagiert: der langjährige Stadtrat Prof. Wolfgang Huber, Prof. Hasslacher vom Josefskrankenhaus und Pfarrer Esslinger.

Da sind das Forum für Kunst und sein Leiter Werner Schaub. Insgesamt hat er bisher 8 Austausch-Ausstellungen in beiden Städten durchgeführt. Geplant ist, dass diese Ausstellungen alle zwei Jahre stattfinden sollen. Großen Zuspruch hatte übrigens auch die Ausstellung "Unbekannte Krim - Archäologische Schätze aus drei Jahrtausenden", die vom 9. Mai bis 8. August 1999 im Kurpfälzischen Museum stattfand.

Da ist die Johannes-Gutenberg-Schule. Zwischen ihr und den beiden Technischen Berufsschulen Nr. 15 und 25 wurde seit 1994 eine vorbildliche Partnerschaft aufgebaut. Sie will durch den Austausch von Schüler- und Lehrergruppen das Kennenlernen und Verstehen ermöglichen. Daneben gab es Weihnachtspaketaktionen und einen Hilfstransport für Geräte aus dem Sanitär- und Heizungsbereich und für die Einrichtung eines Friseurraumes. Behilflich sein will man auch bei der Entwicklung des ukrainischen Schulwesens.

Und da ist schließlich die Internationale Gesamtschule. Bereits am 6. November 1990 haben die Leiterin der Schule Nr. 3, Ludmila Wischnjak, und ihr Kollege von der Internationalen Gesamtschule, Ernst Gund, einen Partnerschaftsvertrag unterschrieben. Seitdem fanden 10 gegenseitige Schüler-Austauschprogramme statt. Durch sie entstanden viele langjährige Freundschaften, die zu weiteren privaten Besuchen und sogar zu zwei Ehen führten. Man unterstützte auch die Schule Nr. 3 mit Schulmaterialien und schickte Hunderte von Hilfspaketen nach Simferopol. Natürlich wurde das 10-jährige Bestehen dieser Schulpartnerschaft im vergangenen Jahr gebührend gefeiert. Im September war erneut eine Austauschgruppe der IGH auf der Krim.

Natürlich ist diese Partnerschaft keine Einbahnstraße gewesen. Sie darf es auch nicht sein. Nicht nur Menschen aus Heidelberg haben Ihre Stadt besucht, Tausende sind aus Simferopol inzwischen nach Heidelberg gekommen, manche haben sich sogar lieben gelernt. Die Simferopoler Bürgerinnen und Bürger haben allen, die mit ihnen zu tun hatten, sehr viel mit auf den Weg gegeben, insbesondere ihre Freundschaft und Herzlichkeit.
   
 

Kontakt

Freundeskreis Simferopol, Magdalena Melter, Telefon 28977.


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Stand: 20. November 2001