Thema der Woche

Ausgabe Nr. 46 · 17. November 1999

Gewünscht: ein professioneller City-Manager

Workshop zum Thema Stadtmarketing in Heidelberg mit der Unternehmensberatung Roland Berger


Eine von Stadt Heidelberg und Handel gemeinsam getragene Stadtmarketinggesellschaft mit einem professionellen City-Manager an der Spitze wünscht sich der Heidelberger Einzelhandel, um die für eine Attraktivitätssteigerung der Einkaufs- und Erlebnisstadt Heidelberg erforderlichen Maßnahmen wirkungsvoll umsetzen zu können.

Das war das wesentliche Ergebnis eines zweitägigen Workshops zum Thema Stadtmarketing, zu dem die Heidelberger Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft mbH (HWE) Vertreterinnen und Vertreter des Handels eingeladen hatte. Unter fachlicher Begleitung durch Mitarbeiter der renommierten Münchener Unternehmensberatung Roland Berger & Partner suchten rund 30 Repräsentantinnen und Repräsentanten von Handel, Banken und Gastronomie nach Lösungsansätzen und Maßnahmenvorschlägen.

Heidelberg zieht jährlich Millionen Besucherinnen und Besucher aus aller Welt an. Der Tourismus ist seit jeher eine tragende Säule der Heidelberger Wirtschaft und der weltbekannte Name auch weiterhin einer der wichtigsten Standortfaktoren.

Die Heidelberger Hauptstraße ist mittlerweile in die Top Ten - die ersten Zehn - der deutschen Einkaufsstraßen aufgerückt. Im Vergleich mit den namhaften Einkaufsmeilen wesentlich größerer Städte liegt sie hinsichtlich der Passantenfrequenz dienstags nachmittags auf dem sechsten Rang und samstags morgens auf dem zehnten. Damit lässt sie am Samstagvormittag nicht nur die berühmten Pariser Champs-Elysées hinter sich zurück, sondern auch - und noch deutlicher - die 5th Avenue in New York.

Hier liegt das Problem des Heidelberger Einzelhandels: Wie können flanierende Besucher zum Kaufen bewegt, wie Passanten zu Kunden gemacht werden? Diese Frage steht im Mittelpunkt aller Aktivitäten des im Spätsommer 1997 aus der Taufe gehobenen Initiativkreises Stadtmarketing.

Die Erwartungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Workshop waren entsprechend hoch. Das Herausarbeiten pragmatischer und vor allem umsetzbarer Maßnahmen bestimmte den Verlauf der Veranstaltung.

Kurzen Impulsreferaten von Erwin Schmalzhaf, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands, Dr. Hans P. Fischer, IHK, und Dr. Jobst Fiedler von der Unternehmensberatung Roland Berger folgte eine Bewertung der aktuellen Stärken und Schwächen. Auf der Basis der daraus abgeleiteten Vorgaben wurden an den drei Thementischen "Kommunikation und Events", "Organisation und Kooperation" sowie "Stadtgestaltung" Vorschläge entwickelt, die nach Auffassung der Teilnehmer zu einer Steigerung des Einkaufserlebnisses führen sollen.

Die Durchführung gemeinsamer Aktionen (Events) und die Etablierung eines City-Managers, der über berufliche Erfahrungen in den Bereichen Einzelhandelsberatung und Centermanagement verfügen sollte, wurden ebenso vorgeschlagen wie die Schaffung und Neugestaltung innerstädtischer Erlebnisräume.

Verbesserungswürdig sei die Kommunikation unter den Einzelhändlern selbst. Deshalb soll auch Kommunikationserfahrung zur Qualifikation des gewünschten City-Managers gehören. Gefordert wurde in diesem Zusammenhang die Geschlossenheit des Heidelberger Einzelhandels. Gemeinsame Werbeaktionen sollten nicht nur den innerstädtischen Handel, sondern auch die in den Stadtteilzentren ansässigen Einzelhändler berücksichtigen.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine Podiumsdiskussion, an der auch Vertreter des Gemeinderates teilnahmen. Die Ergebnisse des Workshops sollen Anfang nächsten Jahres zusammen mit der Stadtverwaltung und den Fraktionen des Gemeinderats und diskutiert und dabei das weitere Vorgehen festgelegt werden. (ri/br.)

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Konkrete Analyse und Anleitung

Vier mal vier Sätze zum Stadtmarketing-Workshop

Industrie- und Handelskammer
1. Der von Mitarbeitern der renommierten Unternehmensberatung Roland Berger moderierte Workshop zum Stadtmarketing Heidelberg war aus Sicht der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar ein wichtiger Schritt zu einem professionellen City-Marketing in Heidelberg, wie es von der IHK zur Profilierung des Einzelhandelsstandortes Innenstadt gefordert wird.

2. Als nächsten Schritt erwartet die IHK Rhein-Neckar, dass die von "Roland Berger" zu erstellende Dokumentation des Workshops Anfang nächsten Jahres im Gemeinderat vorgestellt wird, um diesen von der Notwendigkeit eines professionellen City-Managements in Heidelberg zu überzeugen.

3. Schon jetzt müssen bei der Haushaltsplanung für das Jahr 2000 Mittel für die Einführung eines City-Managements in Heidelberg berücksichtigt werden.

4. Nur ein qualifizierter City-Manager mit einer soliden Finanzausstattung wird für die Umsetzung des City-Marketingkonzepts sorgen können, wie es beim Workshop in seinen Grundzügen erarbeitet worden ist.

gez. Dr. Hans P. Fischer


Einzelhandelsverband
Mit dem Workshop Roland Berger zum Thema "Einkaufsstadt Heidelberg" wurde unter Beteiligung des Einzelhandels die umfassendste und konkreteste Bilanzanalyse und Handlungsanleitung für die Stadt Heidelberg zu den Punkten Städtebau, Erscheinungsbild, Image, Einzelhandel, Verkehr und Stadtmarketing erarbeitet. Sie bildet die Magna Charta der zukünftigen Handelsentwicklung und zeigt, dass der Handel in der Bedeutung für die Stadtentwicklung mehr im Mittelpunkt stehen muss. Wichtig ist jetzt, alle städtischen Gremien und Institutionen damit zu befassen und entsprechende Haushaltsansätze im anstehenden Haushalt der Stadt Heideberg zu bilden, um erarbeitete Sofortmaßnahmen ohne Verzug angehen zu können.

gez. E. Schmalzhaf, Geschäftsführer


Pro Heidelberg
Bei dem Workshop Roland Berger zur Einzelhandelssituation in Heidelberg wurden auf Grundlage der Einzelhandelsstrukturuntersuchung von 1997 praktische Verbesserungsvorschläge und Handlungsanweisungen erarbeitet. Verbesserungsvorschläge gab es insbesondere zum Stadterscheinungsbild, zur Kommunikation und zu organisatorischen Strukturen. Einhellige Forderung der Beteiligten war die Professionalisierung des City-Managements in enger Zusammenarbeit von Stadt und Einzelhandel. Der weitere Erfolg wird wesentlich davon abhängen, ob Stadt und Einzelhandel in relativ kurzer Zeit hierfür die nötigen finanziellen Mittel aufbringen.

gez. Volker Dieterich, Vorsitzender


Galeria Horten
Vom Unterzeichner werden als Erstmaßnahme kurz bis mittelfristig nachfolgende Schwerpunkte als vordringlich angesehen:

1. Verbesserung der Eingangssituation Heidelberg. Der Heidelberger Besucher/Kunde hat positive Erwartungshaltung zu Heidelberg. Dies darf nicht durch eine unattraktive Eingangs-Situation, wie Rittel, Hauptbahnhof, zunichte gemacht werden. Hier sind wir - Handel, Stadt Heidelberg - gefordert, durch dekorative Elemente eine positive Ausstrahlung über z.B. Fahnen, Springbrunnen, Ausleuchtung zu erzielen.

2. Die Heidelberger Altstadt muss ganzheitlich von dem Besucher und vom Kunden angenommen werden. Wir müssen unsere lange Hauptstraße "entkrampfen", in dem wir die idyllischen Straßen links und rechts der Hauptstraße schwerpunktmäßig erschließen. Als erste Maßnahme sollten verbesserte Ausleuchtungen für die Nebenstraßen angesiedelt sowie im Pflasterbereich Steinelemente gesetzt werden, die optisch geschickt die Nebenstraßen in die gesamte Fußgängersituation einbeziehen. Im Zuge einer verbesserten Darstellung dieser Altstadtbereiche werden sich auch verbesserte individuelle Handelsgeschäfte niederlassen.

3. Gezielt sollten vom Baustil interessante Häuser - zuerst schwerpunktmäßig in der Hauptstraße - durch indirekte Beleuchtung aufgewertet werden. Damit erhält die gesamte Hauptstraße eine optisch positive Aufwertung
Wie schon erwähnt, sind dies Maßnahmen, die ohne riesige finanzielle Aufwendungen auf den Weg gebracht werden könnten.

gez. G. Maier, Geschäftsführer

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Stand: 16. November 1999