Haushaltsentwurf

Ausgabe Nr. 45 · 5. November 2003

Oberbürgermeisterin
Beate Weber


"Die finanziellen Rahmenbedingungen sind völlig aus dem Lot geraten": Vergleich der Entwicklung der Einnahmen aus der Gewerbesteuer und der Ausgaben für die Sozial- und Jugendhilfe. (Quelle: Kämmereiamt)



"Sofortprogramm zur Bestandssicherung": Unter anderem werden die Kitas Buchwaldweg (Foto) und Obere Rödt 2004 saniert, ebenso die Albert-Schweitzer-Schule sowie die Rohrbacher Straße. (Foto: Rothe)

"Die Finanznot zwingt uns, wichtige Investitionen zu verschieben"

Rede von Oberbürgermeisterin Beate Weber zur Einbringung des Haushaltsentwurfs 2004 (in Auszügen)


Am 31. Oktober hat Oberbürgermeisterin Beate Weber vor dem Gemeinderat den Haushaltsentwurf 2004 eingebracht. Die wesentlichen Passagen ihrer Rede geben wir nachfolgend wieder.

"Eine der wesentlichen Grundlagen für die Stabilität unserer Gesellschaft war bisher die große Eigenständigkeit und der Handlungsspielraum, den selbstbewusste Städte und Gemeinden für die Gestaltung unserer Lebensbedingungen hatten. (...) Wenn uns das alles nicht mehr möglich ist, gerät diese Stabilität aus dem Lot...

(...) Wir hoffen immer noch auf eine umfassende und ganzheitliche Gemeindefinanzreform, die sich nicht nur auf eine Gemeindesteuerreform beschränken darf, sondern auch die Pflichtaufgaben auf das Notwendige beschränkt beziehungsweise neu definiert und den kommunalen Handlungsspielraum durch Flexibilisierung von Vorgaben erhöht...

Neben dieser Gemeindefinanzreform auf Bundesebene ist es zwingend, auch für die kommunalen Finanzausgleiche in den Ländern einen Reformprozess einzuleiten, damit das System berechenbarer und beständiger wird. Das Finanzausgleichssystem in Baden-Württemberg ist dringend überholungsbedürftig...

Allgemeine Rahmenbedingungen für die Haushalts- und Finanzlage
(...) Die allgemeinen Rahmenbedingungen sind nicht nur wegen der großen Steuerausfälle besonders schwierig geworden, mit dazu bei trägt natürlich die politische Auseinandersetzung in Berlin über die Gemeindefinanzreform, die vorgezogene Steuerreform und die Hartz-Reformen. Die Unsicherheit über den Ausgang der politischen Diskussion ist der größte Risikofaktor für die Einnahmen und Ausgaben im Haushaltsjahr 2004. Hinzu kommt die Verwaltungsreform (...) in Baden-Württemberg, die uns mit ihren Auswirkungen ab 2005 belasten wird. Den immer wieder vorgetragenen Beteuerungen, dass die Kosten (..) voll vom Land übernommen werden, vermag ich nicht zu glauben. (...)

Diese Entwicklungen (...) mussten wir bei der Aufstellung des Haushaltsplans 2004 völlig außer Acht lassen, da wir in Anbetracht der noch zum Teil völlig offenen Fragen nicht spekulieren wollten. Im Vergleich zur Finanzplanung des Haushaltsplans 2003 sind die Gewerbesteuer und die Finanzzuweisungen des Landes Baden-Württemberg besonders stark rückläufig. (...)

(...) Es war und ist mein Ziel, unsere Verwaltung in ein leistungsfähiges und kostenorientiertes Dienstleistungsunternehmen umzubauen. Dies haben wir mit Unterstützung des Gemeinderates und den außergewöhnlich kreativen Beschäftigten in unserer Verwaltung schon sehr weitgehend erreicht. Allerdings war das nicht allein mit notwendigen kurzfristigen Einsparungen, sondern nur durch eine dauerhaft wirtschaftliche Verwaltung möglich. Auch wenn Verwaltung und Gemeinderat für dieses Ziel gemeinsam arbeiten, kann es bei den starken Einbrüchen nicht ausbleiben, dass auch wir "Geld nicht ausgeben, was wir nicht haben".

Allerdings reichen solche Verbesserungen und Effizienzsteigerungen nicht aus, wenn die finanziellen Rahmenbedingen völlig aus dem Lot geraten sind. Unsere Ausgaben für Sozial- und Jugendhilfe sind seit 1990 um 71 % (von 33,7 Mio. Euro auf 57,4 Mio. Euro) angestiegen, während im gleichen Zeitraum unsere Gewerbesteuernettoeinnahmen nur um 10 % (von 38,6 Mio. auf 42,4 Mio. Euro) angewachsen sind.

Allein dieser eine Vergleich macht deutlich, wie wichtig eine Gemeindefinanzreform geworden ist...

Das jetzt vom Bundestag verabschiedete Gemeindewirtschaftssteuergesetz zeigt in Ansätzen den richtigen Weg, wobei es für mich nach wie vor völlig unverständlich ist, warum die Ausdehnung der Gewerbesteuer auf die freien Berufe vehement abgelehnt wird. Alle Freiberufler mit einem zu versteuernden Jahresgewinn von z. B. 70.000 Euro werden in Heidelberg wegen der gesetzlich verankerten direkten Aufrechnung mit der Einkommensteuer lediglich einen Betrag von jährlich 200 Euro netto mehr bezahlen als sie heute ohne Gewerbesteuerlast verpflichtet wären. (...)

Eckpunkte des Haushaltsentwurfs 2004
(...) Der dem Entwurf zugrunde liegende Haushaltserlass des Landes Baden-Württemberg basiert auf den Steuerschätzungen des Monats Mai 2003. Weitere Mindereinnahmen der November-Steuerschätzung können noch nicht berücksichtigt sein.

Das Volumen des Verwaltungshaushalts schrumpft von bisher 410,7 Mio. Euro in der Finanzplanung 2003 um 6,1 Mio. Euro auf 404,6 Mio. Euro im Jahr 2004. Der Vermögenshaushalt liegt ebenfalls mit 63,8 Mio. Euro unter dem des Jahres 2003 mit 74,4 Mio. Euro.

Bei den Steuereinnahmen einschließlich Finanzzuweisungen liegen wir im Jahr 2004 verglichen mit der letztjährigen Finanzplanung für das Jahr 2004 um 21,5 Mio. Euro unter den Ansätzen der Finanzplanung zum Haushalt 2003. Während der Arbeiten zur Aufstellung des jetzt vorliegenden Entwurfs mussten wir in mehreren Phasen erhebliche Veränderungen vornehmen, um die Mindestzuführung noch zu erreichen. Die Wichtigsten bestanden darin, dass wir gegenüber den Finanzplanungszahlen

  • die erwartete höhere Zuführung um 2,8 Mio. auf die Mindestzuführung heruntergenommen haben,
  • alle vorgesehenen Steigerungen bei Sachausgaben um 1,6 Mio. Euro zurücknehmen und darüber hinaus um weitere 3,5 Mio. Euro reduzieren mussten,
  • die Personalausgaben um 2 Mio. Euro gekürzt haben,
  • die Einnahmeerwartungen um 700.000 Euro erhöht haben,
  • die vom Gemeinderat beschlossenen Strukturmaßnahmen mit 1,9 Mio. Euro eingebaut haben und
  • der Verlustausgleich an die HVV mit ursprünglich 9 Mio. Euro ganz streichen mussten.

Zum letzten Punkt habe ich der Geschäftsführung und den Vorständen des HVV-Konzerns bereits Anfang Oktober schriftlich mitgeteilt, dass ich die Absicht hätte, in den beiden Jahren 2004 und 2005 in den jeweiligen Haushaltsentwürfen keinen Verlustausgleich mehr aufzunehmen. Ich habe die Unternehmensführung aufgefordert, die notwendigen Strukturmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, damit innerhalb des Konzerns die Finanzierung des ÖPNV sichergestellt werden kann. Wenn in 2005 tatsächlich (...) Mehreinnahmen zum Beispiel durch die Gemeindefinanzreform entstehen, könnten ab 2005 wieder Mittel für den ÖPNV in Aussicht gestellt werden. (...)

Die Hebesätze bleiben auch 2004 unverändert. Diese Diskussion wird uns dann mittelfristig beschäftigen müssen, wenn aus der Gemeindefinanzreform nicht genügend Mittel generiert werden können, um die in der Finanzplanung enthaltenen strukturellen Einnahmeverbesserungen von 6 Mio. Euro ab 2005 abzudecken. (...) Ehe über Hebesätze diskutiert werden darf, müssen nach der Gemeindeordnung die Möglichkeiten für kostendeckende Gebührenerhebungen voll ausgeschöpft sein.

Die Abwassergebühren werden wir im Jahr 2004 wegen der in 2001 und 2002 entstandenen Unterdeckungen von 1,7 Mio. Euro so erhöhen müssen, dass Mehreinnahmen in gleicher Höhe entstehen. Dies hat nichts zu tun mit der Umstellung des Gebührentarifs auf Niederschlagswassergebühr und Schmutzwassergebühr. (...)

   
  Das erste Ziel der Finanzplanung bis 2007: Das Erreichen der Mindestzuführung an den Vermögenshaushalt in Höhe der laufenden Tilgungen!
   
 

Auch wenn die Versuchung groß ist, sich für eine gewisse Zeit mit einer geringeren Eigenfinanzierung zu begnügen und die Personalausgaben vielleicht aus Krediten oder aus dem Verkauf von Grundstücken zu finanzieren, muss ich dringend davon abraten. Wir werden mit dem neuen Haushaltsrecht, welches die Innenministerkonferenz noch im November 2003 verabschieden will, sehr rasch merken, wie weit wir bereits heute unser Vermögen für laufende Aufwendungen verzehren.

(...) Die Finanznot zwingt uns, große und für die Entwicklung der Stadt sicher wichtige Investitionen in der Haushalts- und Finanzplanung zu verschieben und die dadurch ersparten Vorbereitungs- und Planungsmittel für bestandssichernde Unterhaltungs- und Erneuerungsmaßnahmen im Verwaltungs- und Vermögenshaushalt zur Verfügung zu stellen.

Verschoben werden müssen (...) vor allem die Planungen für den Mittermaier-Tunnel, aber auch für die 5. Neckarquerung - beide würden Mittel in Höhe von 2 Mio. Euro binden.

Es ist uns trotz aller Schwierigkeiten gelungen, den Bereich der Substanzerhaltung in der Gebäudeunterhaltung und bei Grunderneuerungen im Vermögenshaushalt mit 15,7 Mio. Euro noch über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre mit 13,6 Mio. Euro zu halten. Auch bei den sonstigen Instandhaltungsmaßnahmen im Straßen- und Grünbereich können wir (...) eine konstante Entwicklung feststellen. Für die Instandhaltung/Unterhaltung der Straßen sind 11,97 Mio. Euro und für den Bereich Grünanlagen 4, 97 Mio. Euro (Durchschnitt 5 Mio. Euro) veranschlagt

Der Vermögenshaushalt und die Finanzplanung sehen jetzt noch folgende große Maßnahmen vor:

  • Verlegung der Gregor-Mendel-Realschule nach Kirchheim mit 8 Mio. Euro,
  • den Neubau einer Feuerwache im Wirtschaftsplan der GGH mit Ausbauinvestitionen in den Jahren 2005 und 2006 in der Finanzplanung der Stadt,
  • den Neubau des Feuerwehrgerätehauses für Handschuhsheim und Neuenheim ab dem Jahr 2005,
  • Wiederbelebung des Alten Hallenbades mit einem Investitionszuschuss in Höhe von 8,4 Mio. Euro (finanziert aus den ersparten Betriebskosten des Hallenbades Darmstädter Hof-Zentrum),
  • Kanalbaumaßnahmen in Höhe von 3 Mio. Euro jährlich (finanziert im Rahmen der Gebührenrechnung),
  • Kapitaleinlage bei der HVV in Höhe von 6 Mio. Euro zur Liquiditätsverstärkung.

Auch die Stadt beteiligt sich jetzt an dem Investitionsprogramm der Bundesregierung "Zukunft, Bildung und Betreuung" mit der Geschwister-Scholl-Schule und den Erweiterungs- und Umbaumaßnahmen zu einer Ganztagesschule in einer Größenordnung von 3,35 Mio. Euro, in der Hoffnung auf einen positiven Zuschussbescheid, so dass wir im Jahr 2004 mit den Maßnahmen beginnen können.

   
  Das zweite wichtige Ziel der Finanzplanung: Die Reduzierung der Nettokreditaufnahmen gegenüber der letztjährigen Finanzplanung.
   
 

Mit Neuverschuldungen von 8,8 Mio. Euro in 2004, 9,9 Mio. Euro in 2005, 12,8 Mio. Euro in 2006 und 15,1 Mio. Euro in 2007 liegen wir gegenüber dem letzten Jahr mit einem Schuldenzuwachs von 60,3 Mio. Euro nur noch bei 46,6 Mio. Euro. Dies verbessert die Finanzierungsstruktur in unserem Vermögenshaushalt erheblich. Gelungen ist dieses trotz der niedrigen Eigenfinanzierung nur durch die Verschiebung von großen Maßnahmen in der Finanzplanung. Der Schuldenstand der Stadt wird sich damit auf 178,1 Mio. Euro erhöhen.

Das Volumen der Bauinvestitionen verringert sich um rund 10,1 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr, insbesondere die großen Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen wie Tunnel Mittermaierstraße und 5. Neckarquerung, für die erstmals in 2006 wieder Planungsmittel eingestellt sind. Die hierbei frei werdenden Planungsmittel wurden für ein "Sofortprogramm" zur Bestandssicherung des städtischen Vermögens bereitgestellt, welches für 2004 unter anderem folgende Maßnahmen enthält:

  • Sanierung Kindertagesstätte Buchwaldweg
  • Sanierung Kindertagesstätte Obere Rödt
  • Beginn Sanierung Albert-Schweitzer-Schule
  • Straßen- und Kanalsanierung Rohrbacher Straße

(...) Wir müssen uns rechtzeitig für 2005 über unser Steueraufkommen sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht Gedanken machen, damit wir wenigstens die wichtigsten Bestandssicherungsmaßnahmen und Grunderneuerungen für unser Vermögen durchführen können, wobei wir einen fairen Ausgleich zwischen denjenigen herstellen müssen, die durch öffentliche Einrichtungen einen besonderen Nutzen für ihre wirtschaftliche Entwicklung haben und auch diejenigen, die im Rahmen der Euroumstellung ihren Kunden besonders viel zugemutet haben.

Auch die Grundsteuer enthält nach Meinung aller Sachverständigen durchaus ein Potenzial für eine Hebesatzveränderung, da die Bemessungsgrundlage seit 1964 unverändert ist. (...)

Weiteres Beschäftigungswachstum
Erfreulicherweise steigt die Zahl der Arbeitsplätze in Heidelberg seit Jahren. (...) Mit rund 77.700 versicherungspflichtig Beschäftigten Ende Juni 2002 wurde ein neuer Höchststand gezählt...

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Verlauf des Jahres deutlich angestiegen. Ende September waren rund 4.300 Personen arbeitslos gemeldet. Dies entspricht einer Arbeitslosenquote von 7,5 %. (...)

Städtische Gesellschaften und Gesellschaftsbeteiligungen
Bereits letztes Jahr habe ich in der Haushaltsrede angekündigt, dass demnächst eine neue Linienneukonzeption für die Heidelberger Straßen- und Bergbahn AG vorgelegt wird, damit sowohl die Kundenfreundlichkeit, also auch die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens verbessert wird. Damit haben ich und auch der Gemeinderat eng verbunden die Hoffnungen auf den neuen Geschäftsführer der HVV, der nach dem Willen des Gemeinderates mit dem Schwerpunkt Verkehr für die Umsetzung von Restrukturierungsmaßnahmen bestellt worden ist. Das Ergebnis der Arbeiten soll bis Ende des Jahres 2003 auf dem Tisch liegen...

(...) Ich appelliere nochmals an die Mitglieder des Gemeinderates, die Straßenbahn nach Kirchheim nach Kräften zu fördern. Die Kundenfreundlichkeit einer Straßenbahn haben gerade in den letzten Wochen diejenigen vermisst, die wegen der Umbaumaßnahmen in Rohrbach und in der Römerstraße auf Busse angewiesen waren (...).

Die Strategische Allianz der Verkehrsunternehmen der Städte Ludwigshafen, Mannheim und Heidelberg wird weiter intensiv vorbereitet. Ob die Allianz zum 01.01.2004 gegründet werden kann, hängt noch sehr damit zusammen, ob die noch offenen Fragen zum Vergabe-, Kartell- und Steuerrecht geklärt werden können und wie sich die Verhandlungen mit den Betriebsräten entwickeln. Außerdem muss ganz sicher sein, dass der zurzeit bestehende steuerliche Querverbund nach Körperschaftsteuerrecht zwischen Versorgung und Verkehr nicht gestört wird durch den Übergang des Betriebes auf die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft. Wenn dies nicht der Fall wäre oder nur Zweifel daran bestünden, kann die Verkehrsallianz nicht mit Heidelberg gemacht werden, da wir auf die steuerlichen Vorteile zur Gesamtfinanzierung nicht verzichten können.

Die Stadtwerke Heidelberg AG (SWH) sind in der Zwischenzeit neben Schwetzingen auch in Neckargemünd Miteigentümerin der dortigen Stadtwerke. Neben der bereits (...) geschilderten guten Positionierung der Stadtwerke Heidelberg AG im Handelsmarkt für Energie und in der Zusammenarbeit mit der Region werden sie auch in Zukunft eine wesentliche Entlastung für den städtischen Haushalt bedeuten können.

Die neue Geschäftsführung der Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz hat dem Aufsichtsrat der Gesellschaft deutlich machen können, dass in dem Altwohnungsbestand der Gesellschaft einige Strukturprobleme verborgen sind... Die GGH plant vor diesem Hintergrund bis 2008 Investitionen von insgesamt rund 127 Mio. Euro in ihren Bestand. (...)

Mit dem ExploHeidelberg, unserem Bildungsprogramm "Jugend und Wissenschaft", leistet die Stadt einen weiteren wesentlichen Beitrag, um den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Heidelberg zu stärken - mit der großartigen Unterstützung der Pädagogischen Hochschule. (...) Das Budget von circa 400.000 Euro wird mit einer Summe von 200.000 Euro aus Spenden und Sponsorengeldern aufgebracht. (...) Dafür danke ich im Namen der Stadt Heidelberg sehr herzlich.

(...) Zunehmend werden wir entscheiden müssen, welche Aufgaben die Stadt noch selbst wahrnehmen kann und welche ganz oder teilweise auf unsere Gesellschaften ausgegliedert werden können. Wir sind dabei, die Entscheidung des Gemeinderates umzusetzen, die Bäder in die SWH einzugliedern, die Heizungsanlagen an die SWH zu übertragen sowie die SWH mit der Wärmelieferung zu beauftragen. Dadurch erhoffen wir uns eine Stärkung der SWH, die damit so ihre Geschäftsfelder erweitern kann, dass auch die Region davon profitieren kann.

Sozial- und Jugendhilfe
(...) 1999 mussten für Hilfen zur Erziehung nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz 6,9 Mio. Euro eingesetzt werden. Dieser Aufwand hat sich von 2000 bis 2003 deutlich verändert. Im Vergleich zum Ausgangsjahr 1999 mussten wir insgesamt 5,6 Mio. Euro weniger Finanzmittel für individuelle Erziehungshilfen aufwenden. Das ist eine beeindruckende Bilanz, die wir in diesem positiven Ausmaß so nicht erwarten konnten. Wichtig ist dabei zu wissen, dass wir nicht weniger Hilfen geleistet haben, sondern es durch den Umbau hin zu ambulanten, örtlichen Strukturen möglich wurde, sogar mehr und direktere Hilfen zu gewähren und zu finanzieren. Die nicht benötigten Mittel haben wir (...) in weitere präventive Maßnahmen investiert. In den Haushaltsjahren 2002 und 2003 wurden rund 1,7 Mio. Euro dafür eingesetzt. Im Haushalt 2004 sind wiederum 808.000 Euro eingeplant.

(...) Es wird in den nächsten Jahren nicht darum gehen, weitere Ausbaumaßnahmen zu finanzieren, sondern vor allem darum, 87 Kindertageseinrichtungen und 4 aus der Jugendhilfe geförderte Beratungsstellen und Kinder- und Jugendtreffs in jedem Stadtteil zu erhalten. Mit diesem Ziel wurde auch der Haushaltsplanentwurf (...) für 2004 erstellt. In Anbetracht der extrem schwierigen Finanzlage wird damit in der Jugendhilfe mit einem Etat von rund 44 Mio. Euro ein eindeutiger Schwerpunkt gesetzt. (...)

Nachhaltige Stadtentwicklung und "Bahnstadt"
(...) Nachdem bis jetzt die Diskussion um die "Bahnstadt" noch stark den Expertengruppen vorbehalten war, sollen die Bürgerinnen und Bürger der Stadt mit zunehmendem Grad der Konkretisierung der städtebaulichen Planung intensiver in den Entscheidungsprozess eingebunden werden. Wir können es uns aus meiner Sicht nicht leisten, einen Stadtteil von einer solchen Größe und damit Bedeutung ohne die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern weiter zu entwickeln. Eine neue Phase der Bürgerbeteiligung bei diesem Jahrhundertprojekt soll deshalb eingeläutet werden. Ein entsprechendes Konzept wird zurzeit für Sie erarbeitet.

Demografischer Wandel
(...) Ich beabsichtige die Fortschreibung unseres Stadtentwicklungsplans unter der Berücksichtigung des demografischen Wandels einzuleiten, denn die Veränderungen werden sich auf alle Bereiche der städtischen Politik auswirken: Wohnungen und Verkehr, Kultur und Freizeit, Soziale Angelegenheiten und die Stadtplanung selbst.

Ohne aktive Bürgerschaft keine nachhaltige Stadtgesellschaft
Viele Jahre konnten wir Heidelberger Einrichtungen und Vereinen Zuschüsse geben, um deren Engagement zu unterstützen. Jetzt hat eine Zeit begonnen - und die haben wir nicht selbst verschuldet - in der wir nicht mehr soviel geben können - in der die Selbstheilungskräfte gefragt sind. Vieles kann nicht mehr so finanziert werden, wie das in der vergangenen Jahren der Fall war. (...)

(...) Es ist aus meiner Sicht unumgänglich, dass Bürgerengagement eine immer größere Rolle spielen wird. (...) Die Städte, denen es gelingt, diesen Prozess so zu meistern, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Staat und Bürgerschaft gestärkt und nicht beschädigt wird, werden zukünftig diejenigen sein, die sich mit ihren Bürgern gemeinsam nachhaltig weiterentwickeln können.

(...) Ich kann Ihnen auch in dieser schwierigen Zeit einen in sich geschlossenen und damit auch finanzierten Haushalt vorlegen, welcher zwar auf niedrigerem Niveau auch mittelfristig tragfähige Strukturen aufweist. Helfen Sie mit, diese Situation zu erhalten und stimmen Sie diesem Haushalt zu!"

   
  Haushaltsrede
Den ungekürzten Text der Haushaltsrede finden Sie im Internet unter www.heidelberg.de.

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  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



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Stand: 4. November 2003