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Ausgabe Nr. 45 · 8. November 2000 |
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Dirk Klomann und Roswitha Pape konnten sich mit ihren Arbeiten bei den Wettbeweben zu "Kunst am Bau" für Bundesministerien durchsetzen. (Foto: Pfeifer) |
Himmelsleiter + Weltbilderbogen |
Zwei Heidelberger Künstler der "Künstlergruppe 79" machten das
Rennen bei europaweit ausgeschriebenen Wettbewerben für Kunst am Bau in Berlin:
Roswitha Pape konnte drei Arbeiten im Finanzministerium realisieren und Dirk Klomann
eine Bilderserie im Justizministerium. Zeitgenössische Kunst aus der Nachwende-Zeit soll die Räume und Flure der Ministerien schmücken und das oftmals schwierige architektonische Erbe relativieren, mit demokratischen Impulsen kontrastieren, die rasanten Veränderungen in der Republik reflektieren und den Beginn einer neuen Zeitrechnung markieren. Keine leichte Aufgabe insbesondere im Fall des Finanzministeriums. Das frühere Reichsluftfahrtministerium beherbergte nach 1945 die russische Militärverwaltung und war zu DDR-Zeiten das Haus der Ministerien. Nach der Wende war darin die Treuhandbehörde untergebracht. "Das Gebäude hat mich erschreckt, es wirkt erdrückend", beschreibt Roswitha Pape ihren ersten Eindruck. Ihre Aufgabe war, das Treppenhaus, den Flur und die Lobby zum kleinen Sitzungssaal künstlerisch zu gestalten. Ihr Leitgedanke "How do we see the world" steht über allen drei Arbeiten. Zwei paar modifizierte, überdimensional große Augen - die Augen der Künstlerin - begrüßen die Besucher, die aus dem Fahrstuhl steigen, und weisen auf eine - die ganze Wand ausfüllende - Weltkarte hin. "Le temps" steht da in großen Lettern geschrieben, was ebenso gut "Die Zeit" wie auch "Das Wetter" heißen kann. Alle Kontinente sind schemenhaft zu erkennen zwischen Wolkenfetzen in blau/türkis und goldenen Himmelskörpern. Die Beine eines Menschen scheinen sich in die Lüfte zu erheben, eine Himmelsleiter wirkt zum Greifen nah. "Man sieht sein Leben als kurzen Moment, wenn man so weit zurücktritt", erklärt Pape ihre Arbeit. "Vielleicht geht es auch den Beamten so, wenn sie aus anstrengenden Sitzungen an dem Bild vorbeikommen", so ihre Hoffnung. Viel kleinteiliger, aber nicht weniger fantasievoll die Arbeiten von Dirk Klomann. Kleine schwarze Tuschezeichnungen auf weißem Grund reihen sich aneinander. Er gestaltete das Foyer zum großen Konferenzsaal im Justizministerium. Das Gebäude in der Jerusalemer Straße beherbergte früher das Patentamt der DDR und davor Konfektionshäuser. Eine eigentlich schwierige und verwinkelte Raumsituation schien wie geschaffen für seine Bilderserien. Er konzipierte einzelne Segmente, die sich beim Betrachten zusammenfügen, zum "Weltbilderbogen" wie er seine Arbeit nennt. "Ich wollte nicht schon wieder die Waagschale", erklärt er. Die Schildkröte als ältestes lebendes Reptil erinnert an die Notwendigkeit von Artenschutz, ein simpler Plastikbecher deutet das Problem der Abfallbeseitigung an, eine stilisierte Darstellung der DNS weist auf die Genforschung hin. Die Serie von 16 Zeichnungen liest sich wie die Geschichte des modernen Lebens mit allen Problemen der nachindustriellen Gesellschaft. "Wenn man tiefer eindringt, erschließt sich die Verbindung zur Gesetzgebung", so Klomann. Er fordert zum genauen Hinsehen auf, denn: "Die Kunst liegt letztlich im Auge des Betrachters". (doh) |
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(Foto: Rothe) |
Assia Djebar las in der Stadtbücherei |
Die algerische Schriftstellerin Assia Djebar, die in diesem Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde, kam auf Einladung der Stadtbücherei und des Institut Français nach Heidelberg und las aus den Werken "Weit ist mein Gefängnis" und "Weißes Algerien". Moderiert wurde die Veranstaltung vom Heidelberger Autor und Übersetzer Hans Thill. "Das Verlangen nach Schrift hat mich mit zwölf oder dreizehn Jahren angefallen, in einem kleinen College in einer algerischen Provinzstadt", berichtete Djebar. Die 63-jährige Autorin, Historikerin und Filmemacherin, die heute in Paris lebt und in den USA frankophone Literatur lehrt, schreibt in französischer Sprache. "Es ist, als wenn eine Frau im arabischen Raum, die "ich" sagen will, ins Französische verfallen muss", beschrieb sie den Grund ihrer Sprachwahl. Ihre Bücher sind in deutscher Übersetzung im Zürcher Unionsverlag erschienen. | |
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