Thema der Woche

Ausgabe Nr. 44 · 3. November 1999

Frauenanteil steigt auf 40 Prozent

Nachlese zur Gemeinderatswahl: Weniger Stimmen für fast alle Parteien


Die Heidelbergerinnen und Heidelberger haben einen neuen Gemeinderat gewählt. Allerdings nicht alle. Tatsächlich machten nur etwa 48,8 Prozent - also deutlich weniger als die Hälfte - der Wahlberechtigten von ihrem Stimmrecht Gebrauch.

Am 24. Oktober haben in Heidelberg 46.387 von 95.130 Wahlberechtigten abgestimmt. Vor fünf Jahren hatten sich noch 62.878 Wählerinnen und Wähler - das waren 66,9 Prozent von 94.051 Wahlberechtigten - an der Kommunalwahl beteiligt und insgesamt mehr als 2,3 Millionen gültige Stimmen abgegeben. Auf Grund der geringeren Wahlbeteiligung ging die Zahl der gültigen Stimmen jetzt auf 1.696.481 zurück.

Das heißt: Fast alle Parteien und Wählervereinigungen, die sich damals wie heute um Mandate bewarben, erhielten 1999 weniger Stimmen als 1994. Ausnahme: "Die Heidelberger" konnten diesmal 222.437 Stimmen sammeln, gegenüber 125.800 vor fünf Jahren.

Mandate wechselten
Stärkste Fraktion ist nach wie vor die CDU mit unverändert 14 Sitzen. Mit erneut zehn Mandaten rückt die SPD wieder als zweitstärkste Fraktion ein. An dritter Stelle folgt - wie bisher - die GAL mit sechs Sitzen, einem weniger als 1994. Auf den vierten Platz haben sich "Die Heidelberger" mit nunmehr fünf Mandaten vorgeschoben, nach dem sie 1994 lediglich zwei erringen konnten.

Im noch amtierenden Gemeinderat haben "Die Heidelberger" derzeit allerdings drei Sitze, und die 1994 mit drei Mitgliedern eingerückte FWV nur noch zwei. Diese Verschiebung ergab sich im Laufe der Wahlperiode, weil ein Stadtrat von der SPD zu den "Heidelbergern" gewechselt war und eine Stadträtin von der FWV zur SPD. Die beiden verbliebenen Sitze konnte sich die FWV wieder sichern. Ebenfalls mit zwei Stadträtinnen (bisher eine) ist künftig die FDP im Gemeinderat vertreten. Einen Sitz hat jetzt auch die Linke Liste/PDS.

Hingegen verwehrten die Wählerinnen und Wähler den Liberalen Demokraten (LD) den Wiedereinzug in den Gemeinderat. Deren Stimmenanteil blieb knapp unter zwei Prozent hängen; für ein Mandat waren jedoch mindestens 2,2 Prozent der gültigen Stimmen erforderlich. An dieser Hürde scheiterte auch die Liste Werner Beck, die ödp und die Wahlvorschläge "generation.hd" und "veritas". Nicht mehr zur Wahl gestellt hatte sich die 1994 mit einem Sitz erfolgreiche Studi-Liste. Deren amtierender Stadtrat Christian Weiss zieht jedoch mit der GAL erneut in den Gemeinderat ein.

Noch nie so viele Frauen
Nie zuvor haben die Heidelbergerinnen und Heidelberger so viele Frauen in den Gemeinderat gewählt. Sie besetzen nun 16 der insgesamt 40 Plätze, was einem Anteil von 40 Prozent entspricht.

Und sie sind in allen sieben Fraktionen und Gruppierungen vertreten. Drei Frauen gehören der CDU-Fraktion an, vier sitzen in der SPD-Fraktion und ebenfalls vier Frauen sind in der GAL-Fraktion. Bei den "Heidelbergern" zieht eine Frau ein, der FWV bleibt ihre bisherige Stadträtin erhalten. Die FDP wird künftig von zwei Frauen repräsentiert und auch den Sitz der Linken Liste/PDS hält eine Frau.

15 Räte scheiden aus
Auf Seite 1 dieser Ausgabe werden die 15 neuen Mitglieder des Gemeinderates vorgestellt. Von ebenso vielen bisherigen Mitgliedern muss der Gemeinderat sich verabschieden: Andreas Horn, Hans-Peter Pollich und Karl Weber (alle CDU) hatten sich ebenso wie Dr. Barbara Greven-Aschoff, Daniel Hager-Mann, Katherina Katt und Angelika Scholbeck (alle GAL) nicht mehr zur Wahl gestellt.

Auf einen der Ersatzplätze ihrer Wahlvorschläge abgerutscht sind Peter-Jürgen Barth und Gerfride Witt (CDU), Kai Seehase und Ingo Imbs (SPD), Ulrike Duchrow und Gerlinde Horsch (GAL). Mit ihren Wahlvorschlägen an der 2,2-Prozent-Hürde gescheitert sind Dr. Arnulf Lorentz (LD) und Werner Beck (parteilos).

25 Stadträtinnen und Stadträte wurden von der Wählerschaft beauftragt, ihre bisherige Arbeit im Gemeinderat fortzusetzen: Werner Pfisterer, Dr. Hubert Laschitza, Dr. Raban von der Malsburg, Klaus Pflüger, Clemens Knapp, Heinz Reutlinger, Ernst Schwemmer, Ernst Gund und Dr. Jan Gradel (CDU), Lore Vogel, Werner Brants, Dr. Karin Werner-Jensen, Lothar Binding, Christiane Schmidt-Sielaff, Reiner Nimis, Roger Schladitz und Dr. Anke Schuster (SPD), Irtmtraud Spinnler und Christian Weiss (GAL), Wolfgang Lachenauer, Dr. Wolfgang Luckenbach und Nils Weber (Heidelberger), Hermann Gundel und Dr. Ursula Lorenz (FWV) sowie Dr. Annette Trabold (FDP). (br.)

  Zum Seitenanfang

 

Vorläufiges Endergebnis der Gemeinderats am 24. Oktober 1999 in Heidelberg


   
  . davon entfielen auf:
Stadtteil/Gemeinde Wahlbe-
rechtigte
Wähler Wahl-
betei-
ligung
gültige
Stimmen
CDU SPD GAL FWV Die
Heidel-
berger
F.D.P. LD Linke
Liste/
PDS
Liste Werner Beck ödp generation.
hd
"veritas"
    1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Schlierbach 2236 1237 55,3 46.303 14.371 7.303 6.846 2.767 8.311 3.144 1.129 852 61 381 310 828
          93,58% 31,04% 15,77% 14,79% 5,98% 17,95% 6,79% 2,44% 1,84% 0,13% 0,82% 0,67% 1,79%
  Altstadt 7582 3589 47,3 132.505 29.505 29.951 26.106 7.014 17.106 6.960 3.231 4.984 849 1.203 1.175 4.421
          92,30% 22,27% 22,60% 19,70% 5,29% 12,91% 5,25% 2,44% 3,76% 0,64% 0,91% 0,89% 3,34%
  Bergheim 4457 1854 41,6 66.863 19.986 18.129 12.271 2.437 6.692 2.448 1.099 1.933 320 602 372 574
          90,16% 29,89% 27,11% 18,35% 3,64% 10,01% 3,66% 1,64% 2,89% 0,48% 0,90% 0,56% 0,86%
  Weststadt 8836 4470 50,6 166.324 41.756 37.979 40.723 5.608 17.263 6.889 4.701 5.624 869 1.654 1.060 2.198
          93,02% 25,11% 22,83% 24,48% 3,37% 10,38% 4,14% 2,83% 3,38% 0,52% 0,99% 0,64% 1,32%
  Südstadt 3289 1814 55,2 67.391 23.935 11.850 9.556 3.368 10.781 3.325 1.315 1.424 274 847 231 485
          92,88% 35,52% 17,58% 14,18% 5,00% 16,00% 4,93% 1,95% 2,11% 0,41% 1,26% 0,34% 0,72%
  Rohrbach 9851 4461 45,3 161.524 59.055 36.840 20.858 9.427 18.567 5.750 2.165 4.215 1.240 989 503 1.915
          90,52% 36,56% 22,81% 12,91% 5,84% 11,49% 3,56% 1,34% 2,61% 0,77% 0,61% 0,31% 1,19%
  Kirchheim 10828 5203 48,1 187.515 68.396 40.506 23.017 9.310 30.083 4.208 1.633 3.015 4.414 1.287 517 1.129
          90,10% 36,47% 21,60% 12,27% 4,96% 16,04% 2,24% 0,87% 1,61% 2,35% 0,69% 0,28% 0,60%
  Pfaffengrund 5965 2678 44,9 93.638 32.491 33.087 7.390 3.500 9.253 1.661 552 1.691 2.730 433 219 631
          87,41% 34,70% 35,34% 7,89% 3,74% 9,88% 1,77% 0,59% 1,81% 2,92% 0,46% 0,23% 0,67%
  Wieblingen 6424 3259 50,7 117.505 41.364 28.580 13.553 7.522 10.904 3.773 5.385 1.938 2.131 1.193 317 845
          90,14% 35,20% 24,32% 11,53% 6,40% 9,28% 3,21% 4,58% 1,65% 1,81% 1,02% 0,27% 0,72%
  Handschuhsheim 11878 6271 52,8 232.273 70.870 47.237 32.310 14.244 36.075 13.107 5.678 4.927 1.108 3.098 1.206 2.413
          92,60% 30,51% 20,34% 13,91% 6,13% 15,53% 5,64% 2,44% 2,12% 0,48% 1,33% 0,52% 1,04%
  Neuenheim 9500 4757 50,1 178.418 45.274 36.569 33.946 7.821 26.752 13.123 4.466 3.633 448 2.837 1.160 2.389
          93,77% 25,38% 20,50% 19,03% 4,38% 14,99% 7,36% 2,50% 2,04% 0,25% 1,59% 0,65% 1,34%
  Boxberg 3107 1297 41,7 45.160 19.682 10.641 1.736 2.033 6.709 2.152 350 694 422 161 76 504
          87,05% 43,58% 23,56% 3,84% 4,50% 14,86% 4,77% 0,78% 1,54% 0,93% 0,36% 0,17% 1,12%
  Emmertsgrund 4213 1615 38,3 57.813 28.696 13.150 2.950 1.404 6.115 1.956 417 1.515 545 593 121 351
          89,49% 49,64% 22,75% 5,10% 2,43% 10,58% 3,38% 0,72% 2,62% 0,94% 1,03% 0,21% 0,61%
  Ziegelhausen 6964 3882 55,7 142.670 55.073 31.824 14.890 9.597 17.774 6.051 1.634 2.258 795 1.099 664 1.011
          91,88% 38,60% 22,31% 10,44% 6,73% 12,46% 4,24% 1,15% 1,58% 0,56% 0,77% 0,47% 0,71%
  Heidelberg 95130 46387 48,8 1.695.902 550.454 383.646 246.152 86.052 222.385 74.547 33.755 38.703 16.206 16.377 7.931 19.694
          91,40% 32,46% 22,62% 14,51% 5,07% 13,11% 4,40% 1,99% 2,28% 0,96% 0,97% 0,47% 1,16%
  Sitze:         14 10 6 2 5 2 0 1 0 0 0 0

(Quelle: Amt für Stadtentwicklung und Statistik)
Das amtliche Endergebnis kann von diesem vorläufigen Endergebnis geringfügig abweichen.

  Zum Seitenanfang

 

Ergebnis bestätigt

Erforderliche Korrekturen hielten sich im Rahmen


Der Gemeindewahlausschuss hat in öffentlicher Sitzung am Freitag, 29. Oktober, unter Vorsitz von Oberbürgermeisterin Beate Weber das amtliche Endergebnis der Gemeinderatswahl festgestellt. Es wird auf den Seiten 6 bis 9 dieser Ausgabe bekannt gemacht.

Die Überprüfung der ausgezählten Stimmzettel durch die Wahldienststelle ergab keine wesentliche Änderung des bereits am Montagabend, 25. Oktober, verkündeten vorläufigen Ergebnisses. Bei der Auszählung von knapp 1,7 Millionen Stimmen seien gelegentliche Zählfehler unvermeidlich, betonte die Oberbürgermeisterin, die erforderlichen Korrekturen hielten sich im Rahmen.

Nur etwa ein Viertel der abgegebenen Stimmzettel waren unverändert. Das zeigt, dass die Heidelberger Wählerinnen und Wähler bewusst Personen gewählt haben und weniger Parteien. Die Pflicht zur positiven Kennzeichnung beim Kumulieren und Panaschieren birgt allerdings die Gefahr in sich, Stimmen zu verschenken. Tatsächlich war die Zahl der Fehlstimmen mit mehr als 140.000 nicht unbeachtlich.

Die Oberbürgermeisterin dankte allen Wahlhelferinnen und Wahlhelfern, die nicht nur am Sonntag in den Wahllokalen, sondern auch am darauffolgenden Montag bei der Stimmenauszählung im Einsatz waren, sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Wahldienststelle. Dank sagte sie auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Amts für Stadtentwicklung und Statistik für deren viel beachtete öffentliche Präsentation der Wahlergebnisse. (br.)

  Zum Seitenanfang

Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



Copyright © Stadt Heidelberg 1999, All Rights Reserved
Stand: 2. November 1999