Stimmen aus dem Gemeinderat

Ausgabe Nr. 44 · 29. Oktober 2003

Yvonne Eismann-Knorr

CDU
Vertreiben Wildschweine die Gleitschirmflieger im Schlierbacher Stadtwald - oder wird es umgekehrt?

Seit Wochen wird in Schlierbach und in der Verwaltung rege über das Thema Gleitschirmfliegen zwischen Schlierbach und Auerhahnkopf/Ringweg diskutiert. Als Stadträtin bekam ich regelmäßig Infopost von Prof. Dr. Peter Hellwig, dem Vorsitzenden des Gleitschirmflieger-Vereins.

Mehrere Briefe und eine eigens produzierte CD-ROM sollten mir zeigen, wie schön und einfach das Gleitschirmfliegen in diesem Gebiet ist. Alle Bedenken sollten durch die Infobriefe und multimediale Präsentation ausgeräumt werden. Mit einem Termin vor Ort wollten die Initiatoren aufzeigen, wie simpel die Angelegenheit ist.

Doch genau das ist Herrn Hellwig nicht gelungen! Ich stehe dem Projekt Gleitschirmfliegen nach wie vor ablehnend gegenüber.

Ich selbst staune nur darüber, dass man für ein Jahr Probebetrieb so viel Aufwand aufbringen soll - von Seiten der Stadt und der Forstverwaltung. Viele Leserinnen und Leser werden es nicht glauben. Der Flugbetrieb soll erst einmal für ein Jahr erprobt werden. Um dies zu ermöglichen muss eine Waldschneise eingeschlagen werden. Diese Schneise wird von windschützendem Untergehölz befreit, damit der Wind in den Hang einblasen kann. Bei den starken Stürmen, die wir alle in den letzten Jahren schon erlebt haben, kann es da schnell zu gravierenden Waldschäden kommen. Es besteht für die Baumreihen der rechten und linken Seiten kein Schutz mehr. Waldschäden sind also vorprogrammiert.

Auch der Erhalt dieses noch naturbelassenen Gebietes, das eine gut erhaltene Fauna und Flora zu bieten hat, wäre zerrissen. Durch das regelmäßige Begehen dieses Gebietes wird die Natur stark belastet und gestört. Die wildlebenden Tiere werden von ihren Ruhezonen aufgescheucht und vertrieben. Der Stressfaktor nimmt bei den Wildtieren rapide zu. Wer sich mit wildlebenden Tieren auskennt und die Lebensweise studiert hat, weiß, wie schreckhaft und scheu diese Tiere sind.

Je höher der Stressfaktor für die Tiere ist, um so mehr ziehen sie umher. Das Ausmaß sieht dann so aus, dass Gärten und Friedhöfe aufgesucht werden. Der Besuch von Schwarzwild, im Volksmund als Sauen bekannt, ist ergreifend. Die Blumen der Gärten sind abgefressen und der Boden ist umgewühlt. Niemand wünscht sich diesen Besuch. Auch kein Jäger möchte diese nächtlichen Besuche in den Gärten. Deshalb stellen die Jäger dem Schwarzwild Ruhezonen bereit, damit sich die Gruppen in diesem Gebiet aufhalten. Haben die Sauen, die in Rotten zusammenleben, ihre Ruhe und werden nicht immer umher getrieben, bleiben sie auch von den Gärten fern. Insofern ist der Schutz dieser Ruhezonen gleichzeitig die natürlichste Vorsorge gegen Schäden durch Wildschweine.

Diese Jahre währende Arbeit der Jäger würde durch die geplante "Gleitschirmstartbahn" mit einem Schlag zerstört. Leidtragende wären die Menschen in Schlierbach, die sich dann immer öfter mit den vagabundierenden Sauen und Keilern "vergnügen" dürfen.

Auf der anderen Seite steht das Interesse ein paar weniger, finanziell gut betuchter, Sportenthusiasten. Sie wollen jetzt nur einmal einen Probebetrieb durchführen. Doch ist die Schneise dann erst einmal geschlagen und der Gleitschirmbetrieb in vollem Gange, wird sich nach einem Jahr wohl keiner mehr ernsthaft gegen die Verlängerung stemmen können. Denn dann steht der Fuß in der Tür.

Als Jägerin habe ich die Aufgabe, wild lebende Tiere in ihrem gewohnten und natürlichen Gebiet zu halten. Dies ist auch der Grund, warum ich dafür bin, dieses Gebiet in seiner Beschaffenheit zu sichern. Deshalb werde ich mich weiter für den Erhalt dieses Gebietes aussprechen - und auch meine Stimme dafür abgeben.

Professor Hellwig sieht dieses Projekt als seine Lebesaufgabe an. Ich dagegen sehe mich der Erhaltung dieses Lebensraumes für das Wild verpflichtet.
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Roger Schladitz

SPD
"Dinge wahrzunehmen ist der Keim der Intelligenz"
(Lao Tse)


Im letzten STADTBLATT wurde von der CDU der Dauerbrenner Straßenbahn nach Kirchheim in den Zusammenhang knapper Finanzen gebracht.

Zunächst erstaunt die unglaubliche Polemik dieses Artikels (die Bürger "finanzieren ... den Spieltrieb der HSB mit"), mit der sich ein Stadtrat eigentlich selbst disqualifiziert. Viel interessanter ist aber, wie das Zahlenmaterial wahrgenommen wird ("voraussichtlich 35 Millionen Euro Gesamtkosten"/"wirtschaftlicher Vorteil von 300.000 Euro pro Jahr" (gegenüber den entsprechenden Busbetrieben; ab 2006)).

Die Berechnungen der Wirtschaftlichkeit werden allein der HSB zugeschrieben und angezweifelt. Unterschlagen wird, dass die unabhängigen Gutachter (ptv) zu vergleichbaren Werten gekommen sind. Dann wird vorgerechnet, dass sich "die Strecke schon nach 117 Jahren rechnen würde (Zinsen und Zuschüsse aus Bund und Land einmal nicht mitgerechnet)" und schließlich dieses Bild eines "visionären Sparzieles" genüsslich ausgemalt.

Was als Ironie oder Sarkasmus gedacht war, bezeugt vielmehr einen gegen das Interesse Heidelbergs gerichteten Blickwinkel. Denn das Land gibt bis zu 85% Zuschüsse, so dass die HSB ca. 7 (statt der 35) Millionen. Euro zu tragen hat. In den obigen 300.000 Euro ist die Finanzierung mitgerechnet, so dass sich die Maßnahme Straßenbahn nach Kirchheim tatsächlich positiv für die HSB rechnet. (Die sonstigen Vorteile von Straßenbahnen gegenüber Bussen auf zentralen Linien wurden bereits oftmals dargelegt.)

Werden die Landesmittel nicht abgerufen, gehen sie Heidelberg verloren. Das Land spart aber die Zuschüsse nicht - wie ein CDU-Mitglied im GR treuherzig meinte - sondern vergibt sie an andere Städte für dieselben Zwecke (ÖPNV)! Natürlich vergibt das zuständige (CDU-geführte) Ministerium die Zuschüsse erst nach Überprüfung aller Berechnungen.

Man sollte Dinge so wahrnehmen wie sie sind.
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Judith Marggraf

GAL
Sie predigen Wasser und trinken Wein -
Öffentlich Preise kassieren und heimlich aussteigen?

Bestätigten Gerüchten zufolge überlegt die Stadtverwaltung ihren derzeit 25 %igen Ökostrombezug auf 15% zu reduzieren. Alternativ könnte das zuständige Umweltamt die Sparvorgabe auch durch garantierte Verbrauchssenkungen erbringen. Für die inhaltlich Zuständigen eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera. Relevante Verbrauchssenkungen sind nach den Erfolgen der letzten Jahre nur noch schwer - und schon gar nicht garantiert - zu erreichen. Im Gegenteil: Zum Beispiel verstärkter (und gewünschter) EDV-Einsatz an Schulen 'frisst' frühere Einsparungen durchaus wieder auf. Mit den 25% Ökostrom ist Heidelberg bundesweit Spitze und dafür auch mit Preisen bedacht worden. Nachhaltigkeit steht auf all unseren Fahnen und just in diesen Wochen werben Stadt und Stadtwerke um 500 neue Ökostromkunden. Eine durchschnittliche Familie, die Ihren gesamten Strombedarf (100 %!) als Ökostrom bezieht, investiert dafür gerade mal 9 Euro im Monat zusätzlich...heißt es in den Texten zu dieser Werbekampagne.

Ja gilt das denn für die Stadt nicht in der gleichen Relation? Und warum könnte die Stadt ein Kontingent von 15 % beziehen, das keinem SWH-Kunden angeboten wird? Ich verkenne nicht die mehr als angespannte Haushaltslage (die gilt auch für viele Bürger!), bin aber entschieden der Auffassung, dass Einsparungen nicht auf Kosten der Glaubwürdigkeit gehen dürfen.

Meine Fraktionskollegin Susanne Bock hat sich vor kurzem an dieser Stelle schon einmal über Sonntagsreden und Alltagshandeln geäußert. Schade, dass wir die Diskrepanz zwischen beidem schon wieder reklamieren müssen.

Liebe Heidelbergerinnen und Heidelberger, geht Eurer Stadt mit gutem Beispiel voran. Ordert 25 oder mehr Prozent Ökostrom bei den Stadtwerken (kostenloses Servicetelefon 0800-3692255), packt die Stadt an ihrem Anspruch und lasst sie nicht aus der Verantwortung!
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Dr. Wolfgang Luckenbach

DIE HEIDELBERGER
150 Jahre Stadttheater

Große Spannung lag in der Luft des Theaterfoyers und des geladenen Publikums anlässlich der 150-Jahrfeier der Städtischen Bühnen Heidelberg; dieses aber nicht wegen der Premiere von Schillers "Braut von Messina", nein, man war gespannt, wie die beiden Hauptakteure des Abends, Frau Oberbürgermeisterin Beate Weber und Intendant Günther Beelitz den Drahtseilakt meistern würden, der von Ihnen nach den, "gelinde ausgedrückt", Unstimmigkeiten der jüngsten Vergangenheit, erwartet wurde. Sie haben den "Tanz um das Feuer" gut getanzt und keine neuen Feuer entfacht. Frau Weber umschrieb geschickt, moderat und in versöhnlichem Ton, für Insider aber doch verständlich, was sie geärgert und bewegt hat. Sie nannte die Summen, die während ihrer Amtszeit für Theater und Kultur aufgewendet wurden und betonte die Notwendigkeit und ihren Willen, das Theater auch in schwierigen Zeiten, wie sie zurzeit existieren und auch noch vor uns liegen, nach besten Kräften zu unterstützen.

Intendant Günther Beelitz ging zu Beginn auf die Geschichte des Heidelberger Theaters ein und nannte dann die Sorgen, die ihn und die Theaterwelt in Deutschland umtreiben. Es sind vorwiegend die Finanzen, die den Theatern existenzgefährdende Fesseln anlegen, denn die Länder und Kommunen müssen ihre Zuschüsse kürzen und auch das Publikum geht mit seinen Finanzen sparsamer um und füllt die Ränge nicht mehr so wie in früheren Zeiten. Auch Herr Beelitz umschiffte die kritischen Klippen geschickt und versöhnlich und wartete mit der erfreulichen Mitteilung auf, dass die Tanztheater-Kooperation mit Freiburg, die in den letzten Wochen eben wegen der Finanznot in Frage gestellt war, zu einem guten Ende geführt werden konnte.

Kulturstaatssekretär Sieber bekundete seine jahrelange Sympathie für das Heidelberger Theater und zählte zahlreiche Schauspieler und Stücke auf, die ihn auf unserer Bühne besonders beeindruckt haben. Allerdings musste er die Hiobsbotschaft ankündigen, dass das Land seine Zuschüsse für die Theater im Jahre 2004 um 5 % kürzen müsse. Die Akteure der verschiedenen Sparten des Theaters lockerten die Stimmung durch gekonnte und teils launige Darbietungen erfreulich auf und trugen dazu bei, dass die Veranstaltung dem Anspruch einer Jubiläumsfeier durchaus gerecht werden konnte. Ich persönlich wünsche mir, dass die versöhnliche Stimmung "vor den Kulissen auch hinter den Kulissen" ihre Fortsetzung findet und unser Theater einer guten Zukunft entgegen geht.
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Dr. Ursula Lorenz

FWV
Kein kultureller Ausverkauf in Heidelberg

Die zwei vergangenen Wochen zeigten, welchen Stellenwert Kultur in Heidelberg hat. Dietrich Fischer-Dieskau gab einen auch von der Stadt-Heidelberg-Stiftung unterstützen Meisterkurs. Zwei zeitgenössische Komponisten, Hans Zender und Helmut Lachenmann, waren zu erleben. Das Theater feierte 150 Jahre Jubiläum mit einer gelungenen Aufführung. Weniger gelungen waren Töne aus dem Theater. Wenn Wolfgang Maria Bauer die Politik von Frau Weber mit verbrannter Erde beschreibt, so muss sich auch der Gemeinderat angesprochen fühlen, denn er entscheidet über den Haushalt. Mit diesem Begriff, der uns an unrühmliche Kriegszeiten einer unseligen Vergangenheit erinnert, sollte vorsichtig umgegangen werden. Es ist unmöglich, in den kommenden Haushalten das Theater von Einschränkungen unberührt zu lassen. Das Theater selbst muss für bessere Auslastung mit mehr Einnahmen sorgen. Das liegt nicht am Zuschuss allein (s. Bericht RNZ vom 25.10.).

Übrigens: die Sparbeschlüsse zum Haushalt 2003 wurden nicht nur, wie Herr Lachenauer im letzten STADTBLATT bekundet, von der Verwaltung mit Unterstützung der Fraktionen CDU, SPD, "Heidelberger", sondern auch von der Arbeitsgemeinschaft FWV/FDP mitgetragen. Und: Diese drei Fraktionen wollten dem Antrag der FWV auf eine zehnprozentige Kürzung der Fraktionszuwendungen nicht folgen.

Kein Kommentar!
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  Anschriften der Fraktionen und Einzelmitglieder im Gemeinderat
CDU: Rohrbacher Str. 57, 69115 Heidelberg,
Tel.: 16 39 72, Fax: 16 48 43
e-mail: info@cdu-fraktion-hd.de
Internet: www.cdu-fraktion-hd.de
SPD: Bergheimer Straße 88, 69115 Heidelberg
Tel.: 16 67 67, Fax: 16 40 23,
e-mail: fraktion@spd-heidelberg.de
Internet: www.spd-heidelberg.de
GAL: Rohrbacher Str. 39, 69115 Heidelberg,
Tel.: 16 28 62, Fax: 16 76 87
e-mail: mail@gal-heidelberg.de,
Internet: www.gal-heidelberg.de
DIE
HEIDELBERGER:
Bergheimer Str. 95, 69115 Heidelberg,
Tel.: 61 94 21, Fax: 61 94 22
Internet: www.dieHeidelberger.de
FWV: Fischergasse 14-16, 69117 Heidelberg,
Tel.: 16 30 70, Fax: 65 98 30
Internet: www.FWV-hd.de
FDP: Zähringerstr. 44a, 69115 Heidelberg,
Tel. 24 56 4, Fax: 18 21 13
e-mail: info@fdp-heidelberg.de
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PDS: Sitzbuchweg 14, 69118 Heidelberg,
Tel. 80 03 25

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Stand: 28. Oktober 2003