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Ausgabe Nr. 44 · 31. Oktober 2001



Oberbürgermeisterin Beate Weber begrüßt die Auszubildenden, die während der Lehre zwei Betriebe kennen lernen konnten. (Foto: Rothe)

Halbierte Kosten, doppelte Chancen

Kooperationsmodell zur Schaffung zusätzlicher Ausbildungsstellen war voller Erfolg


Im Frühjahr 1998 startete die Stadt Heidelberg zusammen mit weiteren öffentlichen Ausbildungsträgern das "Kooperationsmodell zur Schaffung zusätzlicher Ausbildungsstellen". Inzwischen haben auch die letzten der im Herbst 1998 zusätzlich eingestellten Azubis ihre Ausbildung beendet.

Ziel dieser Initiative war es, in einer Phase großer Lehrstellenknappheit zusätzlich zu den bereits bestehenden Ausbildungsplätzen der Stadt Heidelberg weitere Lehrstellen zu schaffen. Das gelang, in dem sich die Stadt und ein Partner einen Auszubildenden "teilten". Das halbierte die Ausbildungskosten der Beteiligten und verdoppelte die Chancen der Auszubildenden auf eine Übernahme im Anschluss an die Ausbildung. Konnten sie doch Erfahrungen auf zwei Ausbildungsplätzen vorweisen.

Partner bei diesem Modell waren neben der Stadt Heidelberg die AOK-Rhein-Neckar, die Heidelberger Dienste gGmbH und die Nachbarstädte und -gemeinden Wiesloch, Walldorf, Weinheim, Sandhausen, Bammental und Heddesheim.

Das Kooperationsmodell zur Schaffung zusätzlicher Ausbildungsstellen war für alle Beteiligten ein voller Erfolg, waren sich Ausbilder und Auszubildende auf einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung einig. 23 Azubis hatten 1998, zusätzlich zu den bereits bestehenden 150 Lehrplätzen bei der Stadt, ihre Ausbildung begonnen, 21 konnten jetzt ihren Abschluss feiern, 20 haben bereits einen Arbeitsplatz. AOK-Geschäftsführer Bruno Krüger berichtete, dass zwischen Stadt und AOK ein richtiger Konkurrenzkampf um die besten Fachkräfte entbrannt war.

Hülya Öztürk und Anita Ermantraut gehörten zu den "geteilten" Auszubildenden. Ein Jahr waren sie bei der AOK, ein Jahr bei der Stadt in Ausbildung. Die Fachangestellten für Bürokommunikation empfanden die "doppelte" Lehrstelle als "Herausforderung": "Der Wechsel zum anderen Ausbilder war fast wie ein Neuanfang", sagte Hülya Öztürk bei der Abschlussveranstaltung. Sie arbeitet heute bei der AOK in Wiesloch, Anita Ermantraut im städtischen Kinder- und Jugendamt.

Der Heddesheimer Bürgermeister Michael Kessler machte auf die Vorteile der doppelten Ausbildung für kleinere Gemeinden aufmerksam. Diese könnten ihren Auszubildenden, beispielsweise in der Bücherei, nur Kenntnisse in begrenztem Rahmen vermitteln. Würden diese allerdings in der Stadtbücherei in Heidelberg einen Teil der Ausbildung absolvieren, lernten sie dort auch die Aufgaben in einer großen Einrichtung kennen.

Mit den Heidelberger Diensten besteht eine besondere Kooperationsform. Im Rahmen des "Benachteiligtenprogramms" werden mit großzügiger Förderung durch das Arbeitsamt Ausbildungsplätze geschaffen. Das Programm richtet sich an junge Menschen, die beispielsweise Sprach- oder Schuldefizite und ansonsten keine Chancen im Wettbewerb des freien Arbeitsmarktes haben. Von 48 bisher in diesem Programm aufgenommenen Azubis haben 31 bis zur erfolgreichen Prüfung durchgehalten.

"Auch wenn sich die Situation auf dem Lehrstellenmarkt insgesamt entspannt hat, werden wir dieses erfolgreiche Modell auch in Zukunft mit unseren Partnern weiterführen", bekräftigte Heidelbergs Oberbürgermeisterin Beate Weber. Aktuell gibt es 15 Ausbildungsverhältnisse in Kooperation mit den Gemeinden Bammental, Heddesheim und Sandhausen.

Die jetzt abgeschlossene Ausbildung erfolgte in den Berufen "Fachangestellte für Bürokommunikation", "Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste", "Diplom-Betriebswirt/in (BA)" und "Verwaltungsfachangestellte/r". 6 Auszubildende wurden von der Stadt Heidelberg übernommen. Mit einer Weiterbeschäftigungsquote von 86,9 Prozent hat das Kooperationsmodell Heidelberg auch beschäftigungspolitisch seine Bewährungsprobe bestanden.

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Stand: 30. Oktober 2001