Thema der Woche

Ausgabe Nr. 44 · 31. Oktober 2001



Die Festival Lounge im Marstall ist am Donnerstag, 8. November, ab 18 Uhr und danach täglich ab 11.30 Uhr durchgehend geöffnet.





Der diesjährige Eröffnungsfilm "Der junge Törless - Wer sich haushält, wird schuldig" von Volker Schlöndorff ist am Donnerstag, 8. November, um 20.15 Uhr im Marstall-Kino zu sehen.

Filmfestival der Entdeckungen

Zum 50. Geburtstag des Filmfests Mannheim-Heidelberg haben alle 50-Jährigen freien Eintritt


Nah dran an der Wirklichkeit und doch für 90 Minuten den Rest der Welt vergessen - das ist Kino. Mit sicherem Gespür für Regietalente und packende Geschichten hat das Filmfestival Mannheim-Heidelberg sich in fünf Jahrzehnten international einen Namen gemacht. Den Anfang machten Dokumentar- und Kurzfilme, dann kamen die "jungen Wilden" von '68. Der "Autorenfilm" der 70er Jahre ist inzwischen den sogenannten "Independents" gewichen. Zum fünfzigsten Geburtstag gibt es ein hochkarätiges Jubiläums-Programm.

Vom 8. bis 17. November findet das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg wieder in verschiedenen Kinos in Mannheim und Heidelberg statt. Als "Festival der Entdeckungen" präsentiert es traditionell ausschließlich Filme, deren Regisseurinnen und Regisseure international noch unbekannt sind. Zu seinem Jubiläum stehen rund 50 Uraufführungen auf dem Programm, so viele wie noch nie.

Die ausgewählten Filmbeiträge werden in den Reihen "Internationaler Wettbewerb" und "International Discoveries" gezeigt. Filme aus aller Welt sind zu vielfältigen Themenblöcken zusammengefasst wie "Crime Stories", "Märchenhaft", "Krieg und Frieden", "Hierbleiben und weggehen", "Andere Liebesgeschichten" oder "Die eigene Welt finden". Auch "Kinderfilme" sind wieder dabei.

Damals und heute
Viel Raum ist im Jubiläumsjahr der Rück- und Vorschau gewidmet. So wurden zehn namhafte Filmemacher/innen eingeladen, die in "Mannheim-Heidelberg" entdeckt wurden und die bis heute mit dem Festival verbunden sind. In der Sonderreihe "Damals und heute" sind diese Regisseur/innen noch einmal persönlich mit ihren einstigen Debüts und mit jeweils einem aktuellen Film zu Gast. Die Regiestars Volker Schlöndorff, Vera Chytilova, Daniel Schmid, Krzysztof Zanussi, Jeanine Meerapfel, Adolf Winkelmann, Jan Nemec und Henning Carlsen sind außerdem in den Filmtalks unter dem Motto "...as time goes by" im Stadthaus N1 in Mannheim zu erleben.

Mannheim Meeting Results
Seit fünf Jahren werden beim Filmfestival Mannheim-Heidelberg nicht nur Filme gezeigt, sondern auch geplant. Was bei den letzten "Mannheim Meetings" herausgekommen ist und was auf internationalen Festivals schon Erfolg hatte, zeigen die Festival-Macher unter dem Titel "Results".

Eröffnung
Im Jubiläumsjahr findet die offizielle Eröffnung der Filmfestspiele in Heidelberg statt. Am Freitag, 9. November, um 20.15 Uhr wird das Festival mit Schlöndorffs "Der junge Törless" im Marstall-Kino in Anwesenheit des Regisseurs und Oberbürgermeisterin Beate Weber eröffnet. Das Filmprogramm startet aber bereits am Tage zuvor, Donnerstag, 8. November, um 18 Uhr im Karlstor-Kino mit "Personal" von Krzysztof Kieslowski in der Reihe "Damals und heute" und im Marstall-Kino mit "Monas Welt" von Jonas Elmer, einem Dänischen Newcomer, der im internationalen Wettbewerb läuft. Anschließend ab 22 Uhr ist "Wildes Tanzen" angesagt, wenn DJ "Afrodisiac" in der Marstall-Festival-Lounge auflegt. (doh)
   

 

Freien Eintritt...

... bei allen Filmvorführungen haben Besucherinnen und Besucher, die in diesem Jahr mit dem Festival 50 Jahre alt wurden oder noch werden und Besucher/innen über 50 Jahren zahlen die Hälfte. (Personalausweis mitbringen!) Zum Auftakt am Donnerstag, 8. November, gilt bei allen Filmvorführungen: "Halber Eintrittspreis für alle".
   
 

Auf einen Blick

  Festival-Kinos
In Heidelberg sind die Filme im Marstall-Kino, Marstallhof, im Gloria & Gloriette, Hauptstraße 146 sowie im Karlstorbahnhof (Saal und Kino) zu sehen. In Mannheim gehören das Kino im Stadthaus, N1, das Atlantis 1 & 2, K2 31, das Odeon, G7 10, sowie das Cinema Quadrat im Collini Center zu den Festival-Treffpunkten.



Karten(vor)verkauf
Karten gibt es vom 2. bis 7. November von 12 bis 19 Uhr im Infozelt auf dem Uni-Platz. Am Sonntag, 4. November, bleibt das Zelt geschlossen. Ab dem 8. November gibt es Tickets an allen Spielorten des Festivals, aber nur für den jeweiligen Spielort. Kassenöffnung ist jeweils eine halbe Stunde vor Beginn der ersten Vorstellung.



Informationen
Alles Wissenswerte zum Festival ist dem ausführlichen Programmheft zu entnehmen, das ab sofort an allen Festival-Kinos, in öffentlichen Gebäuden sowie Szene-Kneipen ausliegt. Weitere Informationen gibt es am Info-Telefon unter 0621/15 69 90 33 oder im Internet unter www.mannheim-filmfestival.com.



Kostenloser Bus-Service
Zwischen den Festspielorten Heidelberg und Mannheim wird ein kostenloser Pendel-Busverkehr eingerichtet. Die HSB stellt diesen Service dem Festival und allen Besuchern kostenlos zur Verfügung. Haltestellen sind am Karlstor, am Marstall und am Stadthaus. Die erste Fahrt geht am Donnerstag, 8. November, ab Karlstor um 17 Uhr und ab Stadthaus, N1, ab 18 Uhr.



Publikumspreis
Bei allen Wettbewerbsvorstellungen in Mannheim und Heidelberg erhält jede/r Zuschauer/in einen Stimmzettel. Mit ihren Stimmen können die Festivalbesucher entscheiden, welcher Wettbewerbsfilm den Publikumspreis Mannheim-Heidelberg erhalten soll.



Preisträgerfilme
Alle Preisträgerfilme werden am Sonntag, 18. November, in Heidelberg, im Gloria, und in Mannheim im Odeon in einer Sondervorführung gezeigt.

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Dr. Michael Kötz

"Das Filmfestival ist ein Schatz"

Neue Filme aus aller Welt ziehen das Publikum an


Vor zehn Jahren übernahm Dr. Michael Kötz die Leitung des Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg. Inzwischen ist das Festival zu einem Publikumsmagneten in der Region avanciert und findet international Beachtung. Anlässlich des Jubiläums ein STADTBLATT-Interview mit dem Festival-Chef:

STADTBLATT: Sie feiern zusammen mit dem Festival Ihren 50. Geburtstag?

Dr. Michael Kötz: Jeder wird mal 50, wenn er Glück hat... Entweder geht man darüber hinweg oder man fängt an nachzudenken über die Zeit... Wir haben uns zu letzterem entschlossen und daraus ist ein Buch entstanden: "Zeitgeist mit Eigensinn"! Dort sieht man: Die Geschichte dieses Filmfestivals ist eine regelrechte Zeitreise.


STADTBLATT:
Kann man nach fünf Jahrzehnten Filmfest-Geschichte sagen, dass sich das Konzept "Premieren-Festival" bewährt hat?

Kötz: Ja, das "Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg" ist ein außergewöhnliches Filmfestival. Es nimmt unter 600 internationalen Filmfestivals weltweit einen Platz in der Spitzengruppe der bekanntesten 50 Festivals ein. Das ist ein regelrechter "Schatz", ein "Kapital", das man gar nicht hoch genug einordnen kann. Davon träumen andere Städte und sind bereit Millionen von Mark auszugeben, um so eine Position, einen solchen Bekanntheitsgrad in der Filmbranche zu erreichen.

Das professionelle Niveau des Festivals ist hoch. Über 1000 akkreditierte Gäste aus mehr als 50 Ländern erwarten wir, über 30 echte Premieren, zahlreiche internationale Filmeinkäufer und 120 Filmproduzenten aus der ganzen Welt, die zu dem zusätzlichen Markt für Filmprojekte kommen, - das sind Zahlen, die uns sehr freuen.

Und das Wunder dieses Filmfestivals: Es ist gleichzeitig ein gewaltiger Publikumsmagnet geworden. Rund 60.000 Zuschauer waren es im Vorjahr, die in die zehn Kinos der beiden Städte drängten, um neue Filmwerke zu sehen von ausschließlich noch unbekannten, jungen Anfänger-Regisseuren aus aller Welt. Das ist unser Markenzeichen.

STADTBLATT: Welche Bedeutung hat es, dass Heidelberg - jetzt bereits seit acht Jahren - Mitveranstalter des Festival ist? Ist die Förderung ausreichend?

Kötz: Es sind meist jüngere Menschen mit höherem Bildungsgrad, die das Festival besuchen. Es sind Kulturliebhaber neuerer Art: für sie zählt auch der Film mit Recht zu den guten Künsten. Und mancher Ältere sollte sich da eine Scheibe abschneiden! Eigentlich ist es eher eine Minderheit, die ins Theater geht, wenn man die Zahlen vergleicht, und zwar die Zahlen bei anspruchsvollen, künstlerisch hochstehenden Werken. Filme, wie wir sie zeigen, können ja mühelos mithalten mit anspruchsvollem Theater, absolut mühelos. Nur, dass bei uns der Andrang so groß ist, dass alles aus den Nähten platzt: kurz, diese Heidelberger lieben ihr Festival ganz besonders. Und es ist deshalb ebenso erfreulich wie gerechtfertigt, dass die Stadt Heidelberg ihr Internationales Filmfestival finanziert. Noch immer ist es so, dass die Bundesrepublik fürs Theater 200 mal so viel Fördermittel ausgibt wie für alle Film- und Festivalförderung insgesamt! Ich weiß nicht, wie die Relation in Heidelberg ist... Ich bin sicher: ausbaufähig in Richtung Filmfestival.

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Stand: 30. Oktober 2001