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Ausgabe Nr. 43 · 27. Oktober 1999



Festakt zum 20-jährigen Bestehen der Heidelberger Hochschule für jüdische Studien. Rektor Prof. Dr. Michael Graetz im Gespräch mit Bundespräsident Johannes Rau. (Foto: Rothe)

"Einzigartige Stätte jüdischen Geistes"

Festakt der Hochschule für jüdische Studien zum 20-jährigen Bestehen -
Ignatz Bubis erhält posthum Ehrensenatorwürde der Universität


Die Heidelberger Hochschule für jüdische Studien, die einzige Einrichtung dieser Art in Deutschland, feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. Zum Festakt in der Universität kam politische Prominenz aus Bund und Land. Angeführt wurde die Gästeliste von Bundespräsident Johannes Rau.

Für Rau verkörpert die Heidelberger Hochschule "ein einzigartiges Spektrum jüdischer Lehre". "Wer Häuser baut, will bleiben", so der Bundespräsident, "wie gut, dass es wieder jüdische Studien gibt, dass wir wieder Synagogen bauen." Glücklicherweise habe sich die Prophezeiung des Rabbiners Leo Baeck, es werde nie wieder einen Dialog zwischen Juden und Christen geben, nicht erfüllt. Der Hochschule wünschte er "viele wissbegierige Menschen, Juden und Nichtjuden, und dass wir gemeinsam Bäume des Lebens pflanzen".

"Wir alle brauchen die jüdische Kultur", betonte der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel. "Für Baden-Württemberg ist die Hochschule etwas ganz besonderes, eine einzigartige Stätte jüdischen Geistes, ein Ort höchster wissenschaftlicher Qualität, ein Nukleus jüdischer Kultur." Das Land habe außerordentlich großes Interesse am Ausbau der Hochschule: "Die Mittel zur Erweiterung stehen bereit." Die Grüße von Innenminister Otto Schily überbrachte Staatssekretärin Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast. Sie betonte, dass die Hochschule bereits eine "bemerkenswerte Reputation" erlangt habe. Ausweis dessen sei das vor fünf Jahren verliehene Promotionsrecht.

Für Oberbürgermeisterin Beate Weber ist die staatlich anerkannte Privatuniversität "ein bedeutender Teil unseres Geistes- und Kulturlebens geworden, anknüpfend an die zahllosen unverzichtbaren Beiträge, die jüdische Wissenschaft und jüdische Kultur in der gemeinsamen deutschen Geschichte geleistet haben." Die gute Entwicklung der Hochschule setze "ein ermutigendes Signal für Toleranz, gegen Gewalt und Antisemitismus". Dem jungen Baum, der die Hochschule in ihrem Logo symbolisiert, wünschte sie "dass er noch viele Früchte tragen möge".

"Es war ein mutiger, in die Zukunft weisender Schritt, als im Herbst 1979 von einer kleinen Gruppe die Initiative zur Gründung der Hochschule in Heidelberg ergriffen wurde", sagte rückschauend der heutige Rektor Professor Dr. Michael Graetz. Die Absolventen, so Graetz, "werden zu Multiplikatoren eines kompetenten Wissens über das Judentum und zugleich zu den wirksamsten Kräften, die zum Abbau von Vorurteilen und zur Toleranz zwischen Mehrheit und Minderheiten beitragen."

Im Rahmen des Festaktes wurde der im August verstorbene Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland Ignatz Bubis in Würdigung seiner Verdienste um Hochschule und Universität posthum zum Ehrensenator der Universität ernannt. Paul Spiegel, Vizepräsident des Zentralrates, nahm Urkunde und Medaille aus den Händen von Universitätsrektor Professor Dr. Jürgen Siebke entgegen. (rie)

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  Vorläufiges Wahlergebnis
 

Gemeinderat ist gewählt

  Das vorläufige Endergebnis der Gemeinderatswahl in Heidelberg liegt vor. Danach verteilen sich die Sitze wie folgt (in Klammern zum Vergleich die Ergebnisse von 1994): Christlich Demokratische Union (CDU) 32,5 Prozent/ 14 Sitze (30,9 Prozent/ 14 Sitze), Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 22,6 Prozent/ 10 Sitze (23,3 Prozent/10 Sitze), Grün-Alternative Liste Heidelberg (GAL) 14,5 Prozent/ 6 Sitze (17,2 Prozent/ 7 Sitze), Freie Wählervereinigung (FWV) 5,1 Prozent/ 2 Sitze (8,3 Prozent/ 3 Sitze), DIE HEIDELBERGER 13,1 Prozent/ 5 Sitze (5,5 Prozent/ 2 Sitze), Freie Demokratische Partei (F.D.P.): 4,4 Prozent/ 2 Sitze (3,8 Prozent/ 1 Sitz), Liberale Demokraten (LD) 2,0 Prozent/ 0 Sitze (2,5 Prozent/ 1 Sitz), Linke Liste - Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) 2,3 Prozent/ 1 Sitz, Liste Werner Beck: 1,0 Prozent/ 0 Sitze, Ökologisch-Demokratische Partei (ödp): 1,0 Prozent/ 0 Sitze, "generation.hd." 0,5 Prozent/ 0 Sitze, "veritas" 1,2 Prozent/ 0 Sitze. Die Wahlbeteiligung bei der Gemeinderatswahl lag mit 48,8 Prozent unter der von 1994 (66,9 Prozent).
   
  Vorläufiges Wahlergebnis
 

Neuer Ausländerrat

  Bei der Ausländerratswahl am 24. Oktober hat die Interkulturelle Liste die absolute Mehrheit errungen. Nach dem vorläufigen Endergebnis, das der Erste Bürgermeister Prof. Dr. Joachim B. Schultis bekannt gab, erhielt die Interkulturelle Liste 10.953 Stimmen (61,05 Prozent). Sie wird künftig mit 11 Sitzen im Ausländerrat vertreten sein. Für die Liste kandidierten unter anderem der bisherige Ausländerrats-Vorsitzende Memet Kiliç sowie die stellvertretenden Vorstandsmitglieder Prof. Dr. Bernard-M. Mechler und Yeo-Kyu Kang.

Auf die Multikulturelle Liste - Heidelberg entfielen 5.333 Stimmen (29,73 Prozent). Sie zieht mit 5 Sitzen in den Ausländerrat ein. Der Verein zur Unterstützung russischsprachiger Mitbürger in Deutschland - Klub "Neue Zeiten" e. V. erhielt 1.654 Stimmen (9,22 Prozent) und entsendet einen Vertreter in das siebzehn direkt gewählte Mitglieder umfassende Gremium. Wahlberechtigt waren 14.774 Personen. Die Wahlbeteiligung lag bei 9,12 Prozent. Das Endergebnis wird auf der Sitzung des Ausländerwahlausschusses am 2. November 1999 ermittelt, der ab 12 Uhr im Kleinen Rathaussaal tagt.

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Stand: 26. Oktober 1999