Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 43 · 27. Oktober 1999



V.l.: Monika Beisel, Silvia Kirsten, Heike Schorz-Roscher, Kathrin Herbstrieth, Ellen Sündermann wollen sich für ihren Stadtteil engagieren. (Foto: Rothe)

Südstadt selbstbewusst

Die Zukunftswerkstätten stellen sich vor (VII): Südstadt


Seit dem zahlreiche junge Familien in die Südstadt ziehen, wächst in dem Stadtteil ein neues Selbstbewusstsein. Die Südstadt werde oftmals mit der Weststadt oder Rohrbach zusammengefasst und nicht als eigener Stadtteil wahrgenommen, kritisieren die Frauen der Zukunftswerkstatt. Das soll jetzt anders werden.

Die jüngste Zukunftswerkstatt Heidelbergs hat im März dieses Jahres ihre Arbeit aufgenommen. Eine Fülle von Ideen, wie die Südstadt schöner, lebendiger, kinderfreundlicher und sicherer werden kann, sind inzwischen zusammengetragen. Auch hier sind es vorwiegend Mütter mit kleinen Kindern, die sich eine kommunikative Infrastruktur der "kurzen Wege" wünschen. Das Markushaus in der Rheinstraße als geographischer wie gesellschaftlicher Mittelpunkt des Stadtteils ist auch Treffpunkt der Zukunftswerkstatt Frauen. Dennoch fehle rund um den Markusplatz die nötige Infrastruktur, meinen die Frauen. Als Bindeglied zwischen Weststadt und Rohrbach gelegen, ist die Südstadt nahezu ein reines Wohngebiet. Zum Einkauf und zur Begegnung eignet sich die Rohrbacher Straße kaum: schmale Gehwege, hoher Geräuschpegel und ewig weit auseinander liegende Geschäfte werden als ungünstig empfunden. Ein Tante Emma Laden ist der Stolz des Stadtteils, aber eine Apotheke, ein Naturkostladen oder ein Café fehlen völlig.

Nicht verwunderlich, dass ein Café für die Südstadt erstes Anliegen der Zukunftswerkstatt Frauen wurde. Der Markusplatz, auf dem auch samstags Wochenmarkt abgehalten wird, scheint den Frauen wie geschaffen dafür. Wie so ein Café aussehen könnte, das präsentierte die Zukunftswerkstatt beim traditionellen Stadtteilfest in diesem Sommer. Eine Fragebogenaktion erbrachte bei dieser Gelegenheit ein begeistertes Echo unter den Südstädter/innen. Lediglich einige Anwohner/innen äußerten Bedenken. Mühsam gestalte sich hingegen die Arbeit zur Realisierung des Cafés, berichten die Frauen.

Ganz oben auf der Prioritätenskala der Zukunftswerkstatt steht ein sicherer Zugang zum Schulzentrum und dem Haus der Jugend jenseits der stillgelegten Bahnstrecke. Eine Fußgängerbrücke aus Holz würde Schulkindern und Jugendlichen den Weg entlang der stark befahrenen Römer- und Rohrbacher Straße ersparen, meinen die Frauen. Auch an Spielplätzen mangele es im Stadtteil: "Wenn wir die Spielplätze der Amerikaner nicht benutzen könnten, sähe es schlecht aus." Gern würden sie ein Südstädter Oktoberfest der Deutsch-Amerikanischen-Nachbarschaft auf dem Kirschgartenweg feiern: "Schließlich leben auf rund einer Hälfte der Südstadt Amerikaner/innen."

Jeden zweiten Mittwoch im Monat treffen sich die Frauen der Zukunftswerkstatt um 20 Uhr im Markushaus. Neue Mitarbeiterinnen sind willkommen. (doh)

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Erlebnis Umweltschutz

Jetzt anmelden für den zweiten Kinder Umwelt Kongress


Wie stark ist eigentlich der Wind, wenn er im Herbst über die Felder braust? Und: Wer weiß, wo in der Stadt Frösche, Eidechsen und Salamander ihr Zuhause haben? Diese und andere spannende Fragen zum Thema Natur- und Umweltschutz will der zweite Kinder Umwelt Kongress im Haus der Jugend vom 4. bis 6. November beantworten. Die Kinder- und Jugendförderung lädt mit vielen Kooperationspartnern Jungen und Mädchen zwischen neun und elf Jahren ein, Ökologie zum Anfassen zu erleben.

Ausgedacht und organisiert von Corinna Götz von der Ökologischen Forschungsstation und von Sophie Mauter vom Kinderbüro, wird der Kinder Umwelt Kongress unterstützt vom Amt für Umweltschutz, dem Amt für Abfallwirtschaft, dem Heidelberger Biotopschutz e.V., dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) und dem Jugendhof. Dieses Jahr geht es nicht nur einen, sondern drei Tag lang von morgens 10 bis nachmittags um 15 oder 18 Uhr um lebendige Naturerfahrung, aktiven Umweltschutz, gesunde Ernährung und Zukunftsvisionen. Gemeinsam geleitet von zwei Erwachsenen und einem Kind gibt es Workshopangebote zu sechs verschiedenen Themenbereichen. "Wir haben diesmal drei Tage Zeit zu experimentieren, zu forschen und zu werken", erläutert Corinna Götz, "so können wir mit den Kindern viel intensiver in einzelne Themen einsteigen und vielleicht auch etwas Bleibendes, etwa ein Anschauungsmodell für die Ökologische Forschungsstation zusammen ausdenken und herstellen."

Das Workshopangebot "Kraft aus Wind, Wasser und Sonne" beantwortet spielerisch Fragen zum Thema Energiegewinnung aus alternativen Energien. Verschiedene Werkangebote verdeutlichen, wie die Menschen die Kräfte der Natur sinnvoll nutzen können. Bei der "Wohnungssuche für Tiere" begeben sich die Teilnehmer/innen auf die Suche nach passenden Wohnungen für Frösche, Eidechsen und Salamander und bauen sogar einen Teich für die Reptilien. "Gibt es noch wilde Tiere in der Stadt?", fragt das Angebot "Safari in der Stadt", und gemeinsam erforschen und dokumentieren Kinder und Erwachsene versteckte Pfade und Plätze in Heidelberg. Alle Apfelfans sollten den Workshop "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm" buchen. Auf den Streuobstwiesen beim Stift Neuburg wird untersucht, was mit dem Apfel passiert, nachdem er auf der Erde gelandet ist. Vielleicht gibtís sogar einen selbst gepressten Apfelsaft. Mülldetektive kommen bei "Aktenzeichen xyz" auf ihre Kosten. Wilde Müllablagen werden aufgespürt, Menschen interviewt und Maßnahmen überlegt, wie Müllfrevlern das Handwerk gelegt werden könnte. Wer wissen möchte, was die leckere Kartoffel und der gute Obstsaft mit Marienkäfern, Florfliegen und Ohrwürmern zu tun hat, ist "Auf den Spuren von Anna Apfel und Kunibert Kohl" bestens aufgehoben. Beim Besuch von landwirtschaftlichen Betrieben, die Obst und Gemüse ökologisch produzieren, darf auch selbst Hand angelegt werden.

"Kinder machen sich schon sehr früh Gedanken um eine intakte Umwelt. Der Kongress soll sie ermutigen, ihre Meinung dazu zu äußern und ihnen vermitteln, dass sie selbst etwas für den Naturschutz tun können", umschreibt Sophie Mauter das Anliegen des Kongresses. Die Ergebnisse der Workshops werden am Samstag, 6. November, zwischen 14 und 15 Uhr allen Gästen, Eltern und den Kinderbeauftragten vorgestellt. (brö)
   
 

Anmeldung

  Fragen zum zweiten Kinder Umwelt Kongress beantworten Sophie Mauter unter Telefon (0 62 21) 58 37 99 und Corinna Götz unter Telefon (0 62 21) 16 14 82 oder (0 62 21) 60 29 26. Anmeldungen nimmt das Kinderbüro, Plöck 2a, 69 117 Heidelberg, entgegen. Die Teilnahme kostet 10 Mark, in begründeten Ausnahmefällen kann die Gebühr erlassen werden.

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Einigkeit macht stark

"Arbeitsgemeinschaft Kommunaler Arbeitsmarkt" gegründet


Einigkeit macht stark: Deshalb haben die Stadt Heidelberg, die städtische Beschäftigungsgesellschaft "Heidelberger Dienste" und der Verbund für Beschäftigung die "Arbeitsgemeinschaft Kommunaler Arbeitsmarkt" gegründet.

Die Vereinbarung wurde jetzt von Oberbürgermeisterin Beate Weber, Geschäftsführer Wolfgang Schütte von den Heidelberger Diensten und Jörg Schmidt-Rohr vom Verbund für Beschäftigung unterzeichnet.

Ziel der Arbeitsgemeinschaft ist es, die bestehenden Bemühungen um die Beschäftigung und Qualifizierung von Sozialhilfeempfängern und Langzeitarbeitslosen weiter zu verstärken. Denn, so Oberbürgermeisterin Weber in einem Pressegespräch: "Ohne Hilfe ist es kaum noch möglich, dass jemand, der aus dem Arbeitsmarkt gefallen sind, dort wieder Fuß fasst." Die Arbeitsgemeinschaft will für die am Arbeitsmarkt benachteiligten Menschen Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen und mit neuen Konzepten den Übergang zu einem Dauerarbeitsplatz erleichtern.

Schon Ende 1991 hatte die Stadt Heidelberg mit dem Verbund für Beschäftigung eine Vereinbarung zur Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen und Sozialhilfeempfängern geschlossen. Im Mai 1992 folgte im Rahmen des "Heidelberger Modells" auch die Zusammenarbeit mit den Heidelberger Diensten. Die Erfahrungen der zurückliegenden Jahren und die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt legten eine Bündelung der Kräfte nahe, damit die Hilfe auch in Zukunft greifen kann.

Die bisherige Zusammenarbeit wird mit der Unterzeichnung der Vereinbarung neu strukturiert und konkreter beschrieben. Und was ebenfalls sehr wichtig ist: Bei gemeinsamen Projekten kann die Arbeitsgemeinschaft künftig auch als Antragsgemeinschaft bei der Bewerbung um Zuschüsse auftreten und die Chancen der Förderung durch Land, Bund und Europäische Union verbessern.

Die Arbeitsgemeinschaft strebt eine enge Zusammenarbeit mit allen Verantwortlichen an, die sich mit dem Thema Arbeit und Qualifizierung befassen. Arbeitsamt, Industrie- und Handelskammer und Gewerkschaften sind wichtige Partner bei der bei der Entwicklung eines Gesamtkonzepts, das die konkreten Heidelberger Bedingungen berücksichtigt.

Mit ihren Aktivitäten hilft die neugegründete Arbeitsgemeinschaft zum einen den Menschen, über eine Arbeit wieder Eigenständigkeit zu erlangen und Selbstvertrauen zu gewinnen. Zum anderen verringert sie die Folgekosten der Langzeitarbeitslosigkeit und Abhängigkeit von Sozialhilfe. Dazu nannte die Oberbürgermeisterin konkrete Zahlen: Für die Eingliederung von Langzeitarbeitlosen hat die Stadt Heidelberg bisher rund drei Millionen Mark Lohnkostenzuschüsse gezahlt, aber im Gegenzug durch das Ausscheiden dieser Personen aus der Sozialhilfe rund 5,7 Millionen Mark gespart. (br/neu)

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Stand: 26. Oktober 1999