Kinder und Kultur

Ausgabe Nr. 43· 15. Oktober 2003



Günther Beelitz
Im Zeichen der Romantik

Zum Start in die Jubiläumsspielzeit ein Stadtblatt-Interview mit Günther Beelitz

Vor 150 Jahren öffnete das Heidelberger Theater erstmals seine Pforten. Eine Gruppe kulturinteressierter Bürger hatte mit Initiativen und Spendenaufrufen erfolgreich für ein eigenes Theater in ihrer Stadt geworben. Aus Anlass des Theaterjubiläums sprach das Heidelberger STADTBLATT mit Intendant Günther Beelitz.

Stadtblatt: Mit dem 150-jährigen Bestehen des Theaters feiern Sie auch 200 Jahre Romantik in Heidelberg?

Günther Beelitz: In der Jubiläumsspielzeit feiern wir die in Heidelberg beheimatete Bewegung der Romantik. Alle großen Romantiker sind hier vorbeigekommen und haben Heidelberg besungen oder haben hier gearbeitet. Dadurch ist natürlich ein ganz wunderbarer Fundus an romantischer Literatur entstanden. Nachdem wir wussten, dass wir die für das Jubiläum vorgesehenen Sondermittel nicht zur Verfügung haben würden, haben wir uns vorgenommen die Jubiläumsspielzeit inhaltlich auszurichten und den historischen Begriff der Romantik weiterzuspinnen bis heute. Das hat Niederschlag gefunden in allen Sparten, in der Oper mit dem „Tannhäuser“, eine der großen deutschen romantischen Opern und im Schauspiel unter anderem mit einem romantischen Salon „Kinder der Sehnsucht“.

Stadtblatt: Aber die Eröffnungspremiere wird kein Stück aus der Romantik sein?

Beelitz: Mit „Die Braut von Messina“ wurde das Heidelberger Theater im Oktober 1853 eröffnet. Und da es ein sehr selten gespieltes Stück von Schiller ist, mit wohl den schönsten Chor-Partien in deutscher Sprache, noch dazu mit einem großen antiken Stoff, haben wir uns entschlossen, es zur festlichen Eröffnung der Jubiläumsspielzeit herauszubringen.
Am 25. Oktober feiern wir das Jubiläum mit einem Festakt für geladene Gäste aus Politik, Kultur und Wirtschaft mit einer ersten Aufführung der „Braut von Messina“. Dazu werden wir ein kleines Rahmenprogramm mit Ausschnitten aus unserem aktuellen Spielplan und von zum Teil sogar noch in Proben befindlichen Stücken zusammenstellen, an dem alle vier Sparten mitwirken. Wichtig ist mir in dieser schwierigen Zeit, dass möglichst viele kommunalpolitisch Verantwortliche kommen, um sozusagen die Interessen des Theaters vertreten zu können. Und im kommenden Frühjahr werden wir dann einen „Tag der offenen Tür“ für die Allgemeinheit veranstalten, wo wir das Haus gänzlich öffnen und auch Programm machen, ähnlich wie bei dem Festakt.

Stadtblatt: Sie hatten ja schon verraten, dass Sie für die Jubiläumsspielzeit einen prominenten Gastregisseur, dessen Karriere in Heidelberg begonnen hat, gewinnen konnten. Wer wird das sein?

Beelitz: Ursprünglich hatten wir vor, ein Wiedersehen mit mehreren ehemaligen Heidelberger Regisseuren, die inzwischen zur ersten Garde im deutschsprachigen Theater gehören, zu ermöglichen. Ich hatte gehofft, Jossi Wieler, Hans Neuenfels, Uli Becker und David Mouchtar-Samorai einladen zu können. Das wurde durch die Sparzwänge sehr früh unmöglich. Aber David Mouchtar-Samorai wird kommen. Er war übrigens von all denen am längsten hier und hatte seine wesentlichen großen Anfangserfolge noch in Heidelberg. Er hat uns vorgeschlagen, eine Art Gesamtspektakel zu inszenieren und zwar „Das Vergnügen verrückt zu sein“ von Eduardo de Filippo. Das ist sicherlich der große Theatermann des 20. Jahrhunderts in Italien, er verkörpert den Gaukler, Schauspieler und Autor in einem. Wir dachten, dass man mit diesem Augenzwinkern dann die Spielzeit beenden sollte. Die Premiere wird am 10. Juli sein.

Stadtblatt: Sie haben einmal gesagt, Sie würden gerne zum Jubiläum einen Verein der Freunde und Förderer des Heidelberger Theaters gründen.

Beelitz: Das wollte ich, aber ich glaube, dass das jetzt eigentlich mein Nachfolger tun muss. Weil das jemand machen muss, der sozusagen die Leute gleich mit ’rein nimmt. Ich habe es immer sehr bedauert, dass es so einen Verein am Heidelberger Theater nicht gibt. Es ist im Übrigen das einzige Theater, das ich bisher geleitet habe, ohne einen Freundes- und Förderkreis, mit dem man, das weiß ich aus Erfahrung, vieles bewegen kann. Ich glaube, dass so etwas identitätsstiftend für ein Theater in einer Stadt dieser Größenordnung ist. doh

Die Premiere von „Die Braut von Messina“ ist am Sonntag, 26. Oktober, um 19.30 Uhr im Theater der Stadt. Weitere Vorstellungen sind am Mittwoch, 29. Oktober, sowie am 7., 10., 13., 16. und 21. November. Karten für das Drama von Friedrich Schiller in der Inszenierung von Wolfgang Maria Bauer gibt es bei Heidelberg Ticket unter Telefon 58-2000.

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Aus Dresden kommt „Pelmeni“, ein Stück von Vladimir Sorokin an den Neckar.
Theatertage der freien Gruppen

Verleihung des 7. Heidelberger Theaterpreises

Im Herbst wird Heidelberg wieder zum Treffpunkt der freien Theater-Szene. Vom 28. Oktober bis zum 2. November treten Ensembles aus der ganzen Republik zum Wettbewerb um den Wanderpokal „Heidelberger Puck“ an.

Eröffnet werden die Theatertage 2003 am Dienstag, 28. Oktober, um 19 Uhr im TiKK-Theater im Karlstorbahnhof. Anschließend um 20 Uhr präsentieren Uwe von Trotha (Rezitation) und Wilfried Sahm (Musik) „Die lasterhaften Balladen und Lieder des Francois Villon“ im Großen Saal. In den folgenden Tagen sind insgesamt zehn freie Theater-Ensembles aus Ost- und Westdeutschland im TiKK-Theater und im Romanischen Keller zu erleben.

Darunter das Ensemble TiG7 aus Mannheim, das mit seinem Stück „Blood, Sex + Fear“ ein Kaleidoskop großstädtischen Lebens aus Textfragmenten junger, zeitgenössischer Literatur entwirft. Die Studiobühne aus Köln bringt mit Gesine Danckwarts Stück „Girlsnight (out)“ modernes Theater zwischen Phantasie und Wahnsinn auf die Bühne. Aus Dresden sind gleich zwei freie Ensembles angereist: die Komödiantencompagnie mit „Pelmeni“, einer bitterbösen Parabel auf die derzeitige russische Gesellschaft und das „Panische Nottheater“ mit „Fast Food Classics“.
Neu in diesem Jahr ist „Open Stage“, ein Theaterfest für alle Teilnehmer, Freunde und Gäste, mit einer offenen Bühne, auf der alle mal zeigen können, was in ihnen steckt. Über die Abendveranstaltungen hinaus finden während der Theatertage Workshops in den Bereichen Stimmbildung, Improvisationstheater und Figurendarstellung statt.
Mit der Verleihung des „Heidelberger Puck“ und einer Abschlussfeier klingen die Theatertage 2003 am 2. November aus. Der Theaterpreis ist mit insgesamt 1.500 Euro und zehn Auftrittstagen im TiKK-Theater dotiert und wurde in diesem Jahr zum vierten Mal bundesweit ausgeschrieben. Vergeben wird je ein Preis für die beste Amateur- und die beste professionelle Produktion sowie ein Publikumspreis. Ausführliche Programminformationen im Internet unter www.karlstorbahnhof.de. Kartenreservierungen unter Telefon 9789-14.


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17. Schülertheatertage
Vom 25. bis 31. Oktober gehen die 17. Schülertheatertage über die Bühnen des Zwinger 3 und des Werkraumtheaters. Acht Schultheater-Ensembles aus Heidelberg und Umgebung sowie der Jugend-Club des Kinder- und Jugendtheaters präsentieren dann ihre neuesten Produktionen. Als einzige Grundschule ist die Tiefburgschule aus Handschuhsheim mit dem Stück „Die erstaunliche Errettung der Prinzessin Minerelle“ für Kinder ab 7 Jahren vertreten. Alle anderen Stücke richten sich an junge Leute von 12 bis 19 Jahren. Die Schülertheatertage starten am Samstag, 25. Oktober, um 18 Uhr mit einer Eröffnungsrevue aller beteiligten Gruppen mit kurzen Ausschnitten aus ihren Stücken. Im Rahmen der Theatertage werden am 25. und 26. Oktober Workshops zu Improvisation, Streetdance, Graffiti, Figurenentwicklung und szenischer Interpretation sowie Journalismus angeboten. Die Teilnahme an den Workshops ist kostenlos. Anmeldung und Information unter 58-3550. Einzelkarten gibt es bei Heidelberg Ticket unter Telefon 58-200.

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Stand: 21. Oktober 2003