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Ausgabe Nr. 43 · 24. Oktober 2001 |
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Bernhard Bentgens |
"Schöner lügen" mit Chansons |
Zwischen Kabarett und Poesie ñ Das neue deutsche Chanson-Fest Frech, frivol, augenzwinkernd und ernsthaft geht es zu, wenn der Verein "Festival der Lieder" gemeinsam mit dem Kulturfenster das erste "neue deutsche Chanson-Fest" in Heidelberg ausruft. Vom 26. Oktober bis zum 11. November werden im Kulturfenster und in der Klingenteichhalle mit Witz und Charme "ganz normale Beziehungskisten" unter die Lupe genommen. Ein STADTBLATT-Gespräch mit Initiator Bernhard Bentgens. STADTBLATT: Wie ist die Idee zu dem Chanson-Fest entstanden? Bernhard Bentgens: Die Idee "Chanson-Fest" steht in einem größeren Zusammenhang. Ich habe einen Traum und zwar ein großes Festival der Lieder, in dem ich alle Gattungen aus dem Genre "Lied" miteinander in Beziehung bringen möchte. Ganz alt, ganz neu, ganz anspruchsvoll, avantgardistisch, Tingeltangel und Romantik will ich nebeneinander setzen, möglichst in einem Konzert. Zunächst jedoch beginnen wir mit einer Bestandsaufnahme des neuen deutschen Chanson. Was kennzeichnet "neue deutsche Chansons"? Bentgens: Lieder, die einem gewissen Anspruch gerecht werden und deshalb nicht nur einfach Lied genannt werden, heißen heutzutage Chanson. Was ist das für ein Anspruch? Bentgens: Das ist ein Riesenthema. Viele Menschen halten den Begriff Chanson für opportunistisch. Im Moment ist dieser völlig veraltete, verstaubte Begriff "in". Wenn die Leute "Chanson" zu meinen Liedern sagen dürfen, dann verkauft sich das. Das lässt sich gut am Beispiel "Liedermacher" belegen. "Liedermacher" ist heute fast ein Schimpfwort, aber es ist eigentlich das gleiche wie ein Chanson-Komponist. Das ist zwar kein Etiketten-Schwindel, aber ein Etiketten-Benutzen. Das wird auch Thema der Podiumsdiskussion am Abend vor dem Abschlussfest sein. Sie trägt den vieldeutigen Titel "Neu? Deutsch? Chanson? Schön (schon) gelogen?" Wie ist es zu dem provokanten Titel "Schöner lügen" gekommen? Bentgens: Die Vieldeutigkeit des Titels hat uns gefallen. Erstens mal ist das augenzwinkernd gemeint, es ist ein Wortspiel. "Schöner lügen" ist auch eine Umschreibung für Poesie und Lyrik. Es bedeutet, dass man sich selber und dem Publikum etwas vorspielt und, dass es Spaß macht sich wiederzuerkennen. Man kann das auch als eine Metapher nehmen für künstlerische Überhöhung. Viele bekannte Namen stehen auf dem Programm. Sind auch Newcomer dabei? Bentgens: Sven Ratzke ist mit seinen 25 Jahren ein absoluter Newcomer. Er ist so etwas wie ein neuer Tim Fischer, wirklich eine große Sängerpersönlichkeit. Weil er auch Lieder selber schreibt, passt er sehr gut dazu. Dann haben wir "Wenzel" eingeladen, der zu den hervorragenden ostdeutschen Künstlern gehört. Er schreibt fantastische Stücke und ist für das hiesige Publikum eine Entdeckung. Dann sind viele dabei mit einem bunt gemischten Programm wie "queen bee", das Frauenpower-Duo aus dem hohen Norden, oder Annette Postel, eine extrem vielseitige Sängerin mit Erfahrungen aus Oper und Musical oder "Betancor", die mancher noch als "Popette" kennt. Sie macht alles selbst, völlig verrückte Sachen, so was hat man hier noch nicht gehört. Auch aus der Berliner Szene sind einige dabei wie Tanja Ries und Herr Nilsson. Meine absolute Favoritin ist Tina Teubner. Und schließlich wollen wir das Programm mit Freunden abrunden, die hier bekannt und beliebt sind und immer wieder neue Sachen machen wie Thommie Bayer. Und eben Joana, die viele Ideen zu dem Fest beigesteuert hat und die tollste Kollegin überhaupt ist. Wir versammeln hier also die Creme de la creme des deutschen Chansons. Sie sind selbst mit einem neuen Programm dabei? Bentgens: Zusammen mit meiner Band gebe ich Kostproben aus unserem neuen Programm "Hallo Zukunft". Das ist für mich eine tolle Gelegenheit, den Bentgens zu präsentieren, wie man ihn vom "Zungenschlag" noch nicht kennt. Außerdem werde ich etwas ganz Neues zeigen: Ich erweise den Kollegen, die nicht kommen konnten, wollten oder durften, die Ehre, und singe jeweils eines ihrer Lieder. |
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