Umwelt

Ausgabe Nr. 41 · 13. Oktober 1999

Aus Faulgas wird Ökostrom

Stadtwerke errichten ein Blockheizkraftwerk im Wieblinger Klärwerk


Ein Abfallprodukt erhält eine späte Aufwertung: Voraussichtlich ab Mitte 2000 wird ein Blockheizkraftwerk (BHKW) Klärgas aus der Abwasserreinigung des Abwasserzweckverbandes (AZV) in Wärme und Strom umwandeln.

Zur Unterzeichnung eines entsprechenden Vertrags trafen sich Anfang Oktober der Vorsitzende des Abwasserzweckverbandes (AZV) und Erste Bürgermeister, Prof. Dr. Joachim B. Schultis, und die Vorstände der Stadtwerke Heidelberg AG (SWH), Dr. Gerhard Himmele und Heinz Knoll. Die SWH finanziert, baut und betreibt das BHKW. Der Vertrag hat eine Laufzeit von 15 Jahren.
Klärgas entsteht bei den natürlichen Gärprozessen in den Faultürmen der Kläranlage des AZV in Wieblingen. Bisher wurde ein Teil des Klär- oder Biogases vom Klärwerk selbst verwendet, ein anderer Teil wurde über eine Leitung direkt zum Heizwerk im Pfaffengrund geleitet. Der Rest wurde ungenutzt abgefackelt.
In Zukunft wird ein Blockheizkraftwerk vor Ort das Klärgas komplett zu Wärme und Strom veredeln. "Pro Jahr werden 2,1 Millionen Kubikmeter und ab 2001 drei Millionen Kubikmeter Faulgas verarbeitet", erklärte Prof. Schultis bei der Vertragsunterzeichnung. Mit der Abwärme werden die Faultürme und das Betriebsgebäude des AZV beheizt. Der Strom fließt in das Versorgungsnetz der Stadtwerke. Das Kraftwerk erzeugt etwa 700 Kilowatt thermische Leistung und 500 Kilowatt elektrische Leistung. Schultis und Knoll betonten, dass die Kooperation zwischen AZV und SWH ein wichtiger Beitrag zur optimalen Ausnutzung regenerativer Energie sei und zur Verringerung des Treibhausgases Kohlendioxid beitrage. Blockheizkraftwerke haben wegen ihrer gleichzeitigen Erzeugung von Strom und Wärme, der so genannten Kraft-Wärme-Kopplung, einen besonders hohen Wirkungsgrad.

Wer auf seinen normalen Strompreis einen Zuschlag von sieben Pfennig pro Kilowattstunde bezahlt - der so genannte Heidelberger Ökotarif - erhält seine Energie ausschließlich aus Sonne, Wasser und regenerativen Quellen wie dem Klärgas-BHKW. Im Jahr 2001 können die Stadtwerke nach einer Rechnung von Vorstand Heinz Knoll 6.000 Kunden mit durchschnittlichem Stromverbrauch mit selbst erzeugtem Ökostrom versorgen. Das sind 1,7 Prozent der gesamten von der SWH verteilten Strommenge.

1,7 Millionen Mark investiert die SWH in den Bau des Kraftwerks. Das städtische Unternehmen betreibt bereits mehrere Erdgas-BHKWs: Eines sorgt im Hallenbad Köpfel für Strom und Wärme, ein anderes in der neuen Siedlung auf dem Gelände der Stadtgärtnerei und ein drittes in der Olympiahalle in Nußloch.

Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



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Stand: 12. Oktober 1999