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Ausgabe Nr. 41 · 10. Oktober 2001 |
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"Die Region zum führenden Gesundheitsanbieter machen" |
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Gespräch mit ROV-Verbandsdirektor Christian Specht: "Wir wollen die Region
an der Spitze der Nachhaltigkeitsbewegung haben" Ass. jur. Christian Specht steht seit dem 1. Januar dieses Jahres als Verbandsdirektor an der Spitze der gemeinsamen Verwaltung des Raumordnungsverbandes (ROV) Rhein-Neckar sowie des Regionalverbandes Unterer Neckar und ist gleichzeitig Leitender Planer der Planungsgemeinschaft Rheinpfalz. Dass drei regionale Strukturen ein und denselben Leiter haben, ist eine personelle Klammer, die die Harmonisierung von Planungen im Rhein-Neckar-Dreieck gewährleisten soll - angesichts der Tatsache, dass drei Bundesländer berührt sind, keine leichte Aufgabe. STADTBLATT-Redakteur Dr. Bert-Olaf Rieck sprach mit Christian Specht in der Mannheimer ROV-Geschäftsstelle. STADTBLATT: Wenn ich jetzt da unten in der Fußgängerzone spontan eine Befragung machen würde: Wie viele Menschen könnten mit den Begriffen Raumordnungsverband, Regionalverband oder Planungsgemeinschaft etwas anfangen? Christian Specht: Das ist natürlich eine Frage, die uns immer in Schwierigkeiten bringt, weil wir bei unserer Arbeit grundsätzlich nicht unmittelbar mit dem Bürger in Kontakt kommen. Was wir für die Menschen dieser Region tun, erlebt der Bürger zwar unmittelbar, zum Beispiel wo ein Gewerbegebiet entsteht, wie sich der Verkehrslärm in seiner Nachbarschaft entwickelt, wie sich das Arbeitsplatzangebot entwickelt. Aber unsere primäre Zielgruppe sind die Gemeinden und die Fachbehörden, so dass uns der Bürger in den seltensten Fällen wahrnimmt. Es gibt Ausnahmen, zum Beispiel bei der ICE-Trassenplanung, da werden wir unmittelbar aktiv. Wir machen eigene Vorschläge und kommen dann mit Menschen und zum Beispiel Bürgerinitiativen vor Ort in Kontakt. STADTBLATT: Wie kommt es zu dieser Personalunion, der Leitung von drei verschiedenen Strukturen? Christian Specht: Vor dreißig Jahren haben unsere Vorväter gesagt: Damit es in diesem Dreiländerraum überhaupt zu einer einheitlichen Planung kommt, sind wir formal gezwungen, unterschiedliche Verbände zu haben. Denn die Landesgesetzgeber waren aus politischen Gründen nicht bereit, in diesem Raum eine gemeinsame Landesplanung zu etablieren. Man hat sich dann gefragt, was kann man trotz dieser Abgrenzung gemeinschaftlich tun? Das hat zur Schaffung einer "Einheitsverwaltung in den Personen" geführt. Das heißt, der Verbandsdirektor des Raumordnungsverbandes ist in Personalunion der Verbandsdirektor des Regionalverbandes und der Leitende Planer der Planungsgemeinschaft Rheinpfalz. Dies war der Wille in der Region. Dadurch wird Kontinuität und eine inhaltlich über drei Länder abgestimmte Planung gewährleistet. Wir versuchen, die Unterschiede, die sich aus den drei Landesgesetzgebungen und den drei sehr unterschiedlichen Landesentwicklungsvorstellungen ergeben, im Rahmen unserer Möglichkeiten für diesen Verdichtungsraum zu harmonisieren. STADTBLATT: Was wäre heute anders, wenn es diese regionale Zusammenarbeit über drei Jahrzehnte nicht gegeben hätte? Christian Specht: Wir hätten nicht vor wenigen Wochen die S-Bahn Rhein-Neckar gefeiert, es gäbe keinen Verkehrsverbund, es gäbe in der Region mit großer Sicherheit zwei oder drei weitere Müllverbrennungsanlagen. Im Bereich der Abfallwirtschaft hat man eine klare Aufgabenteilung getroffen: Wer deponiert, wer verbrennt und so weiter. Sie sehen, dort wo man uns diese Kompetenz gegeben hat, hat die Aufgaben-/Funktionsverteilung geklappt. In anderen Bereichen, im Bereich der Kultur oder auch der Wirtschaftsförderung ist dies nicht der Fall. Da gibt es noch viele kommunale Egoismen. STADTBLATT: Wie hätte man sich das auf dem Kultursektor vorzustellen? Christian Specht: Dass man zum Beispiel frühzeitig das Filmfestival Mannheim-Heidelberg so entwickelt, dass es überhaupt keine Chance mehr gibt, in Stuttgart über ein zweites Landesfilmfestival in Ludwigsburg nachzudenken. Wir haben einige kulturelle Highlights von nationaler beziehungsweise internationaler Bedeutung in der Region, deren Stärken müssen wir stärken. Das wäre ein wichtiger Punkt. STADTBLATT: Wo liegt zurzeit Ihr aktueller Arbeitsschwerpunkt? Christian Specht: Der aktuelle Schwerpunkt ist ganz sicher die ICE-Planung, also die Anbindung des gesamten Raumes an den europäischen Fernverkehr. Das betrifft natürlich auch die Einbindung von Heidelberg. STADTBLATT: Gibt es hier eine Konkurrenz zwischen den beiden Städten Mannheim und Heidelberg um den ICE? Christian Specht: Einen unmittelbaren Zusammenhang in der Weise, dass ein Ausbau des ICE-Knotens und die Führung aller Verkehre über den Knoten Mannheim zu einer Schädigung Heidelbergs führt, gibt es nicht. Im Gegenteil, es ist sogar denkbar, dass - je mehr ICE-Verkehr von der Neubautrasse über Mannheim läuft - andere Verkehre, also zum Beispiel IC-Linien, verstärkt über Heidelberg geführt werden. STADTBLATT: Aber doch wohl keine ICE-Linie? Christian Specht: Voraussichtlich nicht in großem Umfang, aber die eine oder andere ICE-Linie könnte durchaus auch über Heidelberg geführt werden. Es müssen nicht alle in Mannheim verknüpft werden. Es kann auch so sein, dass man beide Halte ansteuert. Heidelberg hat immer eine große Nachfrage nach Fernverkehr. Kein Unternehmen, auch nicht die Deutsche Bahn AG, wird an dieser Nachfrage vorbeifahren. STADTBLATT: Gibt es weitere Schwerpunkte? Christian Specht: Ein wichtiger Punkt ist die Weiterentwicklung von regionalen Clustern, zum Beispiel Biotechnologie und Medizintechnik. Es ist unser Ziel, die Region zum führenden Gesundheitsanbieter europaweit, wenn nicht weltweit zu machen, und da ist natürlich Heidelberg im Zentrum unserer Bemühungen. Es geht hier nicht nur um hoch qualifizierte Arbeitsplätze, sondern es geht um die gesamte Kette der Wertschöpfung aus dem Gesundheitswesen, also von der Ausbildung der Krankenschwestern bis zur Entwicklung neuer Lasertechniken. Das ist der Spannungsbogen. Ein weiterer großer Bereich ist der Landschaftspark Rhein-Neckar-Pfalz. Standortqualität heißt heute auch Freiraumsicherung. In Zukunft werden wir den Wettbewerb um die Köpfe nur dann bestehen, wenn wir neben attraktiven Arbeitsplätzen und Verdienstmöglichkeiten auch ein großes Potenzial an weichen Standortfaktoren vorhalten. Ein Trumpf, den wir hier haben, ist das landschaftliche Potenzial. Die Idee ist, große zusammenhängende Freiräume zu sichern und die beiden natürlichen Erholungsräume, den Odenwald mit seinem Naturpark Neckartal über eine grüne Brücke gedanklich zusammenzubringen mit dem Biosphärenreservat des Pfälzer Waldes. Also ähnlich wie bei der S-Bahn, wo wir jetzt eine Brücke über den Rhein gebaut haben, auch hier eine "grüne Brücke". Der Landschaftspark soll aber gleichzeitig dazu dienen, Flächen zu sichern, damit den Gemeinden Entwicklungsspielräume bleiben. Dies ist eine der spannendsten Aufgaben, an der sich die Zukunft der Region zeigen wird. Ob es nämlich gelingt, Eingriffe in die Natur, die man - da wir im Verdichtungsraum sind - innerhalb der Gemeinde nicht mehr ausgleichen kann, regional auszugleichen. STADTBLATT: Sie haben mal gesagt: "Irgendwann wird die Region da ankommen, wo wir sie hinhaben wollen." Wo soll sie denn hin? Christian Specht: Wir wollen sie an der Spitze der Nachhaltigkeitsbewegung haben. Nachhaltigkeit in diesem Sinne bedeutet: ökonomisch an der Spitze, sozial ausgewogen, und ökologisch lebenswert. Für diesen Dreiklang, glauben wir, sind der Regionalverband, die Regionalplanung und die Raumordnung insgesamt prädestiniert. Deshalb glauben wir an die Zukunft unserer Einrichtung. |
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Der Raumordnungsverband Rhein-Neckar |
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Zum Raumordungsverband gehören die Städte Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg sowie der Rhein-Neckar-Kreis, die Städte Frankenthal, Ludwigshafen, Neustadt, Speyer und Worms, die Landkreise Bad Dürkheim, Ludwigshafen und der Kreis Bergstraße. Das Gesamtgebiet umfasst rund 3325 Quadratkilometer mit über 1,9 Millionen Einwohnern. Aufgaben des Raumordnungsverbandes sind unter anderem die Aufstellung eines Raumordnungsplanes als Rahmen für die Planung im Verbandsgebiet oder die Koordinierung von Aktivitäten in den Bereichen Wirtschaftsförderung, integrierte Verkehrsplanung, Optimierung der Abfallwirtschaft oder Realisierung von Wohnungs- und Gewerbegebieten. Konkret arbeitet der Verband beispielsweise an Stärkung und Ausbau des ICE-Knotens in Mannheim, am Hochwasserschutz in der Region, an der Konzeption eines regionalen Landschaftsparks, an der Verknüpfung von Siedlungsflächen und Verkehrsachsen oder auch an der Solarregion Rhein-Neckar. | |
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