Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 41 · 10. Oktober 2001

Heiligenberg zum Anfassen

Neues Bronzemodell: Attraktion und Orientierungshilfe - Waldschenke freut sich auf Gäste


Ein Geheimtipp ist das schon lange nicht mehr: Wer sein Interesse an der Geschichte mit dem Vergnügen einer Bergwanderung oder eines Waldspazierganges verbinden möchte, weiß, dass dazu der Heiligenberg die beste Gelegenheit bietet.

Auf der 440 Meter hohen Erhebung über dem nördlichen Neckarufer gegenüber der Heidelberger Altstadt haben Kelten, Römer, Merowinger, Mönche des Mittelalters und schließlich auch noch die Nationalsozialisten ihre Spuren hinterlassen.

Zu den großartigen Sehenswürdigkeiten des Heiligenbergs gehören das Heidenloch, dessen Ursprung die Geschichtsforscher vor ein Rätsel stellt, die Ruinen des Michaelklosters und des Stephanklosters, deren Grundrisse nach den Restaurierungen in den vergangenen Jahrzehnten wieder deutlich erkennbar sind, und auch die 1934/35 angelegte Thingstätte.

Wer von dem 1885 errichteten Aussichtsturm beim Stephankloster (aus dessen Seinen er gebaut wurde) über das Neckartal blickt, sieht auf der gegenüber liegenden Seite das Schloss und die Altstadt und hat damit einen ganz anderen Teil der Heidelberger Geschichte vor Augen.

Was die Archäologen aber wohl am meisten am Heiligenberg fasziniert, ist seine keltische Vergangenheit. In den fünf Jahrhunderten vor Beginn unserer Zeitrechnung errichteten die Kelten auf dem Heiligenberg eine stadtähnliche Höhensiedlung und sicherten sie durch zwei Ringwälle. Sie wurden nach dem Rückzug der Kelten aus dieser Region noch von den Römern und den Alemannen genutzt.

Der vorchristlichen Epoche ist der Keltenweg um den Berggipfel gewidmet. Die mit finanzieller Unterstützung der Schutzgemeinschaft Heiligenberg aufgestellten Schautafeln versuchen Einblicke in die damalige Zeit zu vermitteln und weisen auch auf die Ringwälle hin, deren Verlauf im bewaldeten Gelände für das archäologisch nicht geübte Auge allerdings kaum zu verfolgen ist.

Deutlich erkennbar sind die keltischern Wälle hingegen auf dem neuen großen Bronzemodell des Heiligenberges, das am 9. September, dem Tag des offenen Denkmals, von Oberbürgermeisterin Beate Weber am Rande des großen Parkplatzes auf dem Heiligenberg (zwischen Stephankloster und Gaststätte "Waldschenke") enthüllt wurde. Dieser "Heiligenberg zum Anfassen" misst etwa zwei mal drei Meter.

Das Bronzerelief entstand in Zusammenarbeit des Kurpfälzischen Museums mit dem Landesdenkmalamt und wurde ebenfalls von der Schutzgemeinschaft Heiligenberg finanziert. Es verdeutlicht, warum die Menschen in früheren Zeiten vorzugsweise auf Bergen siedelten: Berge boten Schutz und man konnte sie befestigen.

In den zurückliegenden eineinhalb Jahren sah der Heiligenberg weit weniger Besucher als sonst. Der Grund dafür lag im Tal. Genauer: in der Mühltalstraße und Dossenheimer Landstraße im Stadtteil Handschuhsheim. Die dortige Großbaustelle war für weniger Ortskundige nicht leicht zu umfahren.

Den Kulturdenkmälern mag das nicht geschadet haben, für die Gaststätte "Waldschenke", die sich den Heiligenberg-Besuchern nach deren Waldspaziergang durch die Geschichte als Platz zur gemütlichen Einkehr anbietet, waren die Bauarbeiten im Tal allerdings eine lange Durststrecke.

Oberbürgermeisterin Beate Weber dankte deshalb bei der Einweihung des Heiligenberg-Modells den Betreibern der Waldschenke für deren "Langmut in der Zeit der Bauarbeiten". Inzwischen ist die Durchfahrt durch Handschuhsheim wieder frei. Ein sonniger Herbst wird vermutlich noch viele Besucher auf den Heiligenberg locken und sicherlich auch in die Waldschenke. (br.)

  Zum Seitenanfang



Der Heidelberger Architekt Henning Dannenberg (Mitte) war gleich nach der Wende einer der ersten, die Baustoff- und Dachziegellieferungen für Bautzen organisierten. In Bautzen überreichte er jetzt an Oberbürgermeister Christian Schramm (links) und Ersten Bürgermeister Prof. Dr. Raban von der Malsburg (rechts) eine Dokumentation der Heidelberger Aktivitäten zur Unterstützung der sächsischen Partnerstadt. (Foto: Schmitt)

Bautzen-Heidelberg: 10 Jahre Partner

Rückblick und Ausblick während einer Gesprächsrunde am Tag der Deutschen Einheit in Bautzen


Die Städtepartnerschaft zwischen Heidelberg und Bautzen entstand - wie auch etwa 1.100 andere deutsch-deutsche Partnerschaften - in einer stürmischen Phase direkt nach dem Fall der Mauer. In dieser Zeit waren diese Partnerschaften von viel Begeisterung und Kreativität getragen. Da alle ostdeutschen Kommunen auf die Hilfe ihrer westdeutschen Partner angewiesen waren, entwickelten sich viele unterschiedliche Aktivitäten und gemeinsame Projekte.

Die personelle und finanzielle Unterstützung Heidelbergs beschränkte sich daher auch nicht auf die Verwaltung. Es gab viele eigenständige Aufbauhilfen z.B. durch AOK, Arbeitsamt, Baugenossenschaften, Berufsfortbildungswerk, DGB, Finanzamt, Forstverwaltung, Haus und Grund, Hotel- und Gaststättenverband, IHK, Kirchen, Kreishandwerkerschaft, Kulturgruppen, Mieterverein, Sportkreis, Stadtjugendring, Stadtwerke, Volkshochschulen. Die finanzielle Unterstützung der Stadt Heidelberg, die für eine Vielzahl von Projekten (Jugendarbeit, Frauenhaus, Sport u.a.) vom Gemeinderat beschlossen wurde, belief sich auf insgesamt fast vier Millionen Mark.

Insbesondere im Bereich der Jugendbegegnungen wurden wichtige Akzente gesetzt: Durch "Vernetzung" der Partnerstädte konnten Jugendliche aus den Heidelberger Partnerstädten ihre Altersgenossen aus den Bautzener Partnerstädten kennen lernen. Es wurden Sprachreisen nach Cambridge und Montpellier angeboten, sowie internationale Ökoseminare.

Begonnen hatten die Kontakte Anfang Januar 1990, als Vertreter des Stadtjugendrings unter der Leitung von Gerhard Schäfer nach Bautzen reisten. Bereits im Februar 1990 folgten Vertreter der Heidelberger Parteien und des Gemeinderates, um erste Gespräche über eine Städtepartnerschaft zu führen. Es begann eine breite Unterstützungsaktion, die zunächst von einer "Arbeitsgemeinschaft Bautzen" in Heidelberg koordiniert wurde.

Im September 1990 wurde der "Gesprächskreis Bautzen" im Heidelberger Rathaus gegründet: Er übernahm fortan die Koordination der Aktivitäten für Bautzen. Im Juni und September 1991 unterzeichneten die beiden neugewählten OB Beate Weber und Christian Schramm den offiziellen Partnerschaftsvertrag.

Besondere Unterstützung brauchte die Stadtverwaltung Bautzen: 40 Jahre zentralistisch gesteuert ließ sie sich halt nicht von heute auf morgen von Grund auf "umkrempeln". Es bedurfte der aktiven Mithilfe von 200 städtischen Mitarbeiter/innen.

Und dann war da noch die Sanierung der Bautzener Altstadt. Nachdem Heidelberg die Sanierung eines maroden Wohnhauses in der Heringstraße tatkräftig unterstützt hatte (daher heute "Heidelberg-Haus" genannt), ging die Altstadtsanierung zügig voran.

Heute, zehn Jahre nach der Wiedervereinigung, ist die Altstadt von Bautzen dank des bewundernswerten Willens der Menschen zu einem echten Kleinod geworden. Die Partnerschaft aber hat sich verändert. Die direkte amtliche und bürgerschaftliche Hilfe ist nicht mehr notwendig. Die kommunalen Probleme sind kaum noch zu unterscheiden: Alle haben mit der Arbeitslosigkeit zu kämpfen (in Bautzen ist sie allerdings erheblich höher!), es gibt die jährlichen Finanzprobleme und der Verkehr ist ein Hauptthema.

Die partnerschaftliche Zusammenarbeit hat sich also normalisiert. Und wie geht es weiter?

In einer Gesprächsrunde am 3. Oktober 2001 in Bautzen, an der Oberbürgermeister Christian Schramm, Erster Bürgermeister Prof. Raban von der Malsburg und Stadträte/innen aus Heidelberg und Bautzen teilnahmen, waren sich alle einig: Unsere Partnerschaft ist "lebensnotwendig" für das deutsch-deutsche Zusammenwachsen. Denn nur mit den persönlichen Erfahrungen lassen sich Vorurteile abbauen und die Trennung überwinden. Vor allem muss den Schülerinnen und Schülern künftig noch häufiger Gelegenheit gegeben werden, sich kennen zu lernen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Und dies darf nicht am Geld scheitern.

Beim "Oberlausitzer Abend", der am 3. Oktober aus Anlass der 10 Jahre Partnerschaft vom Freundeskreis Bautzen-Heidelberg organisiert worden war, wurde zudem eine Erklärung unterzeichnet, in der "die Zusammenarbeit beider Städte im Bereich Sport zwischen den kommunalen Behörden (Sport- und Bäderamt/Amt für Bildung und Soziales) und den Verantwortlichen der Dachorganisationen des Sports (Sportkreis/Kreissportbund) und deren Mitgliedsvereinen" bekräftigt wird.

  Zum Seitenanfang

 

Für Frauen aus aller Welt

Internationales Frauenzentrum besteht 10 Jahre - Jubiläumsfeier mit vielen Veranstaltungen


Vor zehn Jahren hat das Internationale Frauenzentrum in Heidelberg seine Türen für Frauen aus aller Welt geöffnet und bietet seit dem medizinische, rechtliche und psychosoziale Beratung und Betreuung für eingewanderte Frauen in deren Muttersprache an. Mit mehreren Veranstaltungen feiert die staatlich anerkannte Beratungsstelle jetzt ihr Jubiläum.

Von eingewanderten Frauen im August 1991 als kultureller und politischer Treffpunkt gegründet, erhielt das Internationale Frauenzentrum bereits im Jahre 1993 die staatliche Anerkennung als Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle und Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle. Hier suchen ausländische Mädchen und Frauen Rat, wenn es Meinungsverschiedenheiten mit Eltern oder Ehemann über Lebens- und Familienplanung oder Kindererziehung gibt, wenn sie Gewalt in der Familie erleben, bei Fragen zur Aufenthaltsgenehmigung und im Krankheitsfall.

Viele Migrantinnen erhalten hier zum ersten Mal die Möglichkeit, in ihrer Muttersprache über ihre Probleme zu sprechen. Zwei Ärztinnen, eine Psychologin, eine Sozialarbeiterin und eine Pädagogin beraten in Spanisch, Persisch, Türkisch, Koreanisch, Englisch und Deutsch. Bei Bedarf werden Dolmetscherinnen hinzugezogen. Konversationskurse in Deutsch zu Themen aus dem alltäglichen Leben runden das Angebot ab.

"Dass es unsere Einrichtung gibt und weiter geben wird, haben wir vor allem der solidarischen Unterstützung von Kommunalpolitiker/innen und dem großen Zuspruch von eingewanderten und einheimischen Heidelbergerinnen zu verdanken", so Gerda Trautmann-Dadnia. Der Gemeinderat hat einem dreijährigen Fördervertrag zugestimmt, was von den Mitarbeiterinnen als große Erleichterung und Entlastung empfunden wird. Die finanzielle Zukunft des Zentrums ist bis 2004 gesichert.

Oberbürgermeisterin Beate Weber würdigte die geleistete Arbeit: "Dieser eigenständige Einsatz für Frauen und Familien mit einer ausländischen oder bi-nationalen Herkunft ist zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Beratungsangebotes in Heidelberg geworden." Die Mitarbeiterinnen wünschen sich, "dass Interkulturalität überall in Deutschland, in allen Institutionen, Ämtern und Kliniken mehr präsent ist", so die Pädagogin Gülten Öz.

Nach der offiziellen Jubiläumsfeier mit Oberbürgermeisterin Beate Weber, der Frauenbeauftragten Dörthe Domzig und IFZ-Mitbegründerin Dr. Angelika Köster-Lossak am Donnerstag, 11. Oktober, um 15 Uhr lädt das Internationale Frauenzentrum zu mehreren Jubiläumsveranstaltungen ein (s. Kasten).
   
 

IFZ-Jubiläum

  tikk-Theater, Karlstorbahnhof
Do 11. 10., 20 Uhr: "Es war einmal ein Traum", Musikdrama der "Philippine Educational Theatre Association"

Seniorenzentrum Neuenheim
, Uferstraße 12
Do 18. 10., 19.30 Uhr: "Du kannst viel mehr als Du denkst", Vortrag und Diskussion über Erfahrungen mit interkultureller Beratung und Psychotherapie

Internationales Frauenzentrum,
Poststraße 8
Fr 19. 10., 19.30 Uhr: Fest mit musikalischen und literarischen Beiträgen von Migrantinnen für das IFZ

  Zum Seitenanfang

 

Interessierte Partner in China

Oberbürgermeisterin und Verkehrsdirektor auf Besuchsreise durch drei Länder Ostasiens


Großes Interesse an engen Beziehungen zu Heidelberg fand Oberbürgermeisterin Beate Weber bei einem Besuch in der chinesischen Stadt Hangzhou vor. Zusammen mit Verkehrdirektor Nils Kroesen bereiste sie in ihrer Eigenschaft als Präsidentin des Heidelberg Club International (HCI) innerhalb weniger Tage die Länder China, Japan und Korea.

Der Verkehrsverein Heidelberg bemüht sich, China als künftigen Reisemarkt zu erschließen. Der bevorstehende Eintritt Chinas in die Welthandelsorganisation (WTO) bedeutet eine weitere Öffnung des Landes nach Westen und lässt eine wachsende Anzahl chinesischer Reisender nach Europa erwarten.

Vom Verkehrsverein wurde ein auf chinesische Führungsgruppen zugeschnittenes Seminarangebot zu den Themen Handelsrecht, Betriebswirtschaft und Umweltschutz entwickelt, das vor allem Teilnehmer aus mittleren und höheren Positionen nach Heidelberg holen soll. Dieses Seminarprogramm stellte Nils Kroesen unter anderem in den Städten Fuzhou und Shanghai vor sowie in Beijing (Peking), wo er darüber verhandelte, Heidelberg in die Liste der europäischen Schulungsorte aufzunehmen.

In Hangzhou traf Kroesen mit Oberbürgermeisterin Beate Weber und dem Geschäftsführer der Technologiepark Heidelberg GmbH, Dr. Klaus Plate, zusammen. Zwischen den Technologieparks Heidelberg und Hangzhou besteht bereits eine enge Zusammenarbeit, die nach chinesischen Wünschen auf weitere Bereiche ausgedehnt werden sollte.

Hangzhou hat viele Gemeinsamkeiten mit Heidelberg: Die historische Kaiserstadt in landschaftlich schöner Lage ist beliebtes Touristenziel. Die Universität gehört mit 120.000 Studierenden zu den größten im Land. Hangzhou ist wichtiges Wirtschafts- und Wissenschaftszentrum. Die Heidelberger Gäste konnten sich davon sowohl bei einer Stadtbesichtigung als auch bei Empfängen durch die Stadtspitze überzeugen. Der Besuch einer Delegation aus Hangzhou in Heidelberg wurde verabredet.

Tokio war das nächste Ziel der Fernostreise, wo Oberbürgermeisterin und Verkehrsdirektor am Jahrestreffen des dortigen Zweigs des Heidelberg Clubs International teilnahmen. Beate Weber berichtete unter anderem über die jüngsten Auszeichnungen Heidelbergs als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort. Diskutiert wurde die japanische Beteiligung an der Kandidatenauswahl für den Heidelberger Umweltpreis, der beim internationalen HCI-Treffen im kommenden Jahr in Heidelberg vergeben wird.

Vor der Teilnahme am HCI-Jahrestreffen in Osaka machten Beate Weber und Nils Kroesen einen Abstecher nach Kumamoto. Hier wurde vor allem über die zum zehnjährigen Bestehen der Städtefreundschaft geplante Heidelberg-Woche vom 26. Oktober bis 3. November 2002 in Kumamoto gesprochen. Geplant sind unter anderem Workshops und Weinfest. Der Verkehrsverein will außerdem in Kumamoto und Osaka Weihnachtsmärkte veranstalten.

Letzte Station war Seoul, die Hauptstadt Südkoreas. In Gesprächen mit der Stadtspitze ging es vor allem um Umweltinteressen und -maßnahmen, beim HCI-Jahrestreffen standen die koreanische Wiedervereinigung sowie Fragen der Stadtplanung und Technologieförderung im Vordergrund. Südkorea scheint seine wirtschaftliche Krise zu überwinden; viele Koreaner/innen reisen als Individualtouristen nach Europa und planen - dank kontinuierlicher HCI-Aktivitäten - auch Heidelberg in ihr Reiseprogramm ein.

  Zum Seitenanfang
  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



Copyright © Stadt Heidelberg 1999, All Rights Reserved
Stand: 9. Oktober 2001