Thema der Woche

Ausgabe Nr. 40 · 4. Oktober 2001



So könnte die Schwetzinger Straße mit Straßenbahn aussehen. (Fotomontage: lte)

Anschluss für Kirchheim

Gemeinderat entscheidet für die Zentrumsvariante und gegen die Westtrasse - Kein erhöhter Bahnkörper im Ortskern


Mit der knappen Mehrheit von 21 zu 20 Stimmen beschloss der Gemeinderat am vergangenen Mittwoch, dass bei der weiteren Planung der Kirchheimer Straßenbahn die Variante durch den Ortskern zugrunde zu legen ist und bestätigte damit weitgehend die Gemeinderatsentscheidung aus dem Jahre 1996 für die damals "Trasse A" genannte Führung vom Römerkreis über Montpellierbrücke, Carl-Benz-Straße, Kirchheimer Weg und Schwetzinger Straße zum Friedhof.

Für diese "Zentrumsvariante" stimmten die Oberbürgermeisterin, die SPD, die GAL, die FWV, Linke Liste/PDS und Dr. Annette Trabold (FDP), dagegen die CDU, die "Heidelberger" und die FDP Stadträtin Margret Hommelhoff. In der mehrstündigen Debatte wurden nochmals zahlreiche Argumente für und wider die beiden Varianten ausgetauscht.

Oberbürgermeisterin Beate Weber fasste zu Beginn zusammen, was grundsätzlich für Straßenbahnverkehr anstelle des bisherigen Busverkehrs nach Kirchheim spricht: "Straßenbahnen sind Massentransportmittel und dort besonders geeignet, wo viele Menschen befördert werden müssen", betonte die Oberbürgermeisterin. Kirchheim, einziger Heidelberger Stadtteil dieser Größe ohne Straßenbahn, hat viele potenzielle Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs, denn der Bevölkerungsanteil sowohl von Kindern und Jugendlichen als auch von Senioren ist hier besonders hoch.

Für die Straßenbahn spricht die von den Nachbargemeinden ausdrücklich gewünschte Fortführung nach Sandhausen und Walldorf. Auch für die HSB-Umstrukturierung spielt die Straßenbahn eine wichtige Rolle. "Wir müssen von unseren "Mickey-Mouse-Netz" - ein Wort das der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen, Dr.-Ing. Dieter Ludwig auf einer Veranstaltung in Kirchheim prägte - "wegkommen, um eine Effizienzsteigerung zu erreichen." Ferner sei die Straßenbahn auch unter Umweltgesichtspunkten dem Bus überlegen, hob die Oberbürgermeisterin hervor. "Abgase und Lärm werden erheblich reduziert."

Während die Straßenbahn an sich im Gemeinderat durchweg begrüßt wurde, gingen die Meinungen über die richtige Trasse weit auseinander. Die Befürworter der Westtrasse sehen in der Zentrumstrasse eine "Problemtrasse", so Wolfgang Lachenauer von den "Heidelbergern", die insbesondere auch von vielen Gewerbetreibenden entlang der Strecke angelehnt werde. Diese hatten noch am Tag der Gemeinderatssitzung einen "Offenen Brief" veröffentlicht, in dem sie die Stadträte aller Fraktionen aufforderten, für die "Alternative West" zu stimmen. Werner Pfisterer (CDU) betonte denn auch: "Wir werden der Zentrumstrasse in keinster Weise zustimmen."

Für Hermann Gundel (FWV) ist die westliche Randerschließung dagegen nur "eine Notlösung oder ein Zugeständnis" an die Gegner der zentralen Erschließung Kirchheims, wie er in der Sitzung ausführte. Sie sei "weder sinnvoll noch zukunftsträchtig". Die Zentrumstrasse bringe dagegen "die Zukunft nach Kirchheim", so Roger Schladitz (SPD), die Westtrasse wäre nach Meinung seines Fraktionskollegen Karl Emer "eine Geisterbahn". "Wer die Westtrasse fordert, will keine Straßenbahn", meinte auch Christian Weiss von der GAL.

Im alten Ortskern Kirchheims soll es keinen erhöhten Bahnkörper geben. Entsprechend dem Antrag der Stadträte Hermann Gundel und Werner Brants wird "die eingleisige Schienenführung der Straßenbahn zwischen Freiheitsweg und Rathaus niveaugleich" mit dem Autoverkehr geführt; Ausweichen sind an den Haltestellen Odenwaldstraße und Rathaus vorgesehen. Weiter wurde beschlossen, dass "nur die Gehwege mit Ausnahme der Zufahrten durch Bordsteine zu betonen" sind und dass die Straßenbahntrasse zwischen Heuauer Weg und Friedhof ebenfalls straßenniveaugleich auszuführen ist.

Mit der Trassen-Entscheidung steht einer zügigen Fortführung der Planung nun nichts mehr im Wege. Die nächsten Planungsschritte sind die Offenlage und der Erörterungstermin. Beides könnte bereits im ersten Quartal nächsten Jahres durchgeführt werden. (rie)

  Zum Seitenanfang



Gegen eine fünfte Neckarbrücke protestierten vor Beginn der Gemeinderatssitzung kleine und große Wieblinger/innen auf der Rathaustreppe. (Foto: Rothe)

Drei Tunnel und drei Schienentrassen

Gemeinderat beschließt Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplanes - Die Maßnahmen auf einen Blick


In seiner Sitzung am vergangenen Mittwoch hat der Gemeinderat der Stadt Heidelberg die Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplans mit folgenden Punkten beschlossen:
Straßenbahn nach Kirchheim mit Linienführung durch die Schwetzinger Straße ("Zentrumsvariante")
   
Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Verkehrssituation am Hauptbahnhof und an der Mittermaierstraße:
 
  • vierstreifige Unterführung in Nord-Südrichtung
  • Verlegung der ÖV-Haltestelle nördlich an das Bahnhofsgebäude
  • städtebauliche Aufwertung durch Neugestaltung des Willy-Brandt-Platzes
  • Kreisverkehr für die Abbiegebeziehungen auf dem Platz
  • Ausbau der Gneisenaustraße und des Anschlusses an die Bundesstraße 37 (Beidrichtungsverkehr)
Universitätsgebiet Im Neuenheimer Feld:
 
  • Tunnel zwischen dem Neuenheimer Feld und Wieblingen
  • Bau einer zentral gelegenen Straßenbahn
  • Job-Ticket und Parkraumbewirtschaftung für die Beschäftigten als Bitte an das Land
Bahnstadt: Ausbau der Anschlussstelle Rittel und Verbindung vom Rittel zur Eppelheimer Straße
Neckarufertunnel mit Verkehrsberuhigung im Bereich der Alten Brücke
Ausbau des Straßenbahnnetzes:
 
  • Altstadterschließung
  • Weiterverfolgung der Schienennetzverlängerungen nach Wiesloch, Sandhausen/Walldorf, Schwetzingen und Schriesheim
  • Anpassung des Busnetzes komplementär zum Straßenbahnnetz
Freihaltestrassen/Entwicklungsoptionen:
 
  • Anschlüsse für einen Königstuhltunnel über die stillgelegten Gütergleise und alternativ den Bereich südwestlich des Bahnhofs
Ergänzende Maßnahmen:
 
  • Rad/Fußwegbrücke Rohrbach - Kirchheim
  • Optimierung des Verkehrsflusses Römerkreis
  • Verkehrskonzept für Kirchheim
  • Verkehrskonzept für Rohrbach
  • Die Einführung des "Grünen Pfeils"
  • Lösung der Probleme in der Fahrradstraße Plöck
  • Einrichtung einer Busverbindung zwischen Kirchheim S-Bahnhof über Pfaffengrund und S-Bahnhof Wieblingen zum OEG-Bahnhof Wieblingen (Verbesserung der Linie 27)
  • Einrichtung von Kreisverkehren an verkehrsreichen Kreuzungen
  • Abschaffung von Kreisverkehren in Nebenstraßen
  • Anbindung des Gewerbegebietes Rohrbach Süd an die B 535 bzw. an die L 600

  Zum Seitenanfang

 

Von der Malsburg: "Die Ergebnisse sind gut"

Erster Bürgermeister Prof. Dr. Raban von der Malsburg in einer ersten Stellungnahme zur Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplanes: "Ich bin zufrieden, die Ergebnisse sind gut. Der Ausbau des Straßenbahnnetzes sorgt für Wirtschaftlichkeit bei der HSB und für Kundenfreundlichkeit. Und es gibt einen Ausbau des Straßennetzes. Engpässe, vor allem im Bereich Bergheim, werden abgebaut. Die Stadtqualität wird durch die fußgängerfreundliche Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes und des Neckarufers in der Altstadt erheblich gesteigert. Trotz kontroverser Abstimmungen ist dies ein Programm, mit dem - fast - alle politischen Kräfte im Gemeinderat Erfolge vorweisen können." Zum Neckarufertunnel: "Da werden wir jetzt an die Ausführungsplanung gehen. Die braucht etwa ein Jahr, Vergabe und Ausführung ungefähr vier Jahre. Alles hängt natürlich davon ab, ob und in welchem Umfang das Land dann seine Zuschüsse gibt." [...] Zur 5. Neckarquerung: "Es wäre auch ohne Untertunnelung des Neckars gegangen - die jetzige Lösung ist wesentlich komfortabler für den Autoverkehr. Ich bin froh, dass der Gemeinderat nicht den Ausbau des Klausenpfads beschlossen hat. Wir müssen jetzt zusehen, dass die Verkehrsmenge insgesamt nicht zu stark anwächst."

  Zum Seitenanfang
  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



Copyright © Stadt Heidelberg 1999, All Rights Reserved
Stand: 2. Oktober 2001