Heidelberg und Montpellier

Ausgabe Nr. 40 · 4. Oktober 2001



Botschaften der Partnerstädte: Kurt Brenner vor dem Heidelberg-Haus in Montpellier...





...und Karla Jauregui schaut aus dem Fenster des Montpellier-Hauses in der Kettengasse. (Fotos: Rothe)

40 Jahre erfolgreiche Städtepartnerschaft

"Die Städtefreundschaft soll das gegenseitige Verstehen
vermitteln und dadurch eine
Brücke für die Freundschaft der Völker selber
bilden. Diese Urkunde soll von dem Willen
der Heidelberger Bevölkerung Zeugnis geben,
dem Frieden zwischen den beiden
Nachbarnationen im Herzen Europas zu
dienen, wo immer dies möglich ist."


(Aus der Urkunde über die Städtepartnerschaft, die am 13. Mai 1961 von den Oberbürgermeistern Georges Delmas und Robert Weber unterzeichnet wurde.)

 
Alle Aktivitäten, die in vier Jahrzehnten die Partnerschaft Montpellier-Heidelberg zu einem großen Erfolg gemacht haben, standen zunächst im Dienst für Frieden und Aussöhnung zwischen den beiden Völkern. Inzwischen sind sie auch darüber hinaus gewachsen.

So haben beide Städte 1991 Vereinbarungen über eine engere Zusammenarbeit in den Bereichen Verkehr, Umweltschutz, Praktikantenaustausch und zur Förderung der Wirtschaftsbeziehungen getroffen. Im Juli/August 1991 fand der erste Praktikantenaustausch statt. Sieben Studierende aus Montpellier waren in verschiedenen Heidelberger Unternehmen untergebracht. Leider musste das Angebot inzwischen auf eine Praktikantenstelle reduziert werden.

Bereits im Juli 1991 wurde ein erster Sprachkurs für Schülerinnen und Schüler aus der Partnerstadt Bautzen in Montpellier durchgeführt: ein ganz wichtiger Beitrag zur Hilfe nach der Wiedervereinigung.

Im Rahmen eines EU-Programms wurde 1992 und 1993 ein Erfahrungsaustausch über stadtverträgliche Verkehrskonzeptionen (gemeinsam mit den Partnerstädten Bautzen und Cambridge) durchgeführt. Dabei ging es um die Übertragbarkeit von praktischen Erfahrungen und Lösungen in den Städten. Das Heidelberger Tourismus-Leitbild hat den Erfahrungsaustausch im Bereich Gastgewerbe initiiert.

Im April 1997 war eine 17köpfige Frauendelegation in Heidelberg, um mit Frauenamt und Frauengruppen über Frauenförderung zu diskutieren. Zum Internationalen Frauentag 1998 kamen auch drei Teilnehmerinnen aus Montpellier. Dieser Erfahrungsaustausch wurde 1999 in Montpellier fortgesetzt.

Beginn der Partnerschaft
Begonnen aber hatte die Partnerschaft 1957 mit den Austauschprogrammen der Universitäten Montpellier und Heidelberg. Prof. Arthur Henkel wurde zum "Gründungsvater", nachdem ihn OB Robert Weber gebeten hatte, die "Sondierungsgespräche" über eine Partnerschaft mit Montpellier zu führen.

Was wäre diese Partnerschaft ohne die jährlichen Partnerschaftsforen des Stadtjugendrings? Seit Pfingsten 1981 organisiert er die Begegnung von Gruppen. In diesem Jahr ist es erneut gelungen, 13 Gruppen (vor allem aus den Bereichen Handball, Tischtennis, Fechten, Musik, Rugby, Bowling und Akikido) mit insgesamt 192 Jugendlichen zu einem Besuch bei Montpellianer Familien zusammen zu stellen. Gerade diese familiären Kontakte sind besonders wichtig, um andere Kulturen kennen zu lernen, Freundschaften zu schließen und Vorurteile abzubauen.

Zwei Botschaftsgebäude
Kein Zweifel, das Heidelberg-Haus, das seit 1966 in einem der schönsten Palais im Herzen der Altstadt von Montpellier liegt, hat die partnerschaftlichen Beziehungen in besonderer Weise bereichert: es ist "die Ambassade de Heidelberg" geworden. Mit vielen herausragenden Veranstaltungen, Kolloquien, Filmabenden, Ausstellungen und Sprachkursen haben Kurt Brenner, Ilona Jordan und ihr Team Vorbildliches geleistet. Deshalb hat die Stadt Heidelberg sehr gerne und jedes Jahr Finanzmittel zur Verfügung gestellt.

Gerade weil immer weniger Schüler in Montpellier Deutsch als Fremdsprache wählen, ist es wichtig, dass das Heidelberg-Haus sein Sprach-Angebot aufrecht erhalten kann. Seit August 1982 bietet das Heidelberg-Haus in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule in jedem Jahr und mit gutem Erfolg Sprachferien in Montpellier an.

Auch im Herzen der Altstadt, nämlich der Heidelbergs, liegt seit 15 Jahren das Montpellier-Haus, die "Ambassade de Montpellier". Nachdem die OB Freche und Zundel an Pfingsten 1984 das Haus in der Kettengasse ausgewählt und die Stadt Heidelberg es restauriert hatte, konnte es am 27. September 1986 eingeweiht werden. Durch das Engagement von Alban Zanchiello (er war der erste Leiter) und Karla Jauregui hat Montpellier einen Ort der Begegnung geschaffen, der fest in das kulturelle Leben Heidelbergs integriert ist. Nicht zuletzt für die erfolgreiche Arbeit dieser beiden Einrichtungen haben beide Städte 1993 den "De-Gaulle-Adenauer-Preis" erhalten.

Auch Heidelberger Schulen haben regelmäßige Erfahrungsaustausche organisiert: die Johannes-Gutenberg-Schule, das Bunsen- und das Hölderlin-Gymnasium und die Musik- und Singschule. Für den weiteren Ausbau des Schüleraustausches wäre es sehr zu überlegen, ob nicht zusätzlich ein Austausch für Grundschulen organisiert werden könnte. Je früher die Kinder mit ausländischen Kindern zusammenkommen, desto größer ist Chance, sie vor fremdenfeindlichen Einflüssen zu bewahren. Und je früher sie Fremdsprachen erlernen, desto sicherer können sie sich im gemeinsamen Europa bewegen.

Bereits 1972 hat Albert Kühner eine erste Partnerschaftsreise nach Montpellier organisiert. Kaum einer hängt mit soviel Herzblut an seiner zweiten Heimat Montpellier. Die jährlichen Bürgerreisen von Senioren und die Stadtteilpartnerschaft zwischen HD-Kirchheim und Les Aubes/Pompignane sind sein Werk.

Zukunftsgerichtete Beziehungen
Ganz in die Zukunft gerichtet und erfolgversprechend ist auch die Zusammenarbeit der beiden Technologieparks. 1999 wurde ein entsprechender Vertrag geschlossen: Austausch von Informationen zwischen den Unternehmen und Organisation von gemeinsamen Veranstaltungen, insbesondere in den Bereichen Biotechnologie, Pharmazie und Informatik. Seit Anfang 2000 ist diese Kooperation zum "High-Tech-Triangle Heidelberg-Montpellier-Cambridge" ausgeweitet worden.

Auch in diesem Jahr haben Abiturienten aus Montpellier an der "International Summer Science School" teilgenommen. Dieses Projekt gibt Jugendlichen aus den Partnerstädten die Möglichkeit, miteinander Forschung kennen zu lernen und Grundlagen zu schaffen, die ihnen mit Sicherheit im späteren Berufsleben von großem Nutzen sein werden.

Die Zusammenarbeit zwischen den nationalen Regierungen und Parlamenten allein wäre niemals in der Lage gewesen die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland aufzubauen und sicherzustellen. Entscheidender sind die Kontakte zwischen Menschen, die Schüleraustausche und die vielfältigen Formen der Zusammenarbeit zwischen den Universitäten, den Organisationen und Vereinen, den Gruppen und Initiativen. So ist ein dichtes Netz der Freundschaft entstanden, ein Garant für friedliche und verlässliche Partnerschaft.

Die Herausforderungen an deutsch-französische Städtepartnerschaften werden nicht kleiner. Nur gemeinsam können unsere beiden Länder dazu beitragen, Europa in diesem Jahrhundert zum Erfolg zu führen.
 

Stationen der Partnerschaft

 
13. Mai 1961
Der Heidelberger OB Robert Weber und sein Amtskollege OB Georges Delmas unterzeichnen in Montpellier die Vertragsurkunden zur Städtepartnerschaft.


Oktober 1962
Heidelberg-Tage in Montpellier


20. Oktober 1966
Das Heidelberg-Haus in Montpellier wird eröffnet.


1969
Die Postler der Sektion Heidelberg/Mannheim schließen mit den Kollegen in Montpellier eine Partnerschaft.


1969
Beginn eines jährlichen Austauschs zwischen den juristischen Fakultäten.


September 1972
Zum ersten Seniorenaustausch reisen 25 Bewohner des Mathilde-Vogt-Hauses zum Haus "Les Aubes" nach Montpellier.


Pfingsten 1981
1. Partnerschaftsfestival des Stadtjugendrings: bei der Begegnung in Montpellier sind rund 200 Heidelberger Jugendliche dabei.


1974
Beginn eines regelmäßigen Schüleraustauschs zwischen Bunsen-Gymnasium und dem Lycée Joffre und des regelmäßigen Austauschs der Finanzverwaltungen der Städte


Mai 1983
Erste Begegnung der IHK Junioren aus Montpellier und Heidelberg


Mai 1983
In Heidelberg finden unter Teilnahme von 250 französischen Gästen die Languedoc-Roussillon-Woche statt.


27. September 1986
Das Montpellier-Haus in Heidelberg wird in Anwesenheit des OB Georges Frêche eingeweiht.


Juni 1988
Während der deutschen Kulturwochen in Montpellier besucht Alt-Bundeskanzler Willy Brandt das Heidelberg-Haus in Montpellier.


Juli/August 1991
Erster Praktikantenaustausch.
7 Studentinnen und ein Student aus Montpellier sammeln Erfahrungen in Heidelberger Betrieben.


Juli 1993
Verleihung des De Gaulle-Adenauer-Preises an die Städte Montpellier und Heidelberg.


Juni 1994
Deutsch-französisches Jugendtreffen in Heidelberg in Anwesenheit von Staatspräsident François Mitterand und Bundeskanzler Helmut Kohl.

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Stand: 2. Oktober 2001