Ausgabe Nr. 40 · 4. Oktober 2000



Philipp Clauer (rechts) mit einem befreundeten Ehepaar bei der Lese von Spätburgundertrauben. (Foto: Rothe)

Ein ideales Anbaugebiet

In Heidelberg hat die Weinlese begonnen


Zwischen 60 bis 70 Hektar der Heidelberger Gemarkung werden von Weinreben bewachsen. Fast ausschließlich findet man sie im Süden Heidelbergs, unterhalb des Boxbergs und des Emmertsgrundes. Ende September hat die Weinlese begonnen, in gut drei Wochen wird sie beendet sein.

Was früher zahlreiche fleißige Helfer mit Schere und Eimer mühselig erledigten, macht heute überwiegend die Maschine. Beim Weingut Clauer im Dormenackerhof kurz vor Leimen werden 60 Prozent der Ernte maschinell gelesen. Nur die für hochwertige Weine bestimmten Trauben werden auf traditionelle Weise vom Rebstock getrennt.

Heidelberger Reben gehören zum Bereich Badische Bergstraße, das mit etwa 385 Hektar die kleinste Weinbauregion im Anbaugebiet Baden ist. Die 15.000 Hektar große badische Rebfläche ist die südlichste Anbauzone Deutschlands und gehört zur Weinbauzone B der europäischen Gemeinschaft. Das bedeutet, Wein aus Baden muss generell höhere Mindestanforderungen für Qualitäts- und Prädikatsweine erfüllen als andere deutsche Weine.

Bauer, Clauer, Hefft, Hoffmann, Kaltschmitt, Klein und Winter lauten die Namen der Heidelberger Winzer, die mit Wein ihr Geld verdienen. Die meisten bauen ihren Wein nicht selbst aus, sondern geben die Ernte ab an die Winzergenossenschaft Wiesloch oder die Weinkellerei Müller in Leimen. Daneben gibt es viele "Hobby-Winzer", die in der Heidelberger Region Weinberge besitzen. Sie keltern für den Eigenbedarf oder sind Mitglieder der Erzeugergemeinschaft Badische Bergstraße, deren Trauben auch im Weingut Müller in Leimen zu Wein ausgebaut werden.

Beim Weingut Clauer wird der größte Teil der Lese in eigenen Kellern, Edelstahlfässern und teilweise auch in Barrique-Fässern zu Wein veredelt. Familie Clauer baut die für das badische Anbaugebiete typischen Weißweine Rießling, Müller-Thurgau, Weißburgunder, Grauburgunder, Gewürztraminer, Silvaner und Kerner sowie die Rotweine Schwarzrießling, Spätburgunder, Portugießer, St. Laurent und Dornfelder an. Rund 8.000 Liter Ertrag pro Hektar kommen in einem durchschnittlichen Jahr zusammen.

"Der Trend geht seit ein paar Jahren zu deutschen Weinen", sagt Philipp Clauer. Davon profitieren natürlich auch die Heidelberger Winzer. Ihnen helfe zudem eine ideales Klima an der Bergstraße mit sehr hohen Durchschnittstemperaturen und Löss- und Muschelkalkböden, auf denen sich die Reben wohl fühlten, so Clauer.

Wie der Ertrag und die Qualität in diesem Jahr wird, darauf will sich der Winzer nicht endgültig festlegen. Wahrscheinlich werde man weniger als im Vorjahr ernten, die Qualität habe aber nicht nachgelassen. Bei einzelnen Sorten hänge der Weinstock sehr voll. Ein großes Problem in diesem Jahr nicht nur bei badischen Winzern ist die Fäulnis, die die Trauben befallen hat. Sie kann noch zur Gefahr für die Qualität des Rotweins werden. Trockenes und warmes Klima bis zum Ende der Lese wünschen sich daher alle Winzer, das könnte die Fäule stoppen.

"Weinbau ist Beschäftigung über das ganze Jahr", rückt Philipp Clauer all zu romantische Vorstellungen vom Leben in einem Weinberg zurecht. Eine Vielzahl von Maschinen erledigt Arbeiten, die von Hand nur sehr mühsam zu bewältigen sind (zum Beispiel vermag eine Maschine die Triebe der Rebe an den Drahtrahmen zu heften). Damit die schweren Maschinen den Boden zwischen den Reben nicht verdichten, wächst dort ein schützender Grasteppich. Der verhindert auch, dass bei starken Niederschlägen Erde weggeschwemmt wird oder bei großer Hitze der Boden zu sehr austrocknet.

Heidelberger Wein
Heidelberger Wein scheint immer mehr Fans zu finden. Das legen die großen Besucherscharen nahe, die beim Tag der offenen Tür den Weg zu den Winzern Bauer und Clauer fanden. Kaufen kann man Weine aus Heidelberg in vielen Weingeschäften. Und auch die Gastronomen in der Stadt entdecken allmählich die heimischen Lagen. Deshalb sollte man in Restaurants nach einem Wein aus Heidelberg nachfragen. (neu)

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Stand: 2. Oktober 2000