Thema der Woche

Ausgabe Nr. 40 · 4. Oktober 2000

Frank Zimmermann,
Leiter des Agenda-Büros

Was steht auf der Tagesordnung des 21. Jahrhunderts?

Zwei Tage "Infotainment" für die Lokale Agenda lockten viele Besucher an


Unter dem Motto "Handeln für die Zukunft - die Lokale Agenda in Heidelberg" fanden in der vergangenen Woche die "1. Heidelberger Agenda-Tage" statt. Ziel der Veranstaltung war, die "Agenda 21", also die "Tagesordnung für das 21. Jahrhundert" und ihre Umsetzung in Heidelberg auf informative und unterhaltsame Weise kennen zu lernen.

Das Agenda-Büro der Stadt Heidelberg hatte ein vielfältiges Programm aus Mitmachaktionen, Theater, Musik, Vorträgen und Projekt-Präsentationen zusammengestellt, das bei schönstem Spätsommerwetter zahlreiche Menschen auf die Neckarwiese lockte. Das STADTBLATT sprach nach Abschluss der Veranstaltung mit Frank Zimmermann, dem Leiter des Agenda-Büros.


Regen Zulauf hatte das Agenda-Haus, wo sich über 30 Gruppen und Einrichtungen vorstellten. (Foto: Pfeifer







"Hausmeister" Arthur Lindemann sorgte auf seine eigene Art für Ordnung und Umweltschutz - sehr zur Freude vieler Kinder und Erwachsenen. (Foto: Pfeifer)







Zauberhafter Abend im Zelt: Gemeinsam zaubern hier Francesco Altini (besser bekannt als Franz Alt) und Prof. Dr. Andreas Troge, Präsident des Umweltbundesamtes. Troge hatte zuvor einen Vortrag über "Agenda 21 - Konsum und Wirtschaft im 21. Jahrhundert" gehalten, über den das STADTBLATT noch gesondert berichten wird. (Foto: Rein)
STADTBLATT: Wie sind die Agenda-Tage gelaufen?

Zimmermann: Mit dem Verlauf sind wir sehr zufrieden. Über 30 Gruppen und Einrichtungen haben sich beteiligt und so aktiv zum Gelingen der Agenda-Tage beigetragen. Die Informations- und Kulturveranstaltungen, die Mitmachangebote im Freien und das Agenda-Haus, in dem sich die Projekte vorstellten, waren gut besucht.

STADTBLATT: Waren auch Menschen da, für die das Thema neu war?

Zimmermann: Jeder Dritte, der sich am Agenda-Quiz beteiligte, gab an, dass er vorher nichts mit dem Begriff "Lokale Agenda" anzufangen wusste. Die Agenda-Tage haben also dazu beigetragen, Idee und Projekte der Lokalen Agenda bekannter zu machen.

STADTBLATT: Sie haben versucht, das Thema möglichst unterhaltsam zu vermitteln.

Zimmermann: "Infotainment" war die Devise der Agenda-Tage. Die zwei Tage auf dem Neckarvorland waren geprägt von einer offenen und einladenden Atmosphäre, die sich zwischen den Mitmachangeboten auf der Wiese, der Ausstellung im "Agenda-Haus", den Vorführungen im Veranstaltungszelt und dem Versorgungsbereich im Freien eingestellt hatte. Musikgruppen und Schauspieler sorgten für Abwechslung und gute Stimmung und brachten auf Ihre Weise die Ideen der Lokalen Agenda den Menschen näher. So sorgte der "Hausmeister" Arthur Lindemann für Ordnung und Umweltschutz auf der Wiese und die Poker Kings für musikalische Unterhaltung auf hohem Niveau. Hervorzuheben ist auch das Koffer Theater Grosche: In sieben Minuten präsentierte der Mann mit dem Koffer die Entstehung der Erde und demonstrierte auf ebenso beeindruckende wie unterhaltsame Weise die Endlichkeit der natürlichen Ressourcen.

STADTBLATT: Haben die Besucher sich auch aktiv eingebracht?

Zimmermann: Wir haben gefragt, welche der Ziele der Lokalen Agenda ihnen am wichtigsten sind. Die höchsten Wertungen erhielten: "Umwelt- und stadtverträglichen Verkehr fördern" (18 Prozent), "Umwelt dauerhaft schützen" (13 Prozent) und "Einzigartigkeit von Stadt und Landschaft bewahren" (10 Prozent). Im Agenda-Haus kamen die beteiligten Einrichtungen und Gruppen auch mit sehr vielen Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch. Es sind neue Verbindungen und auch Ideen für Maßnahmen und Projekte im Rahmen der Lokalen Agenda entstanden. Dies ist erfreulich und ich wünsche mir, dass auch bei der Verwirklichung dieser Ideen viele Menschen mitmachen.

STADTBLATT: Worüber haben Sie sich besonders gefreut?

Zimmermann: Erfreulich sind die persönlichen Rückmeldungen von Besuchern und Akteuren, die durchweg positiv ausgefallen sind. Unsere kleine Umfrage bestätigt dies: 90 Prozent der Besucher, die sich am Agenda-Quiz beteiligt haben gaben an, dass ihnen die Agenda-Tage gut oder sehr gut gefallen haben.

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Wirtschaften mit Blick auf die Zukunft

Neue Chancen für Kommunen, Handwerk und Mittelstand durch die Agenda


Zum Auftakt der Heidelberger Agenda-Tage fand im Spiegelsaal des Prinz Carl eine Veranstaltung statt zu dem Thema "Wirtschaften mit Blick auf die Zukunft - Lokale Agenda und Wirtschaft in Heidelberg.

Bei ihrer Begrüßung betonte Frau Oberbürgermeisterin Weber, dass der Wirtschaft im Bereich der Lokalen Agenda ein besonders großer Stellenwert zukommt: "Wir sind in Heidelberg in der glücklichen Lage, dass es uns bereits gelungen ist, einige interessante und erfolgreiche Pilotprojekte umzusetzen." Dabei gebe es nur Gewinner, so die Oberbürgermeisterin: die Umwelt, die Unternehmen und die Beschäftigten.

Ludwig Karg, Geschäftsführer der B.A.U.M. Consult München, machte in seinem Einführungsvortrag deutlich, dass die Privatwirtschaft eine zentrale Rolle in der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung spielt und deshalb auch ein wichtiger Akteur bei der Umsetzung der Lokalen Agenda ist. Dabei gelte auch hier das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung, also ein Konzept, das die Verbesserung der ökonomischen und sozialen Lebensbedingungen der Menschen mit der langfristigen Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen in Einklang bringt.

Karg zeigte auf, wie sich aus einem erweiterten Verständnis von dauerhaft umweltgerechter Entwicklung neue Chancen für Kommunen, Handwerk und Mittelstand ergeben. Er betonte, dass der soziale Aspekt bei einer nachhaltigen Entwicklung der Betriebe eine wichtige Rolle spielt. Als positive Beispiele nannte er das Job-Sharing und die Förderung von innovativen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Dabei hob er hervor, wie wichtig es sei, dass Frauen in Führungspositionen vertreten seien.

Anschließend berichteten Vertreter Heidelberger Unternehmen über ihre Erfahrungen im Bereich Umweltmanagement. Hans-Günter Bredtmann von Henkel Teroson machte deutlich, dass es seiner Firma in den letzten Jahren besonders gut gelungen sei, durch geschicktes Umweltmanagement die Belastungen der Umwelt zu reduzieren, dabei die Kosten deutlich zu senken und durch die Förderung von Innovation im Betrieb gleichzeitig auch die Mitarbeiter zu motivieren.

Alois Jöst, Innungsobermeister der Malerinnung Heidelberg, berichtete über das Pilotprojekt "Maler und Umwelt". Bernd Fellmer vom Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg stellte unter anderem das Projekt "Gesunde Ernährung im Gastgewerbe" als ein positives Beispiel aus seiner Branche vor.

Nach den Vorträgen fand im Rahmen eines kleinen Imbisses ein offener Meinungsaustausch zwischen den anwesenden Vertretern aus dem Handwerk, der Industrie, der Gastronomie und der Stadt Heidelberg statt. Dabei wurde deutlich, dass gerade bei kleineren Betrieben individuelle Lösungen dafür gefunden werden müssen, wie wirtschaftlicher Erfolg, Umweltmanagement und ein positives Betriebsklima sich miteinander verbinden lassen und sogar gegenseitig stärken können.

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Stand: 2. Oktober 2000