Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 40 · 4. Oktober 2000



Die Ehrenmedaille in Gold des Verbandes baden-württembergischer Wohnungsunternehmen (VBW) erhielt Prof. Dr. Joachim B. Schultis aus den Händen von Reinhold Hornig, VBW-Verbandsrat und Geschäftsführender Vorstand der Baugenossenschaft Neu Heidelberg. Mit Professor Schultis freuen sich Oberbürgermeisterin Beate Weber und sein Nachfolger im Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden der GGH, Prof. Dr. Raban von der Malsburg. (Foto: Rothe)

Engagiert für Wohnungsbau

Prof. Dr. Joachim B. Schultis beendete Tätigkeit an der Spitze der GGH


Auf das Ausscheiden aus dem Dienst der Stadt Heidelberg als Erster Bürgermeister folgte ein weiterer Abschied, und es war wieder ein bewegender Moment. Die städtische Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH) gab einen Empfang zu Ehren von Prof. Dr. Joachim B. Schultis, dessen Tätigkeit als Vorsitzender des Aufsichtsrates am 31. Juli endete, und alle, die in der Heidelberger Wohnungswirtschaft Rang und Namen haben, waren gekommen.

Gunter Heller, Geschäftsführer der GGH, wählte in seiner Begrüßung das Bild vom Kapitän, der das Schiff GGH "mit fester Hand und klarem Blick durch Wogen und Stürme gesteuert" und immer wieder in den rettenden Hafen zurückgebracht habe. Mit "Wehmut und Dankbarkeit" verabschiede die GGH ihren Aufsichtsratsvorsitzenden, der ihr immer mit "Aufsicht und Rat" zur Seite gestanden habe.

Oberbürgermeisterin Beate Weber nannte es einen "schmerzlichen Abschied". "Es schließt sich für Herrn Prof. Dr. Schultis ein weiteres Kapitel der Arbeit für die Stadt Heidelberg." Er habe sich aus christlicher Verantwortung stets gegen den Vorrang des wirtschaftlichen Erfolgs gegenüber sozialen Belangen ausgesprochen und seine Arbeit "sehr sehr engagiert und mit tiefster Überzeugung" gemacht. Beate Weber hob Schultis' Verdienste um die Wohnungsversorgung sozial benachteiligter Gruppen hervor: "Es ist ein elementares Bedürfnis des Menschen, ein Dach über dem Kopf zu haben."

778 Wohnungen wurden in der Amtszeit des scheidenden Vorsitzenden erstellt, teilte die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Anke Schuster in ihrer Laudatio mit. Die GGH habe unter seiner Führung "ein modernes Gesicht" erhalten und sei für die Herausforderungen der Zukunft gut gerüstet. "Wir blicken auf Jahre des emsigen Arbeitens und des frühzeitigen Weichenstellens zurück." Als Abschiedsgeschenk erhielt Prof. Schultis einen Flachbildschirm, für sein - nun privates - Büro, dem Anlass gemäß verpackt in die Pläne der Alten Glockengießerei. Für die örtliche Architektenschaft sprach Kammervorsitzender Horst Walther Dank aus.

Er sei "nur seinem inneren Auftrag gefolgt", betonte Professor Schultis: "Ich bin dankbar, dass ich durch die Verbesserung der Wohnungsversorgung aktiv einen Beitrag zum sozialen Frieden in unserer Stadt leisten konnte." Nachfolger Prof. Dr. Raban von der Malsburg versprach, an die erfolgreiche Arbeit des scheidenden Vorsitzenden anzuknüpfen: "Es wird weitergehen wie bisher." (rie)

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Im Neuenheimer Feld entsteht bis April 2003 die neue Medizinische Klinik. (Foto: Rothe)

Die modernste Klinik des Landes

Grundsteinlegung für den Neubau der Medizinischen Klinik im Neuenheimer Feld


Vergangene Woche legten Ministerpräsident Erwin Teufel, Oberbürgermeisterin Beate Weber und Universitätsrektor Prof. Dr. Jürgen Siebke den Grundstein zum Neubau der Medizinischen Klinik. Die Klinik soll bis April 2003 fertig gestellt und im September in Betrieb genommen werden. Die Bau- und Erstausstattungkosten belaufen sich auf rund 325 Millionen Mark.

Südlich der Kopfklinik entsteht nun der Neubau der Medizinischen Klinik mit einer Nutzfläche von 25.000 Quadratmetern, darunter 3.000 Quadratmetern Forschungsflächen, 284 Betten und 24 tagesklinischen Plätzen. Das integrierte Gesamtklinikum soll alle Fachbereiche zusammenführen mit Ausnahme der Psychiatrie und Psychosomatik. Untersuchungs- und Behandlungsgebiete der Inneren Medizin, Forschungs- und Lehrbereiche werden funktional und bautechnisch mit der Kinderklinik, Kopfklinik und in einem weiteren Bauabschnitt mit der Haut- und Frauenklinik verbunden.

Ministerialdirigent Thomas Knödler vom Finanzministerium Baden-Württemberg beschrieb den Klinikneubau bei der Begrüßung als "größtes Einzelbauvorhaben des Landes seit Jahrzehnten". Trotz Schwierigkeiten bei der Finanzierung, die er mit dem olympischen Zehnkampf verglich, fand das Land in der Landesentwicklungsgesellschaft mbH einen Partner, der in nur 36 Monaten die Klinik fertig stellen wird. Der Bund finanziert dabei 50 Prozent über die Hochschulbauförderung.

Ministerpräsident Erwin Teufel bezeichnete den Neubau als "nach seiner Fertigstellung modernstes Klinikum im Land, das den Menschen hier in der Region nicht nur die beste Krankenversorgung anbieten, sondern auch in Forschung und Lehre ein dynamischer Motor der medizinischen Entwicklung sein wird." Universitätsrektor Prof. Dr. Jürgen Siebke sah in der neuen Klinik eine "wissenschaftlich optimal abgesicherte Krankenversorgung" für die Patienten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg beschloss die Universität, alle naturwissenschaftlichen und medizinischen Einrichtungen in das damals unbebaute Neuenheimer Feld auszulagern. Nach der Kinderklinik und dem Chemischen Institut in den Fünfziger Jahren folgten das Krebsforschungszentrum, Institute, Wohnheime, Hörsäle und schließlich die erste Baustufe des Heidelberger Klinikrings mit der Kopfklinik und dem Versorgungszentrum Ende der Achtzigerjahre.

Oberbürgermeisterin Beate Weber wies am Ende der Feier auf die Chancen hin, die durch das Klinikum entstehen und wünschte sich vom Land "Hilfe bei der Entspannung der Verkehrslage im Neuenheimer Feld, das täglich 10.000 Beschäftigte unterbringt". (sm)

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Gegen Verkürzung der Sperrzeit

Schreiben an Städtetag: OB befürchtet Nachteile für Anwohner


Das Innenministerium beabsichtigt, die derzeitigen Sperrzeiten zu verkürzen. Geplant ist, dass der Sperrzeitbeginn unter der Woche um eine Stunde und an Wochenenden (Nacht zum Samstag und Nacht zum Sonntag) um zwei Stunden hinausgeschoben wird.

Der Städtetag Baden-Württemberg informierte Oberbürgermeisterin Beate Weber in einem Brief über seine Absicht, dem Entwurf zuzustimmen. In einem Antwortschreiben spricht sich die Oberbürgermeisterin ausdrücklich gegen eine Verkürzung der Sperrzeiten aus. Ihr Brief in Auszügen:

"Die geplante Änderung berücksichtigt nicht die berechtigten Interessen der Anwohner von Gaststätten und Vergnügungsstätten. Wer einer geregelten Arbeit nachgeht, hat einen Anspruch auf den Schutz seiner Nachtruhe. Mit dem derzeitigen Sperrzeitbeginn um 1 Uhr haben sich die meisten Menschen, die im Umfeld einer Gaststätte wohnen, arrangiert...

Gerade in der Heidelberger Altstadt wurden in den vergangenen Jahrzehnten hohe Sanierungsmittel eingesetzt, um ein Wohnumfeld zu schaffen, das Familien mit Kindern einen Anreiz bietet, dort leben zu wollen. Mittlerweile wohnen in der Altstadt wieder fast 5.000 Berufstätige und knapp 1.000 Kinder unter 14 Jahren. In demselben Stadtteil befinden sich aber auch 204 der insgesamt 669 Heidelberger Gaststätten.

Bisher ist es gelungen, größere Konflikte zu vermeiden und in den meisten Fällen einen Interessenausgleich zwischen Wirten, Gästen und Anwohnern herbeizuführen. Die bestehende Sperrzeitregelung war dabei hilfreich. Denn den Wirten war bewusst, dass sie - soweit es die örtlichen Verhältnisse zuließen - zwar nach sorgfältiger Prüfung des Einzelfalls eine Sperrzeitverkürzung, zum Beispiel an Wochenenden bis 3 Uhr, erhalten konnten, diese aber nur befristet. Bei wiederholten berechtigten Anwohnerbeschwerden mussten sie damit rechnen, nach Fristablauf keine Verkürzung mehr zu erhalten...

Während ein Wirt, der beispielsweise seine Gaststätte gegen den Willen der Nachbarn bis 3 Uhr offen halten will, bisher beweisen musste, dass ein öffentliches Bedürfnis vorhanden ist (...), träfe künftig für ein Rückführen der Sperrzeit auf 1 Uhr die Beweislast die Stadt. Langwierige Verfahren zum Nachteil der Anwohner wären die Folge. Auch die Möglichkeit, die Verkürzung der Sperrzeit mit Auflagen zu verbinden, würde entfallen...

Nach alledem ist mir wichtig, dass es nicht zu einem allgemeinen landesweit gültigen Hinausschieben der Sperrzeiten kommt. Ich habe aber Verständnis dafür, dass andere Städte, in deren Innenstadt wenig Menschen wohnen, sich eine liberalere Sperrzeitregelung wünschen... Deshalb schlage ich vor, dass das Recht und die Verpflichtung, allgemeine Sperrzeitregelungen für das jeweilige Gemeindegebiet oder für einzelne Stadtteile zu treffen, ausschließlich auf die Gemeinden übertragen wird."

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Technologiepark startet Life Science Lab

Gemeinsames Bildungsprogramm von Schule, Wissenschaft und Wirtschaft für Oberstufenschüler


Am Freitag, 6. Oktober, wird das Heidelberger Life Science Lab im Kommunikationszentrum des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) mit Vorträgen von Dr. Beate Scholz, Deutsche Forschungsgemeinschaft, und Professor Dr. Parnas, Hebrew University Jerusalem, eröffnet. Direkt anschließend starten 100 Teilnehmer in das erste gemeinsame Wochenendseminar bei SAS Institute, Springer-Verlag, DKFZ und der Fachhochschule Heidelberg.

Das Heidelberger Life Science Lab ist ein Bildungsangebot für Schülerinnen und Schüler der Oberstufen von Gymnasien. Wissenschaft soll praktisch erlebt werden - zusammen mit Lehrern und Wissenschaftlern. Der Technologiepark Heidelberg und seine Gesellschafter, die Stadt Heidelberg und die Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar, wollen mit dem Life Science Lab Neugier auf die Welt der Wissenschaft wecken, die immer mehr zur Quelle der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung wird und die Berufe der Zukunft bestimmt.

Das Heidelberger Life Science Lab war anfangs für 60 Teilnehmer konzipiert worden. Auf Grund der unerwartet hohen Bewerberzahl (215) ist auf 100 Plätze aufgestockt worden. Beim Auswahlverfahren musste sich jeder Schüler mit einem Kurzvortrag über ein selbst gewähltes Thema einem Auswahlgremium vorstellen.

Das Bildungsprogramm des Heidelberger Life Science Labs umfasst vier wesentliche Elemente:

  • Wöchentliche zentrale Vorlesungen und Diskussionen (freitags 17 bis 19 Uhr), die auf die gesamte Bandbreite der Zukunftstechnologien neugierig machen sollen.
  • Arbeitsgemeinschaften, die jeweils gemeinsam von einem Wissenschaftler, Lehrer und erfahrenen Schüler geleitet werden. Sie bestimmen Inhalt, Ort und Zeit ihrer praktischen wissenschaftlichen Arbeit selbst.
  • Ferienveranstaltungen und -akademien, die von den Arbeitsgemeinschaften organisiert werden.
  • Wochenendworkshops mit den Kooperationspartnern.

Das breite Bildungsangebot wird durch das Engagement der Kooperationspartner erst möglich gemacht. So stellt beispielsweise der Springer-Verlag die Kommunikationsschnittstelle mit dem neuen Internet-Portal www.brains.de bereit. Grundlegende biologische Praktika werden unter Federführung des Europäischen Molekularbiologischen Laboratoriums (EMBL) angeboten. Das DKFZ stellt Räume für die Freitagsvorlesungen und Seminare zur Verfügung, Internetangebote werden mit der Agentur Xmachina realisiert, Wochenendworkshops werden in Zusammenarbeit mit dem European Media Lab, dem EMBL, den Firmen Merck KGaA, Leica Microsystems Heidelberg GmbH, Roche Diagnostics GmbH, SAS Institute GmbH und dem Springer-Verlag entwickelt und durchgeführt. (sm)


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Stand: 2. Oktober 2000