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Ausgabe Nr. 39 · 29. September 1999 |
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Proben zu Peter Härtlings Stück "Oma" im Zwinger 3. Am 29. September berichtet das Kurpfalzradio in seiner Sendung "Nahaufnahme" von 10 bis 11 Uhr live aus dem Kinder- und Jugendtheater Heidelberg. (Foto: Rothe) |
Ein Fest für alle Lebensalter |
Stadt, Jugendtheater und Werkstattgalerie starten ein außergewöhnliches
Projekt zum Internationalen Jahr der Senioren Theater im Herbst: vom 2. bis 31. Oktober sind der Zwinger 3 und die Werkstattgalerie Schauplatz für Theateraufführungen, Ausstellungen, Lesungen, Erzählcafés und Workshops. Höhepunkt der vierwöchigen Veranstaltungsreihe wird ein Tangoball sein. Oma, erzähl doch mal von früher..." So oder ähnlich beginnen die spannendsten Gespräche zwischen Großeltern und Enkeln. "Theater im Herbst" ermöglicht solche Begegnungen und regt Gespräche zwischen den Generationen an, die sich viel zu sagen haben, wenn Lebenserfahrungen aus Kindheit und Alter ausgetauscht werden. Die vielschichtige Veranstaltungsreihe startet am 2. Oktober im Kinder- und Jugendtheater Zwinger 3 mit der Theateraufführung "Oma" nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Peter Härtling. Eine Liebeserklärung an die Großmutter, in der die Geschichte des fünfjährigen Kalle erzählt wird, der durch einen Unfall beide Eltern verliert. "Oma" nimmt ihn bei sich auf. Doch wie kommen beide mit der neuen Situation zurecht? Eines wird klar: diese beiden Generationen können einander viel geben. Im Foyer des Kinder- und Jugendtheaters erwartet das Publikum ein komplett eingerichtetes altes Klassenzimmer, mit Schulbänken, Tafel und etlichem Zubehör. Sonntagnachmittags, wenn "Erzählcafé" auf dem Programm steht, darf das Publikum in diesen denkwürdigen Bänken Platz nehmen. Am Lehrerpult werden dann die Karikaturistin Marie Marcks (3.10.), eine Woche später der Kunstgeschichtsprofessor Max Kläger (17.10.) und schließlich der Autor Peter Härtling (30.10.) erwartet. Sie erzählen Geschichten von früher, wie es war, als sie ein Kind waren... Ein starkes Stück deutscher Nachkriegsgeschichte präsentiert das Seniorentheater Tübingen mit "Saubere Nachbarschaften" (29.10.). Es zeigt, wie acht ganz unterschiedliche Frauen versuchen, in der Zeit zwischen Kriegsende und Wiederaufbau "über die Runden zu kommen". Theaterworkshop für Seniorinnen und Senioren, Fotoausstellung und Lesung in der Werkstattgalerie und schließlich eine Einführung in die Geheimnisse des Tango garantieren eine anregende Veranstaltungsreihe für Jung und Alt. Brücken bauen... Die Idee zu der Veranstaltungsreihe "Theater im Herbst" wurde im Seniorenzentrum Weststadt geboren und von dem neuen Dramaturgen des Kinder- und Jugendtheaters, Christian Laubert, gerne aufgegriffen. Antrieb zu dem Projekt war der Wunsch, etwas auf die Bühne zu bringen, was die Generationen verbindet und alle Altersgruppen anspricht. "Vielleicht gehen Großeltern und Enkel gemeinsam ins Theater und kommen über die Geschichten miteinander ins Gespräch", hofft Hilde Gäthje von der Abteilung für Altenarbeit der Stadt Heidelberg. Dass der Wunsch nach Austausch und Kontakten zwischen den Generationen da ist, belegen zahlreiche Initiativen. Bereits 1991 wurde der "Paten-Oma-Dienst" eingerichtet. Eine zündende Idee aus dem Seniorenzentrum Weststadt. Heute sind über 30 "Paten-Omas" an Familien oder Alleinerziehende vermittelt, die sich eine Oma wünschen. ...zwischen Jung und Alt Neu in der Weststadt - in Ziegelhausen bereits seit einigen Monaten ein Erfolg - ist die Kooperation zwischen einer Kindertagesstätte und dem Seniorenzentrum. Seit September diesen Jahres gehen Seniorinnen in die Kindertagesstätte Blumenstraße und lesen vor oder erzählen "ihren Kindern" Geschichten. "Auch andere Kindergärten wünschen sich Vorlese-Omas oder Opas", berichtet Antje Kehder, Leiterin des Seniorenzentrums Weststadt. Eine Menge guter Ansätze. Grund genug zum Ende des Internationalen Jahres der Senioren, in Heidelberg "ein Fest für alle Lebensalter" zu feiern. (doh) |
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Ida Ebel mit ihren beiden "Paten- Kindern" Bastian und Maximilian: "Es ist schön, mit den Augen der Kinder die Welt noch einmal neu zu entdecken. (Foto: Rothe) |
"Paten-Oma" gefragt |
Seit Frühjahr 1999 ist Ida Ebel "Paten-Oma" bei einer Heidelberger
Familie. Über ihre ersten Erfahrungen sprach sie mit dem STADTBLATT. STADTBLATT: Frau Ebel, Sie sind selbst dreifache Oma und halbtags berufstätig, wie kamen Sie auf den Gedanken "Paten-Oma" zu werden? Ida Ebel: Ich bin von Haus aus eine begeisterte "Oma" und so habe ich mich mit Frau Gäthje von der städtischen Abteilung für Altenarbeit in Verbindung gesetzt. STADTBLATT: Wie kann man sich Ihre Besuche bei den Kindern vorstellen? Ida Ebel: Die Zwillinge Bastian und Maximilian sind eineinhalb Jahre alt. Bastian ist auf Grund eines Geburtstraumas in seiner Entwicklung langsamer. In der Zeit wenn ich da bin, kann sich die Mutter ihm besonders widmen. Ich ziehe dann mit Maximilian los und wir machen richtige Abenteuer. Kinder erleben ja täglich Neues, jede Blume, jeder Käfer am Wegesrand, alles ist interessant oder sei es dreimal durch dieselbe Pfütze zu spazieren. Wir haben ja Zeit. STADTBLATT: Was macht die Rolle der "Oma" so reizvoll für Sie? Ida Ebel: Eine Großmutter hat das Privileg, nicht erziehen zu müssen. Sie hat dadurch eine andere Großzügigkeit, sie muss einfach nur "da sein". Die Kinder freuen sich, wenn ich einmal die Woche komme. Sie zeigen mir was sie Neues gelernt haben, führen neues Spielzeug vor und ich staune dann. Ich habe so gute Erfahrungen gemacht, ich würde das auch anderen empfehlen. STADTBLATT: Der "Paten-Oma-Dienst" ist also eine gute Sache? Ida Ebel: Ja, der Kontakt zu älteren Menschen bringt auch wichtige Erfahrungen für die Kinder. Sie lernen, mit der Andersartigkeit von Älteren umzugehen, mit kleinen Gebrechen oder Schwächen, und sie lernen mit Älteren ein bisschen sorgsam umzugehen. |
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