Ausgabe Nr. 39 • 25. September 2002

Vermieten Sie an Studierende!
Der Hochschulstandort Heidelberg genießt weltweit einen hervorragenden Ruf. Alljährlich kommen Tausende junger Menschen aus dem In- und Ausland zum Studium nach Heidelberg, weil sie wissen, dass sie hier eine ausgezeichnete Ausbildung erhalten.

Immer häufiger wird der Studienbeginn jedoch stark erschwert, manchmal sogar unmöglich gemacht: Die Studienanfänger finden hier keine bezahlbare Unterkunft! In den letzten beiden Jahren ist die Zahl der Zimmer- und Wohnungsangebote für Studierende drastisch zurückgegangen, der Zimmermangel ist mittlerweile so dramatisch, dass der gute Ruf des Hochschulstandorts Heidelberg ernsthaft gefährdet ist, denn ohne Dach überm Kopf ist ein Studium nicht möglich. Erste ernste Signale kommen von renommierten ausländischen Universitäten, die Austauschprogramme kündigen wollen, falls die nach Heidelberg geschickten Studierenden obdachlos bleiben.

Die Oberbürgermeisterin, die Rektoren der Hochschulen sowie der Geschäftsführer des Studentenwerks appellieren deshalb an alle Bürgerinnen und Bürger: Vermieten Sie an Studierende! Auch Wohnungsangebote für nur kurze Zeiträume sind herzlich willkommen, denn rund 500 ausländische Kurzzeitstipendiaten suchen nur für sechs bis zwölf Monate eine Unterkunft.

Bitte helfen Sie mit, damit Heidelberg im Wettbewerb um die besten Köpfe und herausragende Leistungen auch weiterhin erfolgreich und als Studienstandort attraktiv bleibt und dringend benötigter wissenschaftlicher Nachwuchs, Lehrer, Ärzte, Juristen und viele andere hier erfolgreich ausgebildet werden können.

Für Ihre Unterstützung bedanken sich ganz herzlich:
Beate Weber, Oberbürgermeisterin, Stadt Heidelberg; Prof. Peter Hommelhoff, Rektor, Universität; Prof. Ludwig Schwinger, Rektor, Pädagogische Hochschule; Dieter Gutenkunst, Geschäftsführer, Studentenwerk

Wohungsangebote
Melden Sie Zimmer und Wohnungsangebote für Studierende bitte an:
Zimmervermittlung von Universität und Studentenwerk
Telefon: 54-2669 oder 54-2497 Fax: 54-2703;
E-Mail: wo.stw@urz.uni-heidelberg.de

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Viele Studenten – wenige Angebote. In der Triplex-Mensa suchen Erstsemester nach Zimmern. (Foto: Rothe)

Vermieter werden zu Gewinnern

Morgens, kurz vor zehn, in der studentischen Zimmervermittlung: Zum Teil schon seit zwei Stunden warten rund 70 wohnungssuchende Studienanfänger darauf, dass sich die Türen zur Zimmervermittlung öffnen, die Schlange wird von Minute zu Minute länger. Ein Platz ganz vorne in der Warteschlange, so hoffen viele, gibt ihnen eine Chance, eines der etwa 25 bis 35 am Vortag beim Studentenwerk eingegangenen Wohnungsangebote zu ergattern.

Schon im August wurden etwa 450 wohnungssuchende Erstsemester in der Zimmervermittlung registriert, im September und erst recht im Oktober wird die Nachfrage noch deutlich höher, denn es werden 6.000 Studienanfänger in Heidelberg erwartet. Nur rund 1.000 können in einem Studentenwohnheim unterkommen, etliche werden auch bei Eltern oder Verwandten wohnen und zum Teil lange Anfahrtswege in kauf nehmen müssen. Damit verbleiben noch rund 4.000 Studienanfänger, die auf den privaten Wohnungsmarkt angewiesen sind – die 25 bis 35 Wohnungsangebote, die pro Tag beim Studentenwerk eingehen, reichen jedoch bei weitem nicht, um all diese obdachlosen Studierenden unterzubringen.

Um die Motivation der Vermieter, Wohnraum an Studierende zu vermieten, noch zu erhöhen, hat sich das Studentenwerk Heidelberg deshalb in diesem Jahr etwas Besonderes einfallen lassen: Alle Vermieter, die zu Beginn dieses Wintersemesters an Studierende vermieten wollen und dem Studentenwerk ein Zimmer oder eine Wohnung anbieten bzw. schon angeboten haben, nehmen Ende Oktober an einer Verlosung teil, bei der es eine Menge zu gewinnen gibt.

Heidelberger Firmen und Einzelhändler haben bereits eine Reihe wertvoller Preise gestiftet – der Hauptgewinn ist ein Reisegutschein von STA-Travel, außerdem gibt es ein Candle-Light-Dinner für zwei Personen im Hotel Hirschgasse von der Volksbank, Konzertkarten und einiges mehr. Und wer lieber daheim mit Freunden essen möchte, dem richtet das Studentenwerk sogar ein kaltes Büffet für zehn Personen aus.
Das Studentenwerk hofft, dass dank dieser Aktion nicht nur Vermieter gewinnen, sondern auch noch viele zusätzliche Zimmer gewonnen werden können. Alle Gewinner werden schriftlich oder telefonisch benachrichtigt und zusammen mit ihren studentischen Mietern Ende Oktober zur Preisverleihung mit kaltem Büffet eingeladen.

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Christel Orlando

„Ich hatte immer Glück“

Sind Studierende andere Mieter? Gibt es vielleicht sogar gute Gründe, studentische Mieter anderen vorzuziehen? Wir fragten nach bei Christel Orlando, die seit sieben Jahren ausschließlich an Studierende vermietet. Über die Privatzimmervermittlung des Studentenwerks tritt sie mit ihnen in Kontakt. Das Gespräch führte Annette Baumann vom Heidelberger Studentenwerk.

Annette Baumann: Frau Orlando, warum vermieten Sie ausschließlich an Studierende?

Christel Orlando: Ich habe eine Sechs-Zimmer-Wohnung in Rohrbach und eine Drei-Zimmer-Wohnung in Pfaffengrund, die ich beide nur an Studierende vermiete. Ich hatte in all den Jahren immer Glück und umgekehrt habe ich das Gefühl, dass sich auch die Studierenden bei uns wohl fühlen. Ich kenne alle „meine Studenten“ mit Namen. Vor dem Einzug checken mein Mann und ich die Zimmer – falls Malerarbeiten anfallen fragen wir, wie der neue Mieter das Zimmer gestrichen haben möchte. Dabei sind die Absprachen mit den Studierenden in der Regel sehr viel unkomplizierter als mit so manch anderen Mietern. Als Vorteil empfinde ich auch, dass Studierende selten langfristige Mieter sind – sollten wir die Wohnung einmal für den eigenen Bedarf benötigen, so wird sie durch den schnelleren Mieterwechsel eher frei. Dies ist für mich und meine Familie eine persönliche Absicherung.

Nehmen Sie auch ausländische Studierende auf?

Christel Orlando: Mein Sohn hat in Kiel studiert, ich selbst habe zwei Jahre in Italien gelebt. So wie ich mir immer gewünscht habe, gut aufgenommen zu werden, so möchte ich dies auch an die jungen Menschen weiter geben. Die WGs sind gemischt – es leben Studentinnen und Studenten, deutsche und ausländische Studierende zusammen. Dabei spielt für mich keine Rolle, ob die Studierenden deutsch oder englisch sprechen. Bei mir wohnten schon französische, belgische, arabische, chinesische, koreanische Studierende – sie sind mir genauso willkommen wie deutsche Studierende. Wichtig ist, dass die jungen Leute, die in der WG leben, miteinander harmonieren.

Das ist ja eine Vermietergeschichte wie aus dem Bilderbuch...

Christel Orlando: Um Unklarheiten zu vermeiden, mache ich mit den Studierenden vor dem Einzug ein Begehungsprotokoll, das heißt, wir überprüfen Fenster, Schränke, Böden, etc. und notieren den allgemeinen Zustand. Bei Verlassen des Zimmers muss es in dem Zustand übergeben werden, in dem die Mieter es antrafen, andernfalls stelle ich den Studierenden die Kosten für die Reinigung in Rechnung. Darüber hinaus verlange ich pro Zimmer eine Kaution von 500 Euro.

Wichtigste Frage: Haben Sie noch ein Zimmer frei?

Christel Orlando: Leider nein. Dieses Jahr war der Andrang besonders groß. An einem Tag standen 20 Studierende vor der Tür – innerhalb einer Woche waren alle Zimmer vergeben. Schade, dass ich nicht noch mehr Wohnraum zur Verfügung stellen kann.

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Stand: 25. September 2002