Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 39 • 25. September 2002



Stöbern, handeln, kaufen: Flohmarkt in den Gassen der Altstadt am Heidelberger Herbst (Foto: Rothe)
Musik und Spaß auf allen Plätzen
Wenn das kein Jubiläum ist: Zum 33. Mal steigt am Samstag, 28. September, der Heidelberger Herbst, der alljährlich einmal die ganze Altstadt zum großen Festplatz macht.

Zwischen Bismarckplatz und Karlsplatz reihen sich entlang der Hauptstraße und ihrer Nebenstraßen wieder unzählige kulturelle und gastronomische Angebote. Schon ab 7 Uhr morgens kann man an den Ständen des großen Flohmarkts in den Gassen zwischen Universitätsplatz und Kornmarkt stöbern. Der Kinderflohmarkt konzentriert sich wieder auf die Bereiche Schulhof der Theodor-Heuss-Schule und Theaterstraße.

Veranstaltungsschwerpunkte sind die Altstadt-Plätze. Auf dem Marktplatz wird Oberbürgermeisterin Beate Weber gemeinsam mit ihrer Kollegin aus der englischen Partnerstadt Cambridge, Philippa Slatter, um 11 Uhr den Heidelberger Herbst offiziell eröffnen. Mit dabei sind selbstverständlich die Heidelberger Weinkönigin Larissa I., der Zwerg Perkeo und der Perkeo-Fanfarenzug.

Außerdem steht auf Marktplatz die große Radio-Regenbogen-Höpfner-Bühne, auf der ab 11.30 bis 23 Uhr ein buntes Musikprogramm mit Gewinnspielen und Tanzeinlagen läuft. Der Südwestdeutsche Rundfunk (SWR 3) lädt zum Familiennachmittag und zur abendlichen Party auf den Karlsplatz ein. Auf dem Kornmarkt ist wieder das herbstliche Weindorf aufgebaut.

Zu den großen Attraktionen des Heidelberger Herbstes gehört seit vielen Jahren der historische Kurpfälzer Markt auf dem Universitätsplatz. Auch diesmal warten Handwerker und Ritter, Händler, Hökerer, Gaukler und Spielleute darauf, interessierten Gästen ihre Fertigkeiten vorzuführen. Der mittelalterliche Markt wird auch am Sonntag, 29. September, von 11 bis 23 Uhr geöffnet sein.

In der Kettengasse präsentiert sich der Süden Frankreichs mit vielen Spezialitäten. Das Montpellierhaus macht’s möglich, dass die Gäste Weine und ländliche Produkte aus dem Departement Hérault – wie Oliven, Käse und Würste – genießen können. Es gibt aber auch Kaffee und Kuchen und Elsässer Flammkuchen.

Musik und Show gibt es auch am Anatomiegarten, im Marstallhof, auf dem Heumarkt, dem Fischmarkt und in der Unteren Straße, am Brückentor und auf dem Richard-Hauser-Platz vor der Jesuitenkirche, in der Providenzkirche und in der St. Annagasse.

Klug handelt, wer ohne Auto kommt, sagt der Verkehrsverein als Veranstalter des Heidelberger Herbstes. Von 9 bis 24 Uhr pendeln regelmäßig Busse zwischen den Parkplätzen im Neuenheimer Feld und Alter Brücke im 20-Minuten-Takt, abends sogar alle 15 Minuten. Für die Festbesucher richtet der Verkehrsverein einen Informationsstand am Eingang der Hauptstraße ein. (br.)


Sprechzeiten
Telefonsprechzeiten der Vermittlungsstelle für Nachbarschaftskonflikte sind montags von 8.30 bis 11 Uhr, mittwochs von 11 bis 14 Uhr und donnerstags von 14 bis 17 Uhr. Telefon 58-3801.

  Zum Seitenanfang



Die neue Anlage zur Hochlastfaulung im Klärwerk Süd. (Foto: Pfeifer)

Vorreiter in der Abwassertechnik

Im Jahr 1977 gründeten die vier Städte und Gemeinden Heidelberg, Neckargemünd, Eppelheim und Dossenheim, die schon zuvor bei der Abwasserbehandlung zusammengearbeitet hatten, den Abwasserzweckverband (AZV) Heidelberg. Der beging am gestrigen Dienstag, 24. September, sein 25-jähriges Bestehen mit einer Festveranstaltung und einer Fachtagung.

Ziel des damaligen Zusammenschlusses im Zweckverband war der Bau einer neuen, leistungsfähigen Gemeinschaftskläranlage. Sie wurde 1983 beiderseits des Neckars (Klärwerk Nord auf der Handschuhsheimer und Klärwerk Süd auf der Wieblinger Seite) in Betrieb genommen.

Das auf 340.000 Einwohner und Einwohnergleichwerte ausgelegte Klärwerk war damals eine der modernsten und effektivsten Anlagen dieser Art. Dass dies bis heute so blieb, ist vor allem den engagierten und hoch motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des AZV zu verdanken. Ihnen gelang es, die Reinigungsleistung des Klärwerks so zu optimieren, dass die 1992 verschärften Anforderungen an die Abwasserreinigung erfüllt wurden, ohne das Klärwerk baulich erweitern zu müssen.

Diese Lösung – Ausbau der so genannten Anoxischen Zonen – ersparte den AZV-Mitgliedern seinerzeit nicht nur rund 70 Millionen Mark (mehr als 35 Millionen Euro) sondern fand als „Heidelberger Modell“ auch allgemeine Anerkennung in den Fachkreisen.

Eine Vorreiterrolle hat der AZV Heidelberg nun auch bei der Klärschlammbehandlung übernommen: Höhepunkt der gestrigen Jubiläumsveranstaltung im Klärwerk Süd war die offizielle Freigabe eines neuen, beim AZV entwickelten Verfahrens zur Hochlastfaulung. Als „Heidelberger Verfahren“ patentiert, beschleunigt und erhöht es die Erzeugung von Biogas (das von den Stadtwerken weiter verwertet wird) und verringert die Menge des Klärschlamms, die entsorgt werden muss.

Die Mehreinnahmen beim Gasverkauf und der geringere Aufwand bei der Klärschlammentsorgung tragen zu einer deutlichen Senkung der Betriebskosten um mehrere hunderttausend Euro im Jahr bei. Zudem wird die Umwelt entlastet, weil weniger Klärschlamm entwässert und zur Entsorgung abtransportiert werden muss. Bei der Entwicklung des jetzt offiziell gestarteten „Heidelberger Verfahrens“ haben sich die Abwassertechniker/innen des AZV der wissenschaftlichen Unterstützung durch das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik bedient.

Das STADTBLATT wird über die AZV-Jubiläumsveranstaltung noch ausführlich berichten. (br.)

  Zum Seitenanfang



Die Gemeinderätinnen Fidan Ulucan-Kiliç (l.) und Karin Werner-Jensen (2.v.l.) sowie Gleichstellungsbeauftragte Dörthe Domzig (4. v.l.) gratulieren dem Mädchenhaus-Team zum zehnjährigen Bestehen. (Foto Rothe)

„Die Zukunft gehört mir“

1992 wurde der „Verein zur Förderung feministischer Mädchenarbeit“ gegründet. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, „Mädchen die Möglichkeit zu geben, einmal ohne männliche Konkurrenz eigene Erfahrungen zu machen“, so Projektleiterin Katrin Raabe. Mädchen und Mitarbeiterinnen, Stadträtinnen und die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dörthe Domzig feierten jetzt das zehnjährige Bestehen im Mädchencafe in der Gundolfstraße.

Dörthe Domzig gratulierte auch im Namen der Oberbürgermeisterin zu dem Jubiläum und der erfolgreichen Arbeit. Dem jüngsten aus einer Reihe von inzwischen erfolgreich etablierten Selbsthilfeprojekten von Frauen für Frauen (hier für Mädchen) bescheinigte sie, „eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe bei der Förderung der Gleichberechtigung wahrzunehmen“.

In diesen zehn Jahren hat der Verein ein umfassendes Angebot für Mädchen entwickelt, das sich an ihren Bedürfnissen und Interessen orientiert. Seminare und Workshops in Sachen Internet, Video, Selbstverteidigung, Fotografie, Kochen, Tanzen und Klettern sind sehr beliebt. Alljährlich werden Kanufreizeiten und Sommerfeste organisiert.

Der Mädchenhaus e.V. mit Sitz in der Gundolfstraße versteht sich als Freizeit- und Bildungseinrichtung. Für ausländische Mädchen wurde eine kostenlose Hausaufgabenhilfe eingerichtet, die gerne in Anspruch genommen wird. Die Tatsache, das bei allen Angeboten Mädchen unter sich sein können, erleichtert es vielen nicht deutschen Eltern, ihre Töchter aus dem Haus zu lassen.

Seit 1994 unterstützt die Stadt Heidelberg die Arbeit des Mädchenhaus e.V. Für ihr Projekt „Die Zukunft gehört mir!“ wird es außerdem von der Europäischen Union und dem Europäischen Sozialfonds gefördert. Der Verein bietet Lebensplanungsworkshops für Hauptschülerinnen und Hauptschüler an, die ihnen helfen sollen, sich über ihre eigenen Lebensvorstellungen und Pläne klar zu werden.

Der Verein ist außerdem seit Anfang des Jahres in der Jugendagentur, Römerstraße 23, vertreten, die einen Zusammenschluss verschiedener Organisationen wie Jobfit, Berufsfortbildungswerk und dem Mädchenhaus darstellt. Jeweils dienstags von 10 bis 12 Uhr und donnerstags von 16 bis 18 Uhr können Jugendliche bei Fragen zu Berufswahl und Ausbildung Rat und Unterstützung finden. Das Mädchencafe in der Gundolfstraße 9 ist donnerstags von 15 bis 18 Uhr für Mädchen zwischen 10 und 14 Jahren geöffnet. Per Telefon ist es unter 439250 und im Internet unter www.maedchenhaus-heidelberg.de zu erreichen. (doh)

  Zum Seitenanfang



Auf der Baustelle für das Bürgerzentrum Kirchheim: (v. l.) Frank Winkenbach vom Architektenbüro Hübner + Erhard und Partner, Dieter Bächstädt, Leiter des Sport- und Bäderamtes, Erster Bürgermeister Prof. Dr. Raban von der Malsburg, Gerhard Köhler von Hübner + Erhard und Partner, Xenia Hirschfeld, Leiterin des städtischen Gebäudemanagements, und Matthias Everling von der Firma REL (Recycling- und Entsorgungszentrum Ladenburg) (Foto: Pfeifer)

Ein Bürgerzentrum für Kirchheim

In Kirchheim wird dort, wo vor zwei Jahren die Kindertagesstätte Hegenichstraße einen modernen und attraktiven Neubau erhalten hat, nun auch ein neues Bürgerzentrum errichtet. Dafür werden das alte Gebäude der Kindertagesstätte in der Hegenichstraße 2, die denkmalgeschützte Turnhalle sowie der Verbindungstrakt zwischen den beiden Gebäuden saniert und neu gestaltet.

Die bisherige abwechselnde Nutzung der Halle an der „Spinne“ durch den Schulsport und die örtlichen Vereine beschrieb Erster Bürgermeister Prof. Dr. Raban von der Malsburg bei einer Baustellenbegehung mit der Presse als für beide Seiten unbefriedigend. „Morgens beschweren sich die Lehrer, dass es nach Zigaretten und Bier riecht, und abends die Vereine, dass es nach Schweiß riecht.“

Für den Schulsport erhält die Kurpfalzschule auf ihrem Gelände eine neue Turnhalle. Die alte Turnhalle dagegen wird zur Festhalle mit variabler Bühne. Bis zu 350 Besucher werden dort bei Veranstaltungen Platz finden. Im ehemaligen Gebäude der Kindertagesstätte stehen einige Räume für noch nicht festgelegte Nutzungen zur Verfügung. Der Stadtteilverein und der Gesangsverein werden dort ebenso Platz finden wie das Büro und die Wohnung des Hausmeisters sowie eine Küche. Wesentliches Merkmal des Raumkonzeptes der Architekten Hübner + Erhard und Partner ist die Verlegung des Eingangs in die Mitte zwischen die Gebäudeflügel über ein vorgelagertes Foyer.

„Kirchheim bekommt wesentlich mehr, als ursprünglich geplant war. Durch die Halle mit 2.000 Quadratmetern Nutzfläche werden für den Stadtteil Kirchheim optimale Raumbedingungen geschaffen“, betonte der Baudezernent. Die gesamten Aufwendungen bezifferte von der Malsburg auf 17 Millionen Mark (rund 8,7 Millionen Euro).

Die Abbrucharbeiten für das Bürgerzentrum, mit denen bereits begonnen wurde, sind keine leichte Aufgabe, weil das Gebäude auf der Grenze zum Nachbargrundstück steht. Die Ladenburger Firma REL muss dabei äußerst behutsam vorgehen, um Schäden am Nachbargebäude zu vermeiden. Ausdrücklich dankte der Erste Bürgermeister dem betroffenen Nachbarn für seine Kooperationsbereitschaft.

Als weiteren Punkt erwähnte der Baubürgermeister bei der Ortsbegehung das Problem der „Spinne“. Gegner der Straßenbahn im Gemeinderat hätten die Mittel aus dem Haushalt 2002 gestrichen – „was ich kurzsichtig finde“, so von der Malsburg, „weil Kirchheim eine neue Platzgestaltung braucht – mit oder ohne Straßenbahn“. Die Verwaltung wird deshalb einen erneuten Anlauf nehmen, in den kommenden Haushalt Mittel einzustellen, damit der heute wenig attraktive Platz bis 2006 ein neues Gesicht erhalten kann. (rie)

  Zum Seitenanfang



Unterzeichneten eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit: Bassam Beirouti, Oberbürgermeister von Aleppo, und Oberbürgermeisterin Beate Weber (Foto: Kresin)
Besuch aus Syrien
Bassam Beirouti, Oberbürgermeister von Aleppo/Syrien, einer der schönsten und ältesten Städte der arabischen Welt, war in dieser Woche zu einem kurzen Arbeitsbesuch in Heidelberg.

Er war auf Einladung der GTZ (Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit Eschborn), die seit 9 Jahren die Altstadt von Aleppo saniert und restauriert, an den Neckar gekommen. Am Mittwoch ließ er sich von städtischen Fachleuten ausführlich über Lokale Agenda und Umweltschutz, Verkehrsmanagement, Verwaltungsreform und die Auswirkungen des Heidelberger Tourismusleitbildes informieren.

Ein wichtiges Ergebnis des Besuches war die Unterzeichnung einer Vereinbarung zwischen den Städten Aleppo und Heidelberg durch Oberbürgermeister Beirouti und Oberbürgermeisterin Beate Weber: „In Anerkennung der gemeinsamen Verantwortung unserer beiden Städte für eine nachhaltige Entwicklung unserer gemeinsamen Erde, die der „World Summit on Sustainable Development 2002“ in Johannesburg noch einmal besonders deutlich gemacht hat, und zur Förderung des friedlichen Zusammenlebens, des gegenseitigen Verstehens und der Toleranz, wollen die Städte Aleppo und Heidelberg enger zusammenarbeiten. Als erstes gemeinsames Projekt ist vorgesehen: Unterstützung der Stadt Heidelberg bei der Erarbeitung und Entwicklung eines neuen Tourismus-Leitbildes für die Stadt Aleppo.“

Zum Seitenanfang
  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



Copyright © Stadt Heidelberg 1999, All Rights Reserved
Stand: 25. September 2002