Kinder und Kultur

Ausgabe Nr. 39 • 25. September 2002



Den 80. Geburtstag von Marie Marcks haben Stadt und Museum zum Anlass genommen eine repräsentative Auswahl ihrer Werke für das Museum zu erwerben. Plakate und Karikaturen aus der Zeit von 1955 bis 2000 sind noch bis zum 29. September im Badensaal des Kurpfälzischen Museums, Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr und Mittwoch von 10 bis 21 Uhr, ausgestellt.(Foto: Rothe)

Kritik, das Salz der Demokratie

Wenn die bekannteste deutsche Karikaturistin, die „First Lady der Karikatur“, ihren 80. Geburtstag feiert, dann möchte auch die Stadt, in der sie seit über einem halben Jahrhundert lebt, sie in besonderem Maße ehren. Bei einem festlichen Empfang im Kurpfälzischen Museum überbrachte Oberbürgermeisterin Beate Weber auch im Namen des Heidelberger Gemeinderates herzliche Glückwünsche. „Wir zollen Ihnen Anerkennung als Künstlerin und bewundern ihr Lebenswerk als Frau und Mutter“, sagte die Oberbürgermeisterin.

Die dankte der Künstlerin dafür, dass sie sich in all dieser Zeit mit ihren geistvoll hintersinnigen Karikaturen und Zeichnungen zu Wort gemeldet habe. „Kritik ist das Salz der Demokratie“, so die Oberbürgermeisterin. In ihrer Festansprache rief sie wichtige Stationen im Leben und Arbeiten von Marie Marcks in Erinnerung.

Im August 1922 in Berlin geboren, wuchs sie nach eigenem Bekunden „mit dem Zeichenstift in der Hand“ auf. Der Vater war Architekt, die Mutter leitete eine private Kunstschule. Die Erfahrungen in der Kriegs- und Nachkriegszeit prägten ihr Weltbild. Das im Krieg begonnene Architekturstudium brach sie 1945 ab, um nach Heidelberg zu gehen, wo ihre Schwester studierte.

Sie porträtierte die Kinder der US-Soldaten und fand schließlich in den Patton Barracks eine erste Anstellung als Grafikerin. In den fünfziger Jahren gestaltete sie Plakate für den Heidelberger Filmclub und das Cave 54. Ab den frühen 60er Jahren veröffentlichte sie politische Karikaturen in der Süddeutschen Zeitung, der „Zeit“ und dem „Spiegel“.

Marie Marcks zeichnete gegen die Atombombe und die Wiederbewaffnung, gegen den Kalten Krieg und beargwöhnte das Wirtschaftswunder. Als fünffache Mutter versuchte sie den Spagat zwischen Erwerbstätigkeit und Familie. Auch diese Erfahrungen fließen in ihr zeichnerisches Werk ein, das einen kritischen Blick auf das Geschlechterverhältnis eröffnet.

Museumsleiter Dr. Frieder Hepp freute sich über die fruchtbare Beziehung zwischen Marie Marcks und dem Kurpfälzischen Museum. Er erinnerte an die Marie Marcks-Retrospektive vor zwei Jahren mit mehr als 6.000 Besucherinnen und Besuchern. (doh)

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Renata Serelyte



Nedim Gürsel

Leckerbissen für Literaturfreunde

Das literarische Herbstprogramm der Stadtbücherei kann sich sehen lassen. Während in Frankfurt die Vorbereitungen für die Internationale Buchmesse auf Hochtouren laufen, werden auch in Heidelberg Autorinnen und Autoren aus der Türkei, Frankreich und Litauen, dem diesjährigen Schwerpunktland der Buchmesse, erwartet.

Zu einer Reise in die Welt der venezianischen Renaissancemalerei lädt der in Paris lebende türkische Schriftsteller Nedim Gürsel ein. „Turbane in Venedig“ ist der Titel seines neuen Romans, den er am Donnerstag, 26. September, um 19.30 Uhr, vorstellt. Auf den Spuren osmanischer Porträts in der abendländischen Malerei, forscht sein Held, Kunstprofessor Kamil Uzman, in den Museen und Bibliotheken Venedigs. In der Halbwelt von Mestre verliert er beinahe sein Ziel aus den Augen...

Am Eröffnungstag der Frankfurter Buchmesse ist in Heidelberg eine der wichtigsten jungen Autorinnen Litauens zu Gast. Renata Serelyte schreibt Romane, Erzählungen, Gedichte, Kinderbücher und ist als Literaturkritikerin tätig. Am 9. Oktober stellt sie ihren preisgekrönten Roman „Sterne der Eiszeit“ vor. Er verbindet Gesellschaftssatire, Realismus und Poesie und erzählt zugleich vom raschen Wandel des kleinen Landes Litauen, das plötzlich gar nicht mehr so fremd erscheint.

Für Literaturfans wird auch in diesem Jahr die traditionelle „Fahrt zur Buchmesse“ angeboten. Sie startet am Samstag, 12. Oktober, um 8.30 Uhr an der Stadtbücherei. Karten gibt es bei allen Filialen der Buchhandlung Schmitt.

Weltliteratur aus Frankreich steht im November auf dem Programm. Das Bureau de la coopération universitaire hat gemeinsam mit der Stadtbücherei und dem deutsch-französischen Kulturkreis einen der wichtigsten lebenden französischen Schriftsteller eingeladen. Michel Butor verfasste eigens für die Neuedition von Victor Hugo’s Heidelberg-Kapitel der „Rheinreise“ ein Essay, das er am 5. November vorstellen wird.

Beim „Frederick Tag“, dem landesweiten Literatur- und Lesefest für Kinder, stellt Klaus W. Hoffmann am 14. Oktober den „Ritter mit dem Zauberschwert“ vor, und Margret Steenfatt liest am 15. Oktober aus ihrem Buch „Komplizinnen“. Schließlich verleiht Leanders Leseladen den Kinderliteraturpreis „Heidelberger Leander“ am 19. Oktober erstmals in den Räumen der Stadtbücherei. Preisträger des Jahres 2002 ist Rafik Schami. Weitere Informationen zum Programm der Stadtbücherei sind im Internet unter www.heidelberg.de/stadtbuecherei zu finden.

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Stadtgeschichte im Gehen

Der Heidelberger Schriftsteller Michael Buselmeier und der Leiter des Kulturamtes, Hans-Martin Mumm, bieten wieder Führungen durch die Epochen Heidelbergs und seiner Stadtteile an. In diesem Herbst steht der Weg vom vermeintlich beschaulichen Biedermeier zum Deutschen Reich und zum „Weltdorf“ Heidelberg im Mittelpunkt des Interesses. Drei Spaziergänge führen durch die Altstadt und einer nach Bergheim. Die erste Altstadtführung beginnt am Sonntag, 29. September, um 11 Uhr im Innenhof des Kurpfälzisches Museums. Weitere Termine sind: „Altstadt II“ am Donnerstag, 3. Oktober, Treffpunkt: Synagogenplatz (Große Mantelgasse); „Altstadt III“ am Sonntag, 3. November, Treffpunkt: Herkulesbrunnen am Marktplatz und „Bergheim“ am Sonntag, 10. November, Treffpunkt: Menglerbau, Ecke Rohrbacher- und Poststraße. Beginn ist jeweils um 11 Uhr.

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Stand: 25. September 2002